Champalanya 2000 – Und ich schwitzte.

Vor einigen Jahren flog ich mit einem Freund nach Alanya/Türkei in den Urlaub. Nicht, weil die Türkei für mich kulturell und geschichtlich schon immer eines der interessantesten Urlaubsziele war, auch nicht, weil Türkei-Pauschalreisen in diesem Jahr ganz besonders günstig angeboten wurden; nein, wir flogen dorthin, weil der Vater von Thomas dort ein Apartment, strandnah und zugleich zentral gelegen, sein Eigen nannte und uns dieses zur Verfügung stellte. Im Juli in die Türkei zu fliegen ist ohnehin schon Warmhnsinn. Und was ich vor dem Abflug auch nicht wusste: dieses verfluchte Apartment hatte keine Klimaanlage!

Es war so verdammt heiß. Die kühlste Temperatur, die mein Zimmerthermometer in der Nacht gemessen hatte, waren 33°. Die Schlafzimmer waren rechtwinklig zueinander angeordnet, so dass wir uns nach 3 Tagen einen Ventilator kauften und diesen so vor die Zimmertüren platzierten, dass er beim Rotieren beide Zimmer erwischen und uns mit wenigstens dem Hauch einer kühlen Brise versorgen würde. Und das mir, der fleischgewordenen Achselschweißdrüse. Wenn ich im Sommer mit zwei Getränkekisten mehr als drei Stockwerke erklimme, produziere ich mindestens vier Liter Schweiß – einige nennen das Mengenlehre, ich Kaskade. Schwarze Business-Zweiteiler zerschwitze ich im Handumdrehen zu Taucheranzügen und wenn ich im Fitnesscenter im Cardio-Bereich trainiere, verteilt das Personal Badekappen an Umstehende. Ohne Klimaanlage bin ich aufgeschmissen wie Bocciakugeln, selbst in meinem Führerschein steht anstelle der Sehhilfe Aircondition im Bereich der unbedingt mitzuführenden Auflagen. Und ich habe immerhin 3,5 Dioptrien! Aber dieses verfluchte Apartment hatte wirklich keine Klimaanlage.

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Ich kürze an dieser Stelle ein wenig ab: trotz einer Woche Intensivschwitzerei äußerte ich den Wunsch, vielleicht beim allabendlichen Ausflug in die örtliche Feiergegend ein paar freundliche, junge Damen anzusprechen um später im Apartment mit dem extra aus Deutschland importierten Champagner anzustoßen. “Aber Winkelsen, du schwitzt wie fettiges Weizenmehl – das klappt doch niemals!”, gab Thomas zu bedenken. “Keine Sorge, ich lasse mir etwas einfallen. Aber eine Sache lass’ uns vorab klarstellen: der erste Striker bekommt den Ventilator!”. “Meinetwegen.”. Thomas grinste siegessicher wie Uli Hoeneß 1976 beim Elfmeterschießen gegen die ?SSR. Damit konnte ich mich anfreunden und so holte ich mir ein weiteres Efes-Pils aus der Küche des Apartments; welches einfach keine Klimaanlage hatte.

Auch hier kürze ich ab: gegen 3h in der Nacht klappte es und Thomas und ich gingen mit unseren Errungenschaften zurück ins Domizil. Der Ausblick war wirklich einzigartig. Es lag mitten in einer Felswand und bot einen Blick über die gesamte Promenade. Natürlich war es so zentral gelegen sehr laut, man hörte neben dem nächtlichen Trubel auch den Muezzin sehr deutlich (nur 5x täglich knapp 20 Minuten, nicht weiter erwähnenswert) und der Weg über diese vielen Treppenstufen war auch eine größere Zumutung als das deutsche Steuerrecht. Und ob Thomas und ich bei dem vorherrschenden Pegel tatsächlich der libidöse Hauptgewinn des Abends waren – kann ich heute nicht mehr so genau sagen. Aber hey: der Champagner und diese Aussicht auf Aussicht – ein unfehlbarer Elfmeter! Aber das dachte Uli 1976 ja auch. Und dieses verfluchte Apartment hatte einfach keine Klimaanlage.

