Aus “Der junge MC”: November Rain 1989 (Anekdote)

Mal wieder ein kleiner Schwank aus meiner Jugend, weil ich gerade am Wochenende mit einem Freund über diesen denkwürdigen Abend im November 1989 sprach, eine Nacht mit überdurchschnittlich viele Ereignissen. Angefangen beim klassischen Treffen, wie jeden Samstag um 18.00 an unserer Schule, alle Mitglieder unserer Padergang (aka “Pader Ruler”) waren dabei, Hansen brachte seinen Ghettoblaster mit und alle waren gespannt, was der Abend so bringen würde. Hinzu kam die Besonderheit, dass bis auf wenige Mitglieder die Padergang gerade Hausverbot in unserem Stammclub (Tanzschule Ströhemann-Brinck, “Ströh”) hatte und somit ohnehin unklar war, was man unternehmen würde. Eine Idee kam Markus, als er sich Jerrys Schlüssel auslieh, um sich damit ein Flaschenbier zu öffnen. Ein Vorwand, wie Tapeten, und natürlich vergaß er, diesen zurückzugeben. Jerry hatte seinerzeit eine Freundin und kein Hausverbot im Club, was ein Großteil unserer Gang verachtete. Markus kam also mit der Idee, in Jerrys Abwesenheit einfach bei ihm zuhause – genauer: im Haus seiner Eltern weiterzufeiern.

Die Idee kam nicht überall gut an, besonders nicht bei Marius, der an diesem Abend seine neue Gaspistole ausprobieren wollte. Marius war immer so ein Alles-Mitmacher, zuerst kaufte er sich jede einzelne Ausgabe vom Yps!-Magazin (btw: natürlich ist die neu aufgelegte Yps! nicht mehr so geil wie früher, es sind knapp 30 Jahre vergangen, man kann keine Party 2x feiern. Außerdem bleibt nichts aus den 80ern ewig cool, bis auf MJs Thriller, Air Max 1 und MC Winkel), dann wurde er Hobby CB-Funker und naja, wenig später waren halt Gaspistolen halt irgendwie en vogue. So teilte sich die Gruppe also auf, ein paar gingen zum Haus der Eltern von Jerry, einige wenige ins oder vor das “Ströh” und der Rest ging direkt an die Küste. Hier war es ein Hobby, beim Bier Billard zu spielen (“pieksen” sagte man damals dazu) und anschließend eine Runde durch Eros Center und Palais D’Amour zu drehen. Hier roch es immer so nach Unterwelt und auch wenn von uns noch nicht Jeder volljährig war; wir waren jetzt bewaffnet!

Bei Jerry angekommen belagerten wir zunächst die Kellerbar. Seine Eltern hatten in jedem Zimmer einen Videorekorder stehen, außerdem wussten wir, wo sein Vater die Triple-X Filme aufbewahrte. Natürlich kam seine Mutter noch vor Mitternacht nachhause und schmiss uns alle bis auf Markus raus. Den hatte sie nämlich zunächst übersehen, der war zwischendurch in der Badewanne im oberen Stockwerk eingeschlafen und ich vermute, sie hätte ihn später auch rausgeschmissen, wenn er nicht nach Übernachtungsmöglichkeiten im Ehebett gefragt hätte. Wir fuhren anschließend mit dem Bus ins Joy, in dem DJ Gary, bekannt für seinen himmelsschreiend schlechten Geschmack und einer fast gefährlichen Talentlosigkeit am DJ-Pult, aufzulegen versuchte. Kiel, ohnehin schon keine eigene Szene und weniger los als auf runden Monopoly-Brettern. Dazu die schlimme Musik der Achtziger, präsentiert von einem DJ, der die Fox the Fox (!)-Single “Precious Little Diamond” auf 33r/pm spielte.

Dann ging nach und nach die Tür auf und alle kamen sie herein: Markus, unversorgt und besockfußt (auf der Mutter-Flucht verlor er einen Schuh). Marius, der im Milieu eine Backpfeife vom Kneipier der “Jubiläums-Bar” bekam, nachdem er diesen mit vorgehaltener Schreckschusspistole bedrohte. Ihm riss hierbei das Trommelfell, eigenen Aussagen zufolge kränkte es ihn jedoch mehr, von der gesamten Kneipe ausgelacht worden zu sein. Und zuletzt kam Jerry, der nur schnell seinen Schlüssel abholen wollte. “Hab’ ich irgendwas verpasst!”. “Nicht sooo viel. Nur Muddi könnt’ etwas sauer sein!”. Die nächsten Wochenenden blieb ich dann lieber zuhause, es war ein ziemlich kalter November.

Kommentare

6 Antworten zu “Aus “Der junge MC”: November Rain 1989 (Anekdote)”

  1. Gevatter sagt:

    hihi, fantastische Situation: man bedroht einen Mann mit einer Pistole….der antwortet einfach nur mit einer Ohrfeige und läßt sich von der Pistole nicht beeindrucken. Die größtmögliche Erniedrigung!

  2. Andreas sagt:

    “Ein Vorwand, wie Tapeten”

    hat etwas länger gedauert, aber: Traum. :D

  3. Perot sagt:

    In Kiel als Studentenstadt war/ist echt so wenig los? Hätte ich nicht gedacht, aber Ihr habt ja für genug Unterhaltung gesorgt.

    Den hatte sie nämlich übersehen, der war zwischendurch in der Badewanne im oberen Stockwerk eingeschlafen und ich vermute, sie hätte ihn auch rausgeschmissen wenn er nicht nach Übernachtungsmöglichkeiten im Ehebett gefragt hätte.

    Out of context error. Meintest Du vielleicht, sie hätte ihn nicht rausgeschmissen, wenn er nicht nach … gefragt hätte?

    Gary “Garrson” Mangelbergen™? ;-) Ich glaube, der ist mir mit seinen DJ-Skills schon mal auf der Kieler Woche negativ aufgefallen.

  4. singhiozzo sagt:

    Jerry B. Anderson?

  5. MC Winkel sagt:

    @Gevatter: Aber Du kennst Mosers 8mm ja auch noch, oder? Sag mal, hattest Du nicht auch mal ein? So’ne noch Kleinere, von wem hattest Du die noch? :)
    @Andreas: :)
    @Perot: ja, ist schwierig, da in einem Satz. Es fehtl ein “zunächst”, denn als sie ihn in der Badewanne erwischt hatte, flog er NATÜRLICH auch raus! :)
    @singhiozzo: You name it! :)

  6. Jyrcn B. Anderson sagt:

    Es war eine smordee taim und meine Mom attackte mich noch one week.
    Aber welche Tripplen moves myntest du? Die Video 2000 Pirate movies oder die short 30 Minuten trailer. Hat mein Vater ja auch immer gebunkert. Auf den FSK18er Clint Eastwood movies gabs nämlich auf den MoviePeter VHS tapes immer noch pirate movie trailers.
    Dann waren da noch die Super8 movies, die Svennson (The ewige Milkdriver) gern benutzte.
    Ich erinnere mich zu gern an das group spleasing. Alle hatten einen Rekorder nur Sven mußte den Super8 usen und sich self one auf Flash Gordon splashen. gruß du sun.

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