Meet Farshid Drei

Chucks. Mit dieser Sorte Botten kann man eigentlich nie etwas verkehrt machen. Außerdem waren sie in den frühen Neunzigern auch noch nicht so teuer und – was eigentlich der größte Vorteil war – sie haben ja dieses eingebaute Air-Refreshing-System (a.k.a. Nietenlöcher im Längsgewölbebereich). “Farshid, hier ein paar hohe Chucks in schwarz als Begrüßungsgeschenk! Anders als bei deinen Cowboystiefeln trägt man die Hose übringens drüber.”. “Ach so.”.

Der Abend lief gut. Farshid hatte ein paar Kästen Bier aus dem Lager des Cafés entliehen, in dem er an den Wochenenden arbeitete. Seine Mitbewohner waren entspannte Zeitgenossen, die Schnaps zur Verfügung stellten und die Mitbewohnerinnen kümmerten sich um das Buffet. Carmen war auch da, hatte jedoch nichts Produktives geleistet, was ich angesichts ihrer knappen Abendgarderobe durchaus als hinnehmbar einstufte. Farshid hatte sogar den Wohnheims-DJ für den Abend gewinnen können und wurde mir angesichts seiner umtriebigen Maßnahmen fast sympathisch! Fast, weil er den ganzen Abend über keinen Zentimeter von Kerstins Seite wich. Ich überredete ihn zum Armdrücken mit Sören und nutzte die Gelegenheit, mich bei ihr rückzuversichern. “Ist ja nett, was Farshid hier gezaubert hat. Aber Du wirst nicht…”. “Was nicht?”. “Na bämsen. Du wirst ihn nicht beilassen, oder?!”. “Wieso nicht? Lil’ MC, das sagst du doch nur, weil du selbst willst!”. “NIEMALS! … na gut, vielleicht doch. Aber seine Füße!”. “Seine Füße? Deine Mudder!”. Der saß wie Tewaag.

Dieser Drops war offensichtlich gelutscht. Ich verbrachte die meiste Zeit mit Trinken und Dünnsinnsherumerzählerei im Gespräch mit den Jungs, es war inzwischen weit nach Mitternacht und somit an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Aus Zeitgründen musste ich auf Charme oder sonstwelchen, subtilen Eroberungsdramen verzichten und kam direkt zum Punkt wie in Flensburg bei mehr als 21km/h zu schnell. “Carmen, ich mach’ es kurz: ich bin betrunken, möchte allerdings nicht nachhause. Du siehst toll aus und meine Libido spielt verrückt. Kann ich vielleicht”, “Ja, okay.”, fiel Carmen, die eigentlich Patricia hieß, mir ins Wort. Ich fing an, mir nochmal Gedanken über ein Studium zu machen, vielleicht Medizin, merkte dann aber recht schnell, dafür zu faul und zu doof zu sein. Wieviel Schmiergeld ich brauchen würde, um hier auch als Nicht-Student einziehen zu dürfen, wollte ich am Montag trotzdem noch klären.

Carmens Zimmer lag im selben Gang wie das unseres syrischen Freundes. Ein Türlauschen musste jedoch noch drin sein wie stubenarrestierte Kinder. “Hör dir die Kerstin an!”, sagte ich, “Die ist ja schon wieder lauter als die Westkurve Block E”. “Das hört sich für mich allerdings nicht nach einem Freudengeschreie an – da stimmt doch was nicht!”, bemerkte Carmen, also Patricia, als Kerstin unterbewäscht und mit der Restkleidung unter dem Arm aus dem Zimmer rannte. Sie hatte einen Gesichtsausdruck, als hätte eine 16köpfige Spinne sie zum rückwärts/seitwärt-Einparken gezwungen. “Sag mal, war der Typ heute vormittag Krabbenpulen – mit den Füßen?”, fragte sie uns, allerdings rhetorisch, und rannte über die Straße in die Nacht.

Farshid kam in dieser Sache schwerer über den Berg kam als Messner ’86 am Makalu, ist Gerüchen zufolge jetzt aber Parmesan-Model für Kraft.

Kommentare

16 Antworten zu “Meet Farshid Drei”

  1. nixloshier sagt:

    carmen, also patricia und damit nicht kerstin erinnert mich etwas an die hiesige franziska, aber das ist wieder eine andere geschichte. ;-)

  2. setann sagt:

    …der fußgeruch warnte immerhin vor schlimmeren!(die unterhosen von ihm hat vorher sicher keiner kontrolliert nehme ich an…)
    ich habe schlimmeres erlebt, aber das erzähl ich natürlich nicht hier! wäre ja dämlich, sich freiwillig lächerlich zu machen…
    schlimmer als narkoseversuche im bett wäre doch zum beispiel, wenn man 30 graue haare mehr hat als vor einem jahr??…oder wenn man jemanden beim frühstück gegenübersitzen hat, mit dem man wenige stunden zuvor intim war und feststellen muss – während er ohne reue ins nutellabrötchen beisst, dass er finger wie thüringerwürste hat und genau diese finger sogar schon in der nacht davor hatte!
    (es war dunkel und das letzte glas sekt vergiftet und meine mutter kannte seinen vater…)
    und ich meine dabei wirklich richtig eklige würstchenfinger! so gaanz eklige, glänzende pralle wurstfinger!
    und noch schlimmer wäre es, wenn es für diese nacht mit dem thüringerwürstchenhändchenbesitzer zeugen gäben täte…(naaa, willste heute wieder würstchenbeissen gehen???)
    damit könnte man jahrelang erpresst werden oder man könnte danach auch 600 kilometer weit wegziehen…lettermann hat recht, man sollte sich nie erpressen lassen…(wobei, 10 jahre frankfurt waren auch schön…)
    hier könnte ihre werbung stehen!

  3. feronia sagt:

    OMG, diese Füße müssen ja schlimmer gewesen sein, als die Tasche mit den Trikots vom Samstagsspiel des väterlichen Handballvereins, wenn man am Dienstag gebeten wird, diese Träger männlichen gut durchgegärten Schweißes in die Waschmaschiene zu verfrachten!!!

    Warum habt ihr ihn nicht zur Fußpflege geschickt? Oder zur Amputation?

  4. “Aus Zeitgründen musste ich auf Charme oder sonstwelchen, subtilen Eroberungsdramen verzichten und kam direkt zum Punkt.”

    Es scheint ja durchaus zu funktionieren. ;)

  5. Johanna sagt:

    Naja, aber was war dann mit Carmen?!

  6. lichtmalerin sagt:

    ^
    ist nach Laufen an der Förde, anschließendem Kaffee und Lektüre der neuen Farshid-Folge mit Lachkrampf zusammengebrochen.
    Interessanter Vergleich übrigens, Mutter und Füße. :) :)

  7. Erdge Schoss sagt:

    Ist Rückwärts/Seitwärts-Einparken, werter Herr Winkelsen,

    mit Ihrem neuen Flitzer eigentlich einfacher geworden oder
    genau so sauschwer wie vorher?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  8. Herr Schmidt sagt:

    Wer nicht hören will, muss riechen. Hat mein HNO-Arzt schon immer gesagt.

  9. Pleitegeiger sagt:

    Winkelsen, zu Zeiten der Westkurve Block E war es noch sehr leise beim HSV. Aber das können Sie natürlich nicht wissen – Sie saßen ja sicher auch damals schon auf der VIP-Tribüne mit Schampus-Glas und Heizdecke :-p

  10. donna sagt:

    So kann die Woche beginnen. Wie immer: Danke, Herr Winkel!

  11. Stoeps sagt:

    Krabbenfüsse die nach Parmesan riechen….*puke* Danke! :)

  12. der.grob sagt:

    Ich habe mal eine Fußlose zum “Krabbenpulen mit den Füßen” eingeladen. Wir wurden nie ein Paar.

  13. Pssst! sagt:

    ich weiß schon, warum ich damals immer nur sendra’s getragen habe! dann klappt’s auch mit dem nachbarn *g*

  14. Perot sagt:

    “[…] Gerüchen zufolge jetzt aber Parmesan-Model […]”

    Da frage ich mich: Ist der MC wirklich ein so genialer Wortspielakrobat, oder war das einfach nur ein unfreiwillig genialer Typo? ;-)

    Man weiß es nicht – lassen wir das mal so stehen!

  15. MC Winkel sagt:

    @nixloshier: Absolut. Hätten Schwestern sein können! :)
    @setann: Aber nicht so wie die Deutschländer, oder?
    @feronia: “die Tasche mit den Trikots vom Samstagsspiel des väterlichen Handballvereins” *lol* – stimmt, das gibt es ja auch noch! Schön mit so halbnassen Handtüchern; seeehr lecker!@ChliiTierChnübler: Nicht bei Jedem! :)
    @Johanna: 140x200cm. Was hätte ich tun sollen?
    @lichtmalerin: Hm. Der war jetzt gar nicht als Vergleich gemeint. :) Aber Danke! ^^
    @Erdge Schoss: Einfacher, herr Schoss. Weil kürzer. Also, der Wagen. Nicht die Krawatte! :)
    @Herr Schmidt: Ein Rammstein-Fan? Da täte ich das Hören auch freiwillig aufgeben wollen und so…
    @donna: you’re welcome!
    @Pleitegeiger: Mensch ich kenn’ das doch noch aus Zeiten, als man noch “Volksparkstadion” sagen durfte! :)
    @Stoeps: Sorry! :)
    @der.grob: Waren die Krabben schlecht, herr grob?
    @Pssst!: öhm, … “sandras”? Klären Sie mich auf, Frau Psssst!
    @Perot: Also den können Sie mir schon zutrauen, Herr Perot! Jeeeez!

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