Die ganze Geschichte: Wie Katar sich die WM 2022 gekauft hat und wie Katar Gastarbeiter gefangen nahm und jetzt versteckt

Es wird ja gerade überall von der traurigsten, korruptesten, teuersten und bizarrsten WM aller Zeiten gesprochen und es wird darüber diskutiert, ob man diese WM als Zuschauer boykottieren sollte. Um sich ein vollständiges Bild von der Gesamtsituation zu machen, braucht es eigentlich nur zwei Videos, nämlich diese beiden hier von dem Emmy-ausgezeichneten Journalisten Johnny Harris, der uns allen sämtliche Recherche-Arbeit abgenommen und zwei außerordentlich gründlich aufgearbeitete Videos produziert hat.

Wie Katar mit hohen Bestechungsgeldern sogar europäische Präsidenten kaufte

Das erste Video kam vor 5 Tagen raus und hat bis jetzt schon 2 Millionen views, es heisst „How Qatar Bought the World Cup“ und genau das wird hier so gründlich es nur geht erklärt, inklusive einer kleinen Vorgeschichte, wie Katar eigentlich so reich werden konnte und was in den letzten 50 Jahren passiert ist. Dafür hat Johnny Harris zunächst einmal die drei wesentlichen Bestandteile – also die FIFA, die Fußball-Weltmeisterschaft und Katar – genauer unter die Lupe genommen, um es für die Zuschauer einfacher zu machen, das gesamte Ausmaß der Korruption zu verstehen.

Ein Land, welches über unendlich viel Geld verfügt, kann natürlich auch unendlich hohe Bestechungsgelder locker machen, da wurde mit den Millionen nur so um sich geworfen und die traurige Wahrheit ist, dass ab einer gewissen Summe offensichtlich Jede(r) bestechlich zu sein scheint. Ihr werdet Euch wundern, wer alles zugegriffen hat, ob es nun Cash war oder sonstige Gefälligkeiten (Jobs, Flugzeuge, Kauf von wirtschaftlich angeschlagenen Fußballclubs – you name it), die kauzigen Wüstenäffchen mit der Weltanschauung aus dem letzten Jahrtausend wussten schon ganz genau, wo sie anzusetzen hatten, um dieses Turnier in ihr künstliches und seelenloses Miniländchen zu bekommen.

Was Katar uns verheimlichen will: Gastarbeiter gefangen genommen, ausgebeutet und versteckt

Das zweite Video kam gestern raus, es ist sogar noch ein bißchen ekelhafter als das Erste. Johnny Harris hat herausgefunden, wo die Gastarbeiter angeworben wurden, wie sie bezahlt und untergebracht wurden und wie sie aufgrund der widrigen Arbeitsverhältnisse (in Arbeitsschutzklamotten bei 50 Grad in der prallen Sonne) reihenweise umgekippt sind. Er zeigt, wie es ihnen unmöglich gemacht wurde, aus den ausschließlich auf arabisch verfassten Verträgen rauszukommen und er zeigt, wo sie jetzt versteckt werden. Spoiler: es gibt einen kleinen Bereich südöstlich der Stadt, welcher vom öffentlichen Straßennetz abgeschnitten ist. Von dort aus gibt es kein Entkommen, die Arbeiter können von hier weder verschwinden, noch sich unter das restliche Volk mischen. Aber genug jetzt, schaut Euch bitte einfach die beiden Videos an.

Und was machen wir nun, Boykott ja oder nein?

Diese Fußball-Weltmeisterschaft hätte einfach niemals nach Katar vergeben werden dürfen. Das ist aber leider vor 12 Jahren passiert und alle Fakten waren stets klar (wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in diesen Videos gezeigt). Man hätte also direkt zu Beginn ordentlich recherchieren und berichten müssen, damit dieser große Fehler vielleicht noch rechtzeitig rückgängig gemacht hätte werden können. Dafür ist es jetzt zu spät, der Kasperquatsch hat bereits gestern begonnen. Im chinesischen gibt es für „Krise“ und „Chance“ nur ein Wort und ich finde, wir sollten diese Chance jetzt sehen und nutzen. Man muss jetzt nicht so peinlich berührt tun und den ganzen Tag schimpfen, weil man die WM aufgrund der Umstände auf gar keinen Fall gucken sollte, um es der FIFA und den übrigen Sponsoren zu zeigen. Das wird nicht funktionieren, ihr seht es doch: die haben sich ja sogar Fans gekauft, damit die Stadien nicht so leer aussehen.

Vier Wochen, in denen wir genau hingucken sollten

Die Kataris haben doch jetzt bekommen, was sie wollten: Die ganze Welt schaut jetzt 4 Wochen lang auf ihr Land. Dann wollen wir doch mal gucken, wie modern und weltoffen der Gastgeber sich präsentiert, schließlich hat die FIFA ein strenges Ethikreglement. Die „One Love“-Binde hat sich wohl jetzt schon erübrigt, aber Neuer hat ja gesagt, dass man als Spieler in der Pflicht stünde, auf etwaige Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen.

Und das muss ja nicht zwingend auf dem Platz sein. Am Ende sind die Spieler und die Teams das Wichtigste, was so ein Turnier zusammenhält. Falls auch nur eine Mannschaft nach der Vorrunde das Turnier vorzeitig verlassen wollen würde, weil man sich mit den menschenrechtlichen Umständen vor Ort in keinster Weise identifizieren möchte, dann gibt es kein Turnier mehr. Besser wären zwei Mannschaften, oder drei. Dann gibt es zwar auch kein Geld mehr, aber wer weiß, vielleicht gibt es ja doch etwas Wichtigeres im Leben und vielleicht gibt es ja doch noch diese aufrichtigen Typen unter den Spielern, die das verstanden haben. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass es noch eine große Überraschung bei der diesjährigen WM gibt, mit der jetzt noch keiner rechnet.

„It started with me looking at a map. But soon I got sucked into a deep dark secret, one Qatar doesn’t want the world to see.“

How Qatar Bought the World Cup:

What Qatar Doesn’t Want the World to See:

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