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Dann war es endlich soweit. Wir saßen auf dem Balkon und bevor Thomas es tun würde, wurde ich indiskret: “Tine, pass auf: wir haben hier ein kleines Aircondition-Problem und wenn wir beide jetzt auf’s Zimmer gehen, bekommen wir den einzigen Ventilator!”. Tine schaute in die Runde, grinste und nickte mir zu. Ich nahm sie also an die Hand, griff mir den Ventilator und wir verschwanden im Zimmer. Tine war eine hyperaktive Spinning-Trainerin, der die schwülstige Hitze nicht im Geringsten zu schaffen machte. Ich hingegen legte mich rücklings auf’s Bett und sollte auch die nächsten Stunden in dieser Position verharren. Tine zippelte und zupfte. Sie zauberte und züngelte, ich hingegen bewegte mich weniger als Mario Gómez im Fünf-Meter-Raum. Irgendwann schaute sie zu mir auf und erkundigte sich: “Was ist denn los mit Dir, Herr Winkelsen? Also irgendwie ist das hier ja nichts Halbes und nichts Ganzes!”. Schulterzuckend und mit fragendem Gesichtsausdruck schaute ich sie großäugig an. Sie ging. Naja nun, was hätte ich denn tun sollen? Dieses verfluchte Apartment hatte einfach keine Klimaanlage.

Kommentare

41 Antworten zu “Champalanya 2000 – Und ich schwitzte.”

  1. Pleitegeiger sagt:

    Ein kühles Fußbad als Einschlafhilfe? Hat das nicht eine ähnliche Auswirkung wie wenn man die Hand eines Schlafenden in lauwarmes Wasser tunkt…?

  2. hoffe bei nil7z b wirds nicht auch so

  3. pro-viel sagt:

    Nun ja….wenn ich mir die Fotos mit dem um die hüften geschwungenen Handtuch so betrachte…..wo die Tine recht hat, hat sie recht….aber mit Aircondition wäre das sicher was richtig GROSSES geworden ;-)

  4. pro-viel sagt:

    herrje…und das mit der Rechtschreibung übe ich auch noch mal….

  5. Andre sagt:

    Vielleicht hätte man die Dame mit in die OZEANA Riviera nehmen sollen, da merkt man den Schweifluss nicht…

  6. Westpfalz-Johnny sagt:

    Übel, übel! War die Wohnung wenigstens Stechmücken-frei?

  7. vogelmann sagt:

    Nirgends ein Pool?

  8. Kaal sagt:

    @pro-viel, solche Fehler passieren den Besten ;)

    @MC, Sex in der Saune gibt es eben doch nur in der Einbildung von Pornodrehbuchautoren (die wohl auch nur Utopie sind).

  9. Bastian sagt:

    Gegen übermäßiges Schwitzen unter den Armen hilft 2-Propanolhaltige Aluminiumchlorid-Hexahydrat-Lösung (So steht es zumindest auf dem Fläschchen). Erkundigen sie sich mal in der Apotheke ihres Vertrauens, Herr Winkelsen…Hilft wahre Wunder das Zeug. Wird in der Apotheke speziell angemischt. Brennt die ersten Male etwas auf der Haut aber nicht doll undd hält für drei bis vier Tage schweißfrei. Hat mir auch sehr geholfen ;) ….

  10. Axel S. sagt:

    Badenkappen, Taucheranzüge…herrlich. Endlich wissen wir alle wer die Doublette in dem einen TV-Spot ist, bzw. wer das Drehbuch mit dem Tagebuch vertauscht hat, hehe.

  11. Jerry sagt:

    Schon übel. Ich wußte garnicht, dass auch bei Wärme ein
    present schwer ist, denn ich dachte immer nur bei Kälte ist er
    weg, der kleine Splasher!

  12. westernworld sagt:

    … ich faße also zusammen, dieses verdammte apartment hatte einfach keine klimaanlage.

    für gewöhnlich vermeide ich ja vorsätzlichen strandurlaub südlich von schottland mit rücksicht auf meine astrologischen voraussetzungen … sternzeichen eisbär/ aszendent schneemann.

  13. Siggi sagt:

    Hey, so viele Parallelen, bis auf den Juli, das Striken und die Klimaanlage :-)
    Aber die Lage ist wirklich einzigartig, wahrscheinlich in dem Berg mit drin, auf dem das “castle” steht?

