Unweeding – Mein Cannabis Geständnis // Teil 1: Vorwort

unweeding_marijuana_zoom_bb Cannabis Geständnis

Heute vor 14 Tagen habe ich meinen letzten Joint geraucht. Das klingt jetzt vielleicht nur so mittel-interessant, was man dazu vielleicht aber noch wissen sollte: vorher habe ich knapp ein Jahr weitestgehend regelmäßig Marijuana konsumiert. Und das gesamte Jahr über war ich mir sicher, jederzeit aufhören, oder wenigstens mal eine kleine Pause einlegen zu können. In den letzten Tagen habe ich festgestellt, dass ich mich irrte, dass eine Entwöhnung auch bei relativ geringem Konsum nicht so einfach ist und dass ich jetzt mit den Entzugssymptomen umzugehen haben würde. Wie sich dieses letzte Jahr gestaltete, wie ich vom Genussraucher dann doch zu einem mehr oder weniger abhängigen Konsumenten wurde, was für Sorten ich konsumierte und wie ich nach dieser Erfahrung zur Legalisierung-Debatte stehe – das schreibe ich jetzt mal alles auf.

Der Genussmensch

Ich war schon immer ein Genussmensch. Von Dingen, die mir Spaß machten, bekam ich selten genug. Man könnte fast sagen, ich sei so die typische Sucht-Birne, das würde dann aber ja bedeuten, dass jede dieser spaßvollen Angewohnheiten langfristig mit Problemen einhergeht – was aber nie der Fall war, zumindest habe ich das immer so für mich empfunden. Ich rauche Zigaretten seit meinem 16ten Lebensjahr, allerdings niemals in wirklich großem Stil. Ich habe mich nie als abhängiger Raucher gesehen, auch heute rauche ich am Abend vielleicht mal 2-3 Zigaretten, zum Genuss. An den Wochenenden, an denen man feiernd unterwegs ist, wird das natürlich auch mal mehr, ansonsten rauche ich immer nur dann, wenn’s passt, schmeckt und ich Bock drauf habe.

Ich komme aber auch ganze Wochen mal ohne Zigaretten aus, worum mich schon so einige Weggefährten beneidet haben. Gleiches gilt für Alkohol. Ich trinke am Abend mein Glas Wein (bevorzugt australischen Shiraz oder chilenischen Cabernet Sauvignon), ich kann aber auch wochenlang ohne ein Glas leben. Was den Vollrausch vom Alkohol betrifft: aus diesem Alter bin ich glücklicherweise raus. Viel zu lang ist die Rekonvaleszenzzeit, so ein richtiger Reset macht mich 3-4 Tage krank, im Sinne von lahm, zäh, uninspiriert, es folgen Schlafstörungen, Magenprobleme, Hitzewallungen – nach jedem Suff. Diesen Quatsch habe ich viel zu lang mitgemacht, ich verstehe nach wie vor nicht, wieso Alkohol die Volksdroge Nummer eins ist. Vermutlich weil sie die einzige, harte Droge ist, die man legal bekommt. Auch schon wieder so ein Bullshit. In meinem Leben gab es noch keine Verführung, die mich abhängig gemacht hat. Sobald irgendetwas mich einschränkte, hab’ ich einfach aufgehört oder als Folge vernünftig, also in gesundem Maße konsumiert. Ich bin MC Winkel, ich lass mich doch nicht von irgendwelchen Präperaten verarschen.

Mit dem Entspannungs-Joint ging es los

Und genau so ging es vor einem Jahr auch mit einem Entspannungs-Joint los. Ich habe in den vergangenen Jahren immer mal wieder eine Sportzigarette inhaliert. Mir gefiel die relaxierende Wirkung, Körper und Geist sind so richtig schön runtergefahren, die Sinne wurden geschärft (zumindest denkt man das), man wurde tiefgründiger, Gespräche mit anderen Weed-Schmökern waren immer die interessanteren, man öffnete sich Neuem deutlich schneller, alles war interessanter, intensiver, entspannter, leichter, schöner. Die beiden absoluten Pro-Argumente waren jedoch: am nächsten Tag gibt’s keinen Kater und man schläft tief und lang und fest und traumlos. Letzteres war nämlich schon Zeit meines Lebens ein Problem, ich habe nie besonders gut geschlafen. Ich bin den ganzen Tag ziemlich aufgedreht, ein hektischer Freak, einigermaßen okay durchgeschaltet, aber immer in Eile.

Das ist sogar noch schlimmer geworden, seitdem ich selbstständig bin. Ich genieße ja nun den Luxus der freien Zeiteinteilung, wenn ich also länger schlafe, tagsüber sonstwie zeitintensiver abgelenkt bin, dann muss für den Rest des Tages natürlich der Turbo laufen. Das geht schon mein ganzes Leben so, ich kann immer nur extrem, die seichte Mitte war mir immer zu langweilig. Und wenn man dann um 23.00h den Rechner runterfährt und sich auf die Couch setzt, dann ist die Birne eben noch an. Ihr kennt die Geschichte mit den Eulen und den Lerchen? Ich bin eine nachtaktive Eule und absolut keine Morning Person. Um es abzukürzen: der Joint am Abend regelt(e) das. Ich überlegte mir, ob es vielleicht eine gute Idee sei, mir genau wie Kevin Spacey als Francis J. Underwood in “House of Cards” zum Feierabend einen schönen Blizzunt anzuzünden – der Typ ist am Ende (Achtung: Spoiler!) immerhin Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden. Ich aktivierte also alte Kontakte und deckte mich erstmal ein.
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[Fortsetzung folgt]

Kommentare

13 Antworten zu “Unweeding – Mein Cannabis Geständnis // Teil 1: Vorwort”

  1. Ich hoffe, du störst dich an meinem Rap nicht….

  2. MC Winkel sagt:

    @Lutz+Finsterwalder: … also ohne einen Beat las sich das jetzt eher schwierig, ich hab’s daher mal rausgenommen. Aber jetzt bitte nicht rappen! :))

  3. Franz Paffka sagt:

    Ach nee, der MC ist auch ein Business-Kiffer. Ich lese Deinen kleinen Blog und vor allem die Schwänke aus der Jugend schon sehr lange mit viel Freude und habe dabei oft gedacht, dass der Winkel doch bestimmt auch gern mal einen durchbarzt. Ich selbst hab lange täglich abgeheizt, ebenso um den Feierabend einzuleiten. Ich bin 32 und mache auch irgendwas mit Medien. Ebenfalls selbstständig und ebenfalls halbwegs erfolgreich. Der Joint war mein Freund und ich hab nie gedacht, dass ich süchtig bin, oder Gras ein Problem werden könnte.

    Jetzt bin ich acht Monate “clean” und musste meine Meinung zu dem Kraut ein bisschen korrigieren. HipHop, Rebellion und Cannabis-Lifestyle – das war irgendwie mein Ding und ich war cool damit. Ohne Dope fühle ich mich top, aber irgendwie auch wie ein Drogen-Veganer, Spießer und Heimscheißer.

    Meine Geschichte und den Ausstieg hat mich dazu bewogen einen Blog zu starten und meine Sicht zu vermitteln. Ich bin sicher, Du findest Dich in einigen Geschichten wieder. Schau mal rein: “Der Business-Kiffer und sein Eichhörnchen” auf franzpaffka.wordpress.com

    Viel Erfolg bei der Abstinenz, Homie!

    Und Beste Grüße,
    Franzl Paffka

  4. Gilli Vanilli sagt:

    Die Frage ob du an und an noch einen durchziehst habe ich mir tatsächlich auch schon gestellt

    Mir gings vor Jahren ähnlich und ich hatte mich sehr an die abendlich sportzigge zum pennen gewoehnt und auch gedacht alles easy

    Irgendwann hab ichs mal gelassen wegen Job und so und hatte plötzlich krasse schlafprobleme die ersten 2 Tage mit Alptraum und schweißgebadet aufwachen

    Danach war alles ok und ich hab gemerkt das ich aktiver bin und nicht mehr so antriebslos an manchen Tagen

    Seitdem kommt es gelegentlich mal vor
    Am Wochenende in gemütlicher Runde mit Freunden oder beim Feiern

    Aber doch recht selten
    Man wird nicht jünger ne

  5. MC Winkel sagt:

    @Franz Paffka: Mir ging es wirklich primär darum, den – wie Du sagst – Feierabend einzuleiten, runterzukommen, die Hektik des Tages hinter mir zu lassen und abzuschalten. Wie ein Drogen-Veganer hab’ ich mich nie gefühlt, nur weil ich vorher nicht gesmoked habe. :) Aber Dein Blog ist direkt abonniert, ich werde das mal verfolgen, Danke für den Hinweis!

  6. MC Winkel sagt:

    @Gilli Vanilli: … kommt mir bekannt vor. Bleib dran, da kommen so einige Geschichten! :)

  7. Ich hab den Shizzle (zum Glück) körperlich nie vertragen. Mir wird einfach nur übel und ich muss nach ‘ner halben Stunde Mageninhalt loswerden. Das Feeling selbst ist auch nicht so meins. Not my drug.

  8. Franz Paffka sagt:

    Hi, ich wollte auch keinen Vergleich ziehen. Aber auf meinem kleinen Blog habe ich doch gemerkt, dass auch wenn sich die Karrieren unterscheiden, doch häufig Parallelen erkennbar sind. Jeder geht anders damit um: ich selbst hatte eine kleine Identitätskriese nachdem ich aufhörte. Ich war immer Kiffer und plötzlich wusste ich gar nicht mehr, wer ich war/sein wollte.

    Ich glaube ich bin einfach rausgewachsen. Am Anfang hatte ich ernsthafte Schlafprobleme und verrückte Träume – aber das hat sich wirklich zügig eingependelt. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Abstinenz bei Dir so auswirkt und freue mich auf die Geschichte drum herum.

    Hauen Sie rein, Franzl.

  9. daniel f sagt:

    Bester Dude Mc Winkel! :-)

  10. pihkal sagt:

    Ich wünsche dir viel Glück, trotzdem denke immer an die Worte eines guten Freundes:
    “Einmal Kiffer – immer Kiffer.”

  11. Dave After Tomorrow sagt:

    Das Problem bei mir ist, ich kann mich nicht entscheiden aufzuhören oder weiterzuharzen.
    Zum einen schläft man viel besser, zum anderen ist man nicht ganz auf der Höhe.
    Ich habe es versucht mal nur am Wochenende zu harzen… lief ganz gut.
    Du bist auf der Arbeit klar und auch danach erledigst du viele Sachen wie Einkaufen, Post, dies und das.
    Meistens, wenn ich Kiffe, werde ich eh voll müde bzw dicht und bin zu nix mehr zu gebrauchen. Hänge nur noch rum und chill.
    Irgendwie nervt mich es, aber i-wie find ichs auch geil

    Ich kann mich einfach nicht entscheiden.

  12. Marie sagt:

    GO!FOR!IT!
    Danke für die Texte, den Input, die Offenheit.
    Irgendwann wird es nicht mehr Gedankebestimmend sein, der Moment wird kommen, genieße die Vorfreude auf den Moment, in dem du wieder frei bist.

  13. Wer keinerlei Drogen braucht, kann der überhaupt gesund sein?
    © Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler

    In diesem Sinne: “Die Menge macht das Gift!”

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