Charmantz vs. Establishment: schon wieder Ärger mit dem Ordnungsamt

Es war in diesem Jahr, ein Tag im Juni, der Neunzehnte, Kieler Woche. Ich wusste, dass ich am folgenden Freitag noch einen Auftritt haben würde und hielt es für angebracht, am Abend für 1-2 Stunden ins Gym zu gehen und den Schmierwanst noch schnell einigermaßen flat zu bekommen. Nun ist das Fitness-Studio leider am Bahnhof und dort herrscht gerade zur Kieler Woche ein reger Verkehr, an Parkplätze ist hier eigentlich nicht zu denken, wenn man nicht wie ich schon seit dem dritten Lebensjahr (Beschneidung aufgrund von Phimose) mehr Glück als Verstand hat (alle Frauen und ich hassen Vorhäute, konnte ich mit 3 noch nicht wissen = Glück gehabt). Es war also tatsächlich ein Parkplatz vorhanden, direkt auf dem Seitenstreifen neben dem Gym. Gut, kein vollständiger Parkplatz, aber immerhin ein Halber (eingeschränktes Halteverbot). Ich stieg aus und erblickte auf dem Wagen vor mir einen Strafzettel, dann tat ich das, was man mir später in dieser Sache vorwerfen können würde (ich bitte Euch auch, dies niemals zu machen): ich nahm mir das Ticket des Vordermannes und klemmte es hinter meinen Scheibenwischer, um somit vorsätzlich folgende Ordnungshüter zu täuschen. Das ist weder cool noch sympathisch, ich weiß das ja. Ich bereue es dennoch nicht und werde es auch weiterhin immer wieder so handhaben, weil ich eh zu 98% sympathischer bin als der gemeine Bürger Kiels, daher muss sowas quasi mal sein, soviel Charmantz (ich weiß) hält ja sonst Keiner aus.

Natürlich wurde ich dabei beobachtet und natürlich war der Beobachter angetrunken, es war schließlich schon 19Uhr. Wer in Kiel lebt und selten rauskommt, hat eine Menge zu kompensieren – und das macht man hier im Allgemeinen zu Kieler Woche. Da schnallt sich selbst der seriöseste Sparkassen-Berater einen Rucksack auf und Arschloch hoch Amerika, wer sich zur Kieler Woche nicht mindestens 3x in seinen Schoß erbricht, braucht am Montag gar nicht erst ins Büro zu kommen. Und dem Typen schien das nicht zu gefallen, er sagte noch irgendwas, aber immer wenn ich Verbotenes tat, gehe ich schneller und hör’ nicht mehr, dass hab’ ich in der Hood so gelernt. Als ich 90 Minuten später zurückkam, war das Ticket weg, sonst keine weiteren Auffälligkeiten.

Drei Monate später. Ich bekomme Post vom Odnungsamt. Aber nicht wegen des Ausborgens des Fremd-Tickets, es heisst: “Sie beschädigten beim Fahren in eine Parklücke ein stehendes Fahrzeug”, 30€. Ganz ehrlich: ich hab die Karre seit Mai, ich pass derbe auf den Benzo auf, ich streife Niemanden und fahre dann weg! Ich war außer mir vor Wut, wie kann das sein? Da ein Typ die Polizei zu irgendeinem Tatort, behauptet doof herum und ich bekomme … ein Bußgeldbescheid über 30€? Ohne Anhörung? Ohne irgendeine Erwähung i.S. Fahrerflucht? Nehmen wir an, ich würde das System respektieren und aus Unlust auf weiteren Struggle zahlen – ist das dann ein Schuldeingeständnis? Kommen dann Anzeige und fünfstellige Rechnung vom Lackierer nachträglich ins Haus? Ich war wirklich sehr aufgebracht.