  14. Mone sagt:

    Geht mir genauso. Ich bevorzuge konstante 22,3°C.
    (Und wenn man schon vor Hitze umkommt… warum dann nicht “das Vergnügen” unter der Dusche?! ^^)

  15. heute mal ich ... sagt:

    Dass sie auch für Unilever arbeiten, haben Sie uns aber bisher verschwiegen … http://www.myvideo.de/watch/878440/Axe_Werbespot
    Oder war das die Inspiration zur Transpiration? (s-Story).

  16. hey, ok, ihr hattet keine klimaanlage aber meister, ihr hatten nen venti! iss auch nicht ohne, fördert halt nur nicht das groß werden von kleinen winkelsens….

  17. Scholli sagt:

    Echt, die hat Sie da einfach so stehen liegen lassen?
    Gutes Mädchen! :-)

  18. Johanna sagt:

    ich wusste gar nicht, dass fettiges weizenmehl so bekannt fürs starke schwitzen ist. (mal wieder ein gedanke/kommentar, der total am kern der story vorbei geht…)

  19. smallFire sagt:

    Als ich damals in Ägypten genächtigt habe (ohne Klimaanlage) war der einzige Gast eine Kakerlake die mir über den Bauch gekrabbelt ist – auch nicht wirklich besser.

  20. Erdge Schoss sagt:

    Bei Schwallschwitzen, werter Herr Winkelsen,

    sollen auch halboffene Sandalen gute Dienste leisten.

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  21. MC Winkel sagt:

    @ Pleitegeier: Neee, das funktioniert. Bis man sich das erte Mal umdrehen möchte.
    @ romsen: Also im Oktober sollte es nicht mehr ganz so heiß sein! Steht das Line-up schon?
    @ pro-viel: Bestimmt.
    @ Andre: War auch eine Überlegung. Aber das Badezimmer roch komisch.
    @ Westpfalz-Johnny: Leider nein. Frechheit, oder? Was habe ich nur für Freunde? Die Familien besitzen nur Apartments ohne Pool, ein Frechheit!
    @ Kaal: Oder? Wie soll man sich bei dieser Hitze denn bewegen? In der Saune denke ich an Alles, nur nicht ans Pimpern.
    @ Bastian: Kann man das ohne Rezept einfach so bestellen und ausprobieren? (Ausnahmsweise mal ernst gemeint!)
    @ Axel S.: :)
    @ Jerry: Der Present ist nicht schwer, ganz im Gegenteil. Man mag sich halt nur nicht … bewegen.
    @ westernworld: Stimmt. Nur eine Sache: Ich vermute, Ihr Astrologin schwindelt sie an!
    @ Siggi: Und Türkei war es letztlich dann auch nicht? :)
    @ Mone: 22/23°=ideal! S.o., das Badezimmer roch so komisch!
    @ Jan: Letzteres!
    @ Little-wombat: Ventilatoren werde überschätzt, können KA’s niemals ersetzen!
    @ Scholli: Frechheit! :)
    @ Johanna: Also Dir als Frau hätte ich nun schon zugetraut, Mehlschwitze zu kennen! :)
    @ smallFire: Über den Wanst? Pfui. Die arme Kakerlake. :)
    @ Erdge Schoss: … welche ich mir, werter Herr Schoss, vor Ort auch zulegte. Hat leider nichts gebracht. :(

  22. Mag die Bewegungsunlust ihrer Erzählung hier nach auch an der fehlenden Klimaanlage gelegen haben, kann ich mich nicht des Gedanken erwehren, dass sie – wie soll ich sagen – vielleicht einfach nur mäßig spanndend und könnerhaft sind in solchen Dingen.
    *empörende Beschwerdemail(s) jetzt gern an mich*

  23. Die Muräne sagt:

    Kann da wirklich mitfühlen. Ich finde es eine absolute Frechheit, dass sich die Frauen danach jedesmal beschweren!

  24. zoee sagt:

    na komm, jetzt schieb’ das mal nicht auf die klimaanlage!
    wenn du schon mit tine wittler den ventilator ausprobieren musstest, hättest du anstatt champagner doppelkorn trinken müssen.

  25. MC Winkel sagt:

    @ L_u_K: Nene, Frau L_u_K, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Ich bin – so denn die Witterungsbedingungen stimmen – im Bett echt eine Granate!
    @ Die Muräne: Oder? Mensch, Herr Muräne, da müssen wir langsam mal einen Riegel vorschieben.
    @ zoee: Als am Vorabend gab’s neben dem Efes-Pils noch Raki. Sollte doch ähnlich funktionieren, wie Doppelkorn, oder?

