Pizzaboy
Aus der Reihe „Die unsäglichsten Aushilfsjobs des jungen MC Winkel“. Ich wollte 1993 zuhause ausziehen, hätte mir vom Auszubildendengehalt jedoch das angestrebte WG-Zimmer nicht leisten können. Also, ich hätte schon. Aber dann hätte ich mich die letzten 20 Tage des Monats von Löwenzahn und Eiswürfeln ernähren müssen; was sich zu meiner kulinarisch ausgeprägten Natur konträr vierhielt. Also schaute ich einfach mal, was man als Pizzabote so nebenher verdienen können würde und liess mich bei BlitzPitz einarbeiten.
Aghosh, der pakistanische Geschäftsführer, hatte beim Vorstellungsgespräch nur 3 Fragen: was für ein Auto man fahren würde, ob man täglich duscht und was man sonst so macht. Die Fragen 2+3 erübrigten sich, wenn man von einem Fahrer empfohlen wurde, der bereits das Vertrauen von Aghosh genoß. Bei mir war es Martin, der ein gutes Wort für mich einlegte und mir zudem seinen Scirocco für etwaige Abendschichten lieh. „Aghosh, das ist hier ist der Typ. Er fährt mit meinem Wagen, also alles easy.“. Aghosh musterte mich kurz und zählte das Münzgeld zu Ende. „Zeig mir mal deine Fingernägel!“, bat er mich und ich folgte seinem Wunsch. „Ist gut. Hast heute noch nicht in alten Muddis rumgefingert, häh!“, sagte er laut lachend, woraufhin die Köche und alle gerade anwesenden Fahrer ebenfalls einsetzten. Ich dann auch. An diesem Abend erkannte ich erstmals, dass nur Blitzherpes am Freitagabend schlimmer sein würde als das erzwungene Lachen über die unlustigen Sprüche seiner Vorgesetzten. Aber egal, 10 Mark die Stunde plus Trinkgeld klangen okay, außerdem war es Martin, der mich einarbeiten sollte.
In den folgenden vier Wochen lernte ich mehr über das Leben als in der gesamten Schulzeit. Es gab einige Highlights, zum Beispiel die „Pizza Streptokokko“ für Herrn Neumann, der niemals Trinkgeld gab. Er war bei allen Fahrern wohl bekannt und ich kann Euch nur raten, niemals mit dem Tip zu geizen – vor allem, wenn ihr Sauce Hollandaise oder Thunfisch bevorzugt. Oder Familie Klett-Burdinski, die wohl profitabelsten Stammkunden bei BlitzPitz. Die 5-köpfige Familie bestellte so gut wie täglich und auch wenn keines der Kinder älter als 12 Jahre war: jeder 10 Personen-Aufzug der Welt würde in die Knie gehen wie ein Endoskop bei der Arthroskopie. Das absolute Highlight jedoch war Matriza M., von den Fahrern nur Mama Lakritze genannt. Eine Endvierzigerin, die eine noble Suite in einem recht maritimen Hotel besaß und sich dort jeden Donnerstag Abend eine Funghi hinbestellte.
„Lil‘ MC, pass bloß bei Mama Lakritze auf. Gerüchten zufolge hat Singh, der Vize-Präsi hier, sie regelmäßig frischgemacht. Als er aufhörte, selbst auszuliefern, warnte er die Fahrer: wer auch immer da beigehen würde: es wird kassiert!“, ermahnte mich Martin. In der vierten Woche passierte es. Ich war am Donnerstag für die Spätschicht eingeteilt und Aghosh gab mir den lächelnd den Lieferschein. „Aber kassieren, nä!? Und beeil‘ Dich!“. „Kann da nicht Jan hin?“. „Sie mag Jan nicht.“. Jan studierte Geschichte, war großer Bill Haley-Fan, rothaarig und stark kurzsichtig. Sonst aber ein netter Typ.