Ich musste dann drei Nächte drüber schlafen, bis ich einigermaßen beruhigt war, rief dann direkt an, was übrigens auch nochmal drei Tage dauerte, weil Niemand ans Telefon ging. Erst als ich über die Sekretärin des Vorgesetzten reinkam, klappte es. Der Zuständige Mensch blätterte sich dann 5 Minuten durch die Akte und stellte aufgeschreckt fest: “Sie haben ja keine Anhörung bekommen!”. Was stimmt. Ich möge nun per Mail mitteilen, dass ich mit der Sachen weder etwas zu tun habe, noch mich erinnere, an diesem Tage überhaupt vor Ort gewesen zu sein. Ich finde das Alles sehr merkwürdig, halte Euch auf aber auf dem Laufenden (wenn’s komisch wird, mit Vlog!).

Kommentare

10 Antworten zu “Charmantz vs. Establishment: schon wieder Ärger mit dem Ordnungsamt”

  1. Perot sagt:

    Ja, an den Freitag erinnere ich mich: Keine Unterkunft mehr in Kiel gefunden (wen wundert’s), aber in Neumünster. Abends dann den Emser live on stage gesehen. :-) Aber Behörden – hör mir auf! Die kommen mir manchmal so konditioniert vor, als wäre jedwedes einem intelligenten Wesen angeborene logische Denkvermögen komplett im Laufe der Laufbahn (nice Wortspiel) aus der Marmel gewaschen und durch einen stumpfsinnigen Abarbeitungsmechanismus von durch Dienstvorschriften definierten Unlogiken ersetzt worden. Aber lass Dir sagen (und Du wirst es eh wissen): Da es auch nur Menschen sind, teilweise selbst durch den Job frustriert: Mit “Charmantz” (ich weiß;-)) bekommt man selbst die manchmal rum, fünf gerade sein zu lassen (oder zwölf ungerade, je nachdem). Meine Güte, Du bist schließlich Kiels liebster Sohn! ;-)

  2. Axel sagt:

    Wieso ist der Trick mit dem Strafzettel nicht cool? ;-)

  3. Donna sagt:

    “alle Frauen und ich hassen Vorhäute, konnte ich mit 3 noch nicht wissen = Glück gehabt”

    <3

  4. KielBerlin sagt:

    dafür hast du den baseballschäger!

  5. J. Kunz sagt:

    hit em hard!

  6. Schmenger sagt:

    Strafzettel versetzen ist ein schönes Hobby, aber sinnlos. Ordnungswarte und -Innen begutachten bei Rundgängen auch und gerade Fahrzeuge _mit_ Zettel an der Scheibe. Warum? Weil falsches Parken mit fortschreitender Zeitdauer teurer wird. “Ah, ein Falschparker. Wollen doch mal sehen, wie lange der schon da steht…”

  7. Addliss sagt:

    Das Ordnungsamt ist aber jetzt mal echt unentspannt und deine Freunde waren sie ja auch noch nie. Ich bin gespannt, wie ihr das geregelt bekommt!

  8. JimmyEight sagt:

    Und trotzdem hat man nicht an fremden Autos rumzufummeln…

  9. MC Winkel sagt:

    @Perot: … und es füllte sich zunächst recht zaghaft, weil parallel irgendein Viertelfinale stattfand. :) Aber an sich eine coole Woche…
    @Axel: Weil, … hier, … also… – verdammt, es fällt mir kein Grund ein. Na gut, ist doch cool. :)
    @Donna: :)
    @KielBerlin: Gut aufgepasst! :)
    @J. Kunz: I’ll have to!
    @Schmenger: Klar, so die Vorschrift. Aber sei mal seit 5 Jahren Politesse, bei all den Beleidigungen, Schmährufen, Ausbuhungen – in der Praxis wollen die meistens nur schnell weiter. :)
    @Addliss: Ich kann natürlich kein Freund von Menschen mit ehrloser Berufen sein. Die Politesse von heute war im Mittelalter Scharfrichter.
    @JimmyEight: Man hat nicht, man darf nicht, zieh die Hose hoch.

  10. kerri sagt:

    Nur wer wagt, gewinnt!
    Alles richtig gemacht!

    Lesen Sie das eigentlich noch? Kriegen Sie da ne Nachricht? Kommt siezen 2012 nicht cool rüber?

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