  26. zoee sagt:

    anscheinend hat es das doch nicht … :P

  27. Rob Vegas sagt:

    Efes Pils rockt total! Pass auf sonst wirst Du dem Holsten noch abtrünnig^^

  28. Siggi sagt:

    @Rob:

    Da es ja nicht viele Alternativen zum Efes gibt, muß man da durch. Gekühlt schmeckt es aber gut, da haben Sie recht!

  29. schaezle sagt:

    Kaptain Subtext flüstert mir eben zu, dass Dein Beitrag auf eine kleine Sexflaute hinweisen soll. Willkommen im Club^^

  30. Frau W. sagt:

    Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie der hyperaktiven Spinning-Trainerin eines Tages – im Herbst oder Winter – noch einmal beweisen können, dass es tatsächlich nur an der Klimaanlage lag – und nicht an Ihnen. Das kratzt doch am Ego. Oder ist das während der Hitzeperiode schon gestorben? ;o)

  31. Bastian sagt:

    Ja, das von mir oben erwähnte Produkt gibt es ohne Rezept in so ziemlich jeder Apotheke. Zumindest hab ich es bis jetzt immer ohne bekommen. Son Deo-Roller kostet zwar 10 € aber dafür bleibts unter den Armen trocken.

  32. kleiner.mops sagt:

    Ich wußte gar nicht, dass die männiche Erektion von Ventilatoren begünstigt wird… Nun ja, ich dachte ja immer, dass es vielleicht doch eher mit dem Mops eigenen Fledermausgesicht, den Speckfalten und dem plküschigen Pelz zu tun hätte…. Anscheinend weit gefehlt! Dummer, kleiner, unschuldiger Mops.

  33. frauenzimmer sagt:

    Ich komme so eben aus genau dieser (Urlaubs)-Ecke zurück. JETZT kann ich erahnen wie sich wohl Backobst fühlt. Freiheit für die Dörrpflaumen! Wie? FERKEL! Pfff…

  34. Pleitegeiger sagt:

    Herr Winkel, möchten Sie sich nochmal ganz genau anschauen, wie Sie mich genannt haben???? Also von IHNEN hätt ich das ja nich gedacht, ne?

  35. Robby sagt:

    Naja, immerhin hattest du dann ja den Ventilator *hehe*

  36. Smartlady sagt:

    Oha. Also ich war mal im Mai dort. Da war es schon fürchterlich heiß. Abtrocknen nach dem Duschen konnte man sich sparen und weiße Blusen waren auch ob ihrer baldigen Durchsichtigkeit nicht angebracht. Naja, und ob Ventilator, der nicht wirklich Erfrischung bringt, oder Klimaanlage, die einen wegen des Lärmpegels nicht schlafen läßt, ist dann auch egal. Und es im Bett zu tun, bei den Temperaturen ist ja sowieso unklug – für sowas geht man doch dann ins nahegelegene Meer. Ist dann so auch nicht mehr 08/15.

  37. FrauvonWelt sagt:

    Ach, Herr Winkelsen, ich sach heute mal nichts…

  38. Johanna sagt:

    Da regt mich ja die Formulierung schon auf! Was heisst denn Dir als Frau?! (frei nach Loriot).
    Leider sind meine hausfraulichen Qualitäten nicht die besten und offenbar mein Intellekt von Zeit zu Zeit auch nicht, da mir dieser clevere Schwitze-Witz schlichtweg entgangen ist.

  39. Manniac sagt:

    Naechstes Mal legst Du ein Holsten unter. Das wirkt stuetzend und kuehlend zugleich.

  40. DanielaausKöln sagt:

    Ich war mal im August in der Türkei, 1988, auch in einer Unterkunft ohne Klimaanlage…
    Ich war seitdem nie wieder in der Türkei. Muss traumatisch gewesen sein.

  41. […] es war wieder einmal eine fantastische Erfahrung, ich war vor 10 Jahren zuletzt in der Türkei, damals in Alanya. Ich muss gestehen: ich war nicht der allergrößte Fan, bin jetzt aber wirklich bekehrt […]

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