Meine dunkle Nacht der Seele // Part 2

[Teil 1 hier]

Die Tochter des Zivildienstleiters

Nach der Ausbildung begann dann die Phase der beruflichen Orientierung (22-28 Jahre) und ich sollte erst einmal zum Bund. Gut, dass ich mich habe ausmustern lassen, ich schätze ich würde ansonsten noch heute im Gefängnis sitzen, weil ich bereits nach 2 Wochen sämtliche Befehlshaber erwürgt hätte. Bundeswehr immer schon schlimmste. So machte ich dann Zivi bei uns in Kiel an der Uni, in der Mensa. Beikoch, schön 15 Monate lang Salat schneiden und den Köchen zur Hand gehen. Dass ich hier täglich sogar 20 Minuten zu spät kam (der Bus!), muss ich vermutlich nicht extra erwähnen. Dafür wurden mir dann am Ende ein paar hundert Mark meiner ohnehin schon lächerlichen Vergütung abgezogen, was ich zunächst knurrend hinnahm, wenige Monate später dann aber mit der Tochter des Zivildienstleiters schlief. Damals hatte ich es halt noch, mein Ego. Kleiner wurde es im Laufe der Jahre dann erstmal auch nicht.

Die berufliche Rush-Hour

Es folgen ein paar Jobs als Angestellter und immer wenn ich gerade dabei war, Dinge etwas ernster zu nehmen und vielleicht so ein kleines bisschen establishiös zu werden, wurde mir böse mitgespielt. Es gab dann knallharte Erinnerungen seitens des Universums, doch nicht vom Pfad des heiligen Lebowskis abzukommen. Ich zog meine Phase der beruflichen Rush-Hour (29-35 Jahre) dann trotzdem noch im Angestelltenverhältnis durch, weil mein letzter Job an sich okay bezahlt war, zumindest hinsichtlich meines Arbeitsaufwandes. Parallel guckte ich aber schon, was man denn sonst noch so anstellen könne, was noch ein bisschen mehr Spaß bringen würde. Ich eröffnete ein Blog, in welches ich meinen Alltag leicht aufgehübscht niederschrieb und trat später noch einer Sprechgesangskapelle bei.

Raus aus der Kälte

Im Anschluss wurde ich etwas zu gemütlich und so verpasste ich den Einstieg in die Phase der beruflichen Etablierung (36-42 Jahre), erst mit 38 verabschiedete ich mich mit schöner Abfindung meines Ex-Arbeitgebers aus dem Angestelltenverhältnis. Aber besser spät als nie, ich kenne Menschen, die ich als Azubi mit 18 kennengelernt habe, die heute immer noch im selben Job sitzen. Und täglich darüber fluchen, aber nichts unternehmen, nie etwas unternommen haben. Haben sich und das Leben vermutlich alle ein bisschen zu ernst genommen.

Die letzte Phase, die Übergangsphase, der Looping zu sich selbst zurück (43-49 Jahre), die wollte ich dann auch gar nicht mehr in Kiel erleben. Ich hatte in den 7 Jahren zuvor einfach zu viel von der Welt gesehen. Dieses Blog hier hat mir einen fast 10 Jahre andauernden Traumurlaub ermöglicht, ist Alles ab 2008 nachzulesen. Ich war 5x auf den Malediven, ca. 10x in den USA, 4x in unterschiedlichen, asiatischen Ländern, 3x in Australien (Südaustralien, Adelaide, Kangaroo Island, Melbourne, diesdas), 2x in der Karibik (Kuba und Curacao), je 1x in Südafrika, auf Mauritius, den Seychellen, in Neuseeland (Nord- und Südinsel) und nie in Südamerika. Und immer habe ich genau geguckt, wo ich denn zu Loopingzeiten chillen wollen würde, kurz: Es wurde die Costa del Sol, was ich bis heute nie bereut habe. Ich hatte sogar kurz an Thailand gedacht, oder Australien. USA war nie ein Thema.

Durchbruch in der Ego-driven Welt

Mein Leben lief als Selbstständiger wesentlich besser, als ich es mir je hätte vorstellen können. Zumindest wirtschaftlich, kosmopolitisch und kulinarisch. Plötzlich war man wer, zwischen 2010 und 2018 brauchte ich einfach nur einen meiner zahlreichen Kontakte aus egal was für einer Branche (Technik, Tourismus, Fashion, Musik, Kunst, … you name it) zu informieren und ich bekam einfach immer, was ich wollte.

Nike bringt neue Sneaker auf den Markt und es gab hunderte Online-Händler, die mir für ein Blogposting inklusive Erwähnung und Link einfach ein Paar nachhause schicken würden; es reichte eine E-Mail. Als ich dann irgendwann über 50 Paar Turnschuhe hatte, von denen ich 48 Paar niemals trug, hörte ich auf mit diesem Quatsch. Ich finde es ja toll, wenn Menschen ihre Leidenschaft gefunden haben. Wenn sie sich so dermaßen für etwas interessieren, dass sie alle nur erdenklichen Informationen ihrer Leidenschaft aufsaugen und stundenlang darüber referieren können. Aber Turnschuhe?
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