Wie TikTok und Instagram deinen Geist schwächen – Dr. Ks Warnung und Ausweg

Wie TikTok und Instagram deinen Geist schwächen

Alok M. Kanojia, besser bekannt als Dr. K, ist Psychiater, YouTuber und Mitgründer von Healthy Gamer. Seine Mission ist es, Menschen zu helfen, ihre mentale Gesundheit in einer von Technologie geprägten Welt zu schützen. Im After Skool-Video „How To Reclaim Your Attention (and your life)“ analysiert er, wie Smartphones und (Anti-)Social Media unseren Fokus zerstören und wie wir ihn gezielt zurückerobern können.

Wie Technologie unseren Geist schwächt

Technologie fesselt uns mit kurzen, intensiven Reizen. Ein süßes Katzenvideo auf TikTok kann für einen Moment völlige Aufmerksamkeit erzeugen. Doch diese Form von Konzentration entsteht nicht durch eigene Willenskraft, sondern durch externe Stimuli. Genau wie beim Fahrstuhl: Wer ihn ständig nutzt, verliert Muskelkraft. Unser „Aufmerksamkeitsmuskel“ funktioniert ähnlich. Je mehr wir uns auf externe Reize verlassen, desto schlechter können wir unseren Fokus aus eigener Kraft halten. Dadurch ertragen wir Langeweile immer weniger. Alles wirkt fade – außer den schnellen digitalen Belohnungen. Und wenn wir uns schlecht fühlen, greifen wir automatisch wieder zum Smartphone. Das lindert kurzfristig den inneren Druck, macht uns jedoch langfristig abhängiger.

Wie TikTok und Instagram deinen Geist schwächen – Der Teufelskreis der digitalen Betäubung

Dr. K vergleicht diesen Mechanismus mit Opiatabhängigkeit. Wer innere Unruhe oder negative Gedanken verspürt, sucht schnell eine Ablenkung. Das Smartphone wirkt wie ein Schmerzmittel, das Symptome unterdrückt, aber die Ursache nicht heilt. Je häufiger wir dieses „digitale Opiat“ konsumieren, desto empfindlicher reagieren wir auf Unruhe und desto schwächer wird unsere Fähigkeit, sie auszuhalten. Das verstärkt die Abhängigkeit weiter. Die Folge ist ein Kreislauf aus Reizsuche und mentaler Erschöpfung. Dr. K sieht hierin einen zentralen Faktor für den weltweiten Anstieg von Angststörungen, Depressionen und Einsamkeit.

Aufmerksamkeit als wertvollstes Gut

Aufmerksamkeit ist für Dr. K unsere wichtigste Ressource. Wer sie gezielt auf Lernen, Arbeit oder persönliche Projekte richtet, erzielt Fortschritte. Doch soziale Plattformen wollen genau diese Ressource besitzen – um Werbung zu verkaufen und unser Verhalten zu beeinflussen. Sobald andere unsere Aufmerksamkeit kontrollieren, kontrollieren sie auch unser Leben. Das geschieht oft schleichend: Wir öffnen eine App „nur kurz“ und verlieren Stunden, ohne genau zu wissen, wie es passiert ist. Algorithmen verstärken emotionale Reaktionen, formen Ansichten und treiben gesellschaftliche Spaltungen voran.

Warum wir Langeweile wieder zulassen müssen

Früher gab es im Alltag regelmäßig Phasen ohne Ablenkung. Diese „Idle Time“ nutzte das Gehirn, um Emotionen zu verarbeiten. Ein Beispiel: Zwei Jäger gehen gemeinsam auf die Jagd. Einer trifft nicht, der andere erlegt das Tier. Auf dem stundenlangen Rückweg hat der Unterlegene Zeit, Gefühle wie Neid oder Enttäuschung zu verarbeiten, bis sie sich von selbst abschwächen. Heute greifen wir in solchen Momenten sofort zum Smartphone. Dadurch unterdrücken wir vorhandene Emotionen und erzeugen gleichzeitig neue – etwa durch Nachrichten, Social-Media-Posts oder provokante Videos. Die unverarbeiteten Gefühle stauen sich im Unterbewusstsein an und können langfristig zu Gereiztheit, Antriebslosigkeit oder depressiven Verstimmungen führen.

Trataka – gezieltes Training für den Fokus

Um den „Aufmerksamkeitsmuskel“ zu stärken, empfiehlt Dr. K die Trataka-Meditation. Diese aus dem Yoga stammende Konzentrationspraxis besteht darin, den Blick ohne Blinzeln auf einen festen Punkt – oft eine Kerzenflamme – zu richten. Im Gegensatz zur Atemmeditation wirkt Trataka visuell stimulierend, was in unserer augenfokussierten Gesellschaft ein Vorteil sein kann. Sie fühlt sich fordernd an und erzeugt schnell ein Gefühl von Fortschritt. Zudem bietet sie eine unmittelbare Erfahrung, die Technologie nicht liefern kann. Wer nach einer Trataka-Sitzung die Augen schließt, sieht oft Farbmuster, die außerhalb des sichtbaren Spektrums liegen – ein Effekt, der fasziniert und motiviert. Dr. K betont außerdem, dass Trataka das sogenannte Ajna-Chakra reinigt und so intuitives Verstehen und spirituelles Wachstum fördern kann.

Aufmerksamkeit zurückerobern – Leben zurückerobern

Für Dr. K ist der Zusammenhang klar: Wer seine Aufmerksamkeit verliert, verliert Kontrolle über sein Leben. Algorithmen nutzen jede Gelegenheit, um uns länger am Bildschirm zu halten. Dabei formen sie unsere Emotionen, Meinungen und Entscheidungen – oft ohne unser Bewusstsein. Der erste Schritt zur Rückeroberung ist, sich dieser Dynamik bewusst zu werden. Der zweite Schritt ist aktives Training der Aufmerksamkeit, etwa durch Meditation, fokussiertes Lesen oder kreative Arbeit ohne Ablenkung. Ebenso wichtig ist es, Leerlaufzeiten bewusst zuzulassen, damit das Gehirn Emotionen verarbeiten und innere Balance herstellen kann.

Wie TikTok und Instagram deinen Geist schwächen – Fazit

Dr. K liefert mit seiner Analyse einen präzisen Blick auf ein unterschätztes Problem unserer Zeit: den schleichenden Verlust unserer Aufmerksamkeit. Technologie ist nicht per se schädlich, doch ihr unreflektierter Einsatz macht uns mental schwächer, abhängiger und unruhiger. Wer diesen Kreislauf durchbrechen will, muss den „Aufmerksamkeitsmuskel“ bewusst trainieren, digitale Reizquellen dosieren und wieder lernen, mit Langeweile zu leben. Denn die Rückeroberung unserer Aufmerksamkeit ist letztlich die Rückeroberung unseres Lebens.

Wie TikTok und Instagram deinen Geist schwächen – Dr. Ks Warnung und Ausweg

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