Warum Nachrichten Depressionen fördern und Denken verhindern

Nachrichten Depressionen

„News is to the mind what sugar is to the body“ – mit diesem Vergleich eröffnet das Video von Academy of Ideas seine Kritik an der modernen Nachrichtenkultur. Also Zucker fürs Gehirn – aber ohne Nährwert. Basierend auf Ralph Dobellis Buch „Stop Reading The News“ wird eine unbequeme These entfaltet: Wer täglich Nachrichten konsumiert, wird nicht etwa informierter, sondern kränker, ängstlicher – und paradoxerweise auch unwissender. Nachrichten, so die Argumentation, sind oberflächlich, manipulativ und psychisch toxisch. Warum Nachrichten Depressionen fördern und Denken verhindern.

Gelernt hilflos – wie News uns lähmen

In den 1960ern zeigten Psychologen wie Martin Seligman, dass Tiere, die wiederholt unerklärlich leidvolle Reize erleben, irgendwann aufhören, sich zu wehren. Dieses Phänomen – die „erlernte Hilflosigkeit“ – überträgt sich, so Dobelli, auf den Nachrichtenkonsum. Wir sehen täglich Bilder von Kriegen, Katastrophen und Krisen – ohne Einflussmöglichkeit. Mit der Zeit stellt sich Passivität ein. Wir werden nicht etwa motiviert, sondern apathisch. Der Medienforscherin Jodie Jackson zufolge lernen wir durch die Nachrichten nicht, wie wir handeln, sondern wie wir resignieren.

Simpel statt komplex: Wie Nachrichten unser Denken verzerren

Die Welt ist komplex – aber Nachrichten sind es nicht. Sie reduzieren mehrdimensionale Zusammenhänge auf Schlagzeilen, Kausalbehauptungen und Narrative. Wenn etwa behauptet wird, „Die Börse fiel wegen X“, suggeriert das eine Klarheit, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Statt Differenzierung erhalten wir pseudoverständliche Erklärungen, die unsere Urteilskraft untergraben. Die Folge: Ein verzerrtes Weltbild und das Gefühl, alles zu verstehen, obwohl man kaum etwas durchdrungen hat.

Meinung statt Wissen – und das im Dauerfeuer

Nachrichtenformate erzeugen einen ständigen Druck, sich zu allem eine Meinung zu bilden. Wer keine hat, gilt als ignorant. Marcus Aurelius empfahl einst, „sich nicht zu allem eine Meinung zu bilden, um die Seele zu entlasten“. Dobelli geht noch weiter: 90% unserer Meinungen seien überflüssig. Mathias Winks, der Herausgeber dieses Blogs, geht sogar noch weiter: 99,9% unserer Meinungen sind völlig belanglos. Doch die Medien treiben uns in eine Endlosschleife der Polarisierung. Der Effekt: Eine Gesellschaft voller Rechthaber, gespalten in Lager, die sich nicht zuhören. Online-Kommentarspalten liefern täglich den Beweis.

Nachrichten x Depressionen – Konzentrationskiller und Emotionsmotor

Die schädlichste Wirkung entfalten Nachrichten jedoch im Verborgenen: Sie zerstören unsere Konzentration. Früher waren Informationen limitiert – heute prasseln sie 24/7 auf uns ein. Der durchschnittliche Mensch konsumiert laut Pew Research Center rund 20.000 Nachrichtenitems im Jahr. Forscher der Universität Tokio fanden heraus, dass übermäßiger Nachrichtenkonsum mit einem Rückgang der Hirnaktivität im Bereich der Impulskontrolle und moralischen Urteilsbildung einhergeht. Buchleser mutieren zu Scroll-Zombies. Lange Texte ermüden, Fokus schwindet, Emotionen übernehmen die Kontrolle.

Negativitätsfalle und Krankmacher

Die Nachrichtenindustrie lebt von Alarmismus: Kriege, Skandale, Panik. Das trifft unseren Negativitätsbias – die evolutionäre Tendenz, Bedrohungen stärker wahrzunehmen als Positives. Studien des Psychologen Graham Davey zeigen, dass intensiver Nachrichtenkonsum mit chronischem Stress und erhöhter Krankheitsanfälligkeit korreliert. Die Folge: Schlafprobleme, Gereiztheit, geschwächtes Immunsystem. Nachrichten machen krank – nicht nur geistig, sondern körperlich.

Nachrichtendiät als Befreiung

Was tun? Dobellis Antwort ist radikal: Nachrichtenfasten. Für 30 Tage keine News – weder TV noch Onlineportale noch Social Media. Wer es durchzieht, spürt laut Dobelli eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität. Viele, so seine Erfahrung, kehren nie zurück. Und wer rückfällig wird? „Verhalte dich wie ein Alkoholiker – fang einfach wieder bei null an.“

Wichtig ist: Nachrichtenverzicht bedeutet nicht Ignoranz. Im Gegenteil. Langformformate wie Bücher, Podcasts oder fundierte Artikel ermöglichen tiefes Verständnis statt flüchtiger Empörung. Wer mehr über die Welt wissen will, braucht nicht mehr News – sondern bessere Quellen.

Fazit: Weniger News, mehr Klarheit

Nachrichten machen uns nicht klüger, sondern ängstlicher, polarisierter und oberflächlicher. Sie schüren Scheinwissen, zerstören unsere Konzentration und fördern chronischen Stress. Statt täglich 90 Minuten News zu konsumieren, lohnt es sich, diese Zeit in echte Bildung, Gespräche oder (Empfehlung des Großmeisters) Meditation zu investieren.

Der Philosoph Epiktet erinnerte uns daran: „Manches liegt in unserer Macht, anderes nicht.“ Nachrichten lenken uns fast immer auf Letzteres. Wer sich stattdessen auf das