Also auf in dieses Hotel, immerhin gab es hier keine Parkplatzprobleme. Zimmer 416. „N’abend! Hier ihre Funghi, 7 Mark 40, bitte.“. „Ooooh!“, sagte sie, als hätte sie einen Schnurwurm in der Luftröhre. „Hören sie, meine nächste Tour geht nach Kiel-Mettenhof, ich muss mich beeilen. Ich möchte wirklich los, außerdem…“. „Außerdem was?“. „Außerdem könnten sie die ältere Schwester meiner Mutter sein.“. „Kennst Du den Spruch mit den alten Schiffen und dem Segeln-lernen?“. „Nee. Aber den mit der Salami und der Turnhalle.“.
Die 7,40 bekam ich auf den Pfennig genau und nach Schichtende kündigte ich. Lieber noch 6 Monate Hotel Mama als auch nur 1x noch zu Mama ins Hotel.
Uagh!
Den Spruch mit den alten Schiffen habe ich irgendwann einmal als unbefleckter zwölfjähriger von der feisten Nachbarsfrau auf einer Gartenparty gehört. Als der Nachsatz kam, dass ein guter Kapitän auch bei roter See ins Meer sticht habe ich beschloßen abstinet zu leben…
„Salami in der Turnhalle“ – dank Google schon wieder eine Wissenslücke „gestopft“
Also das mit den Schiffen, ist ja auch Blödsinn! Über alles andere möchte ich ungern nachdenken… Wirklich ungern! Uaaah!
Na wenn das Ihrem Liebesleben mal nicht einen bleibenden Schaden versetzt hat, vermut ich natuerlich nur, Herr W.!
Und: Ich habe einen Job, damit bin ich gar nicht so richtig im Urlaub, wenn auch der Job in einem Cafe im botanischen Garten Melbourne im Fruehling ist…
Igitt. Ich darf so etwas bei meiner bllühenden Phantasie NIENIEMALS beim Frühstück lesen. An sich lustig, aber NIEMALS beim Frühstück (Notiz an mich: NIENIEMALS den Mcer beim Frühstück lesen)
Man gibt Pizzakurieren Trinkgeld. Nicht dass ich je hier in Bern eine Pizaa bestellt hätte (lohnt sich als Pizzafan geschmacklich nicht wirklich), aber man gibt bei den überteuerten Preisen und den langen Wartezeiten doch kein Extra!!? Ich hätte da auch gekündigt :)
Man gibt Pizzakurieren Trinkgeld? Nicht dass ich je hier in Bern eine Pizza bestellt hätte (lohnt sich als Pizzafan geschmacklich nicht wirklich), aber man gibt bei den überteuerten Preisen und den langen Wartezeiten doch kein Extra!!? Ich hätte da auch gekündigt :)
Klingt wie das absolute Gegenteil eines Hotdogs. In jeder Hinsicht.
hmm lekcer pizza :)
Nun hab ich Bock auf ’ne Pizza!
„Der natürliche Feind des Loches ist der Pfahl“ Bart Simspon.
Ich habe mal gegoogelt, es scheint in Kiel nur noch ein BlitzPutz zu geben. Die Gefahren denen man sich da aussetzt sind womöglich immer noch dieselben.
jetzt hab ich statt den bericht zu lesen aufgrund ihrer werbung windows 7 für 119 euro gekauft. Sachen gibt’s. Pizza kann ich mir jetzt eh nicht mehr leisten, geschweige Frauen.
lieber herr winkel, der spruch mit den schiffen… kenn ich als „aehnlich lecker angebot“ nur geschlechtlich umgekehrt: „auf alten raedern lernt man fahren“. sportliche gruesse
Heerrrrlicchh …
Also ich kenn den als „Auf alten Pferden lernt man das Reiten“ aber zum Glück ist man heutzutage kaum noch auf Pferde angewiesen!?! Und die Salami hätte ich auch eher durchs Scheunentor als in die Turnhalle geworfen. Kommt dann aber wohl aufs Gleiche raus.
Ich kenn den Spruch hier in Bayern auch nur als „Auf alten Fahrrädern lernt man das fahren “ (ins hochdeutsche übersetzt). Aber es ist nichtmal gelogen, wenn ich darauf immer „ich kann aber schon fahrradfahren“ antworte…
Salami und Turnhalle muß ich aber auch mal googlen.
Ahhhhhhhh!!!
Ich wollte aufhören zu lesen, aber ich konnte nicht!
Hatte was von einem Auffahrunfall mit Todesfolge!
Da kann man auch nicht wegsehen.
“Pizza Streptokokko”
hahahahahhahahahhahahha, herr winkel, sie haben mir wieder einmal den tag gerettet. vielen dank für diese herrliche geschichte (eine ihrer besseren). :-)
Ich hab während meiner zeit beim Bund Pizzen geliefert. War eigentlich ganz OK.. Bis auf eine Kundin.. Ich sag nur 70 Jahre und dauer-riemig. Da war seine Tante ja noch harmlos.. ;o)
Schade, die Geschichte war schnell zu Ende.
@Solidglobe: Für Sie ein Bier, Hrr Globe? :)
@Lupéz: Und wie lange haben Sie es ausgehalten? Mein Tip: bis Mitternacht. :)
@smallFire: *hrmhrm* … Sie Ferkel!
@Johanna: Ich sag‘ mal so: die Vier Jahreszeiten war wirklich super!
@Lenny_und_Karl: Nene, ich habe alles gut verarbeiten können, Frau L_u_K! Und Glückwunsch zum Job! Machen Sie auch Espressi?
@Gürtel: Ach komm‘, Holmes! Bei Euch in der WG war’s viel schlimmer! :))
@ChliiTierChnübler: Also wenn man es unter einer halben Stunde geschafft hat, dann gab es oft bis zu 2DM! Wie im echten Leben. :)
@Jo: HotDog?
@Babel: Und nochwas: NIE bei Vollmond bestellen! :)
@Flo: Sie sind wirklich hart im Nehmen! :)
@Thomas: Ach das war eine Reinigungsfirma? Jetzt wird mir so Einiges klar!
@Danimateur: Gekauft oder vorbestellt? ^^
@die anke: Deshalb sollte man immer auf einen bequemen Sattel achten, liebe Anke! :)
@mee: Danke!
@jodi: Ich glaube auch. Die dritte Variante wäre das „Treppenhaus“ – auch mal gehört? :)
@Bierfreund: Mit oder ohne Stützräder, Herr Bierfreund?
@donna: Bidde! Und Danke.
@Joe: Na kommense. So schlimm war es doch nun gar nicht!
@Sülznase: Uuuuaaargh! Seh ich auch so. Mein herzlichstes Beileid, dann! :)
@KleinesF: Na ja, ein paar weitere Geschichten gibt es dazu noch. Die sind aber leider nicht blogable. :)
Jau Dange EmCe ;o)
@KleinesF: Die Geschichten sind mit Sicherheit nicht Jugendfrei..
Wär ne Idee für nen FSK18-Bereich bei Whudat.de *g*
Also noch was am Rande, die neuen Icons da links find ich klasse.
Sehen’s Herr Gürtel .. das ist halt immer so eine Sache. Beim Lesen Ihres Kommentars sah ich das BAS-Logo zur Rechten und dachte mir, „kühle Sache, die sollten fette Gürtenschnallen mit dem Logo anbieten“
Tjä, und dann wurde mir schlagartig die doppeldeutige Problematik des Begriff „Gürtelschnalle“, insbesondere in Verbindung mit „fett“, bewußt …
Wie auch immer, ich entschuldige mich, halte fette Gürtelschnallen mit BAS-Logo gleichwohl für eine brilliante Merchandising-Idee. Gerne auch mit Svarowski-Steinchen wg. BlingBling.
In einem recht maritimen Hotel, ah ja! :lol: Kann es sein, das im selben Hotel der letzte Tatort spielte?
Ich gebe natürlich immer Trinkgeld. Es sei denn, man lässt mich drei Stunden lang fast verhungern, wie seinerzeit Firma Jo.eys, deren Filiale zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt lag…
Ich kenn das nur andersrum. Ich öffnete leicht bekleidet die Tür. Sah aus wie ein Zottelviech. Nahm meine Pizza entgegen. Man reichte mir on top noch ein prall gefülltes Aufkleberheftchen. Für eine Gratis-Pizza bei der nächsten Bestellung. Wenn ich den Herrn doch herein lassen würde. Alternativ nehme er auch meine Telefonnummer. Scheint ihn nicht gestört zu haben, dass er gerade Pizza für zwei geliefert hat. Wobei…in dem Moment war ihm wohl alles egal. Gern auch Pizza gegen menage a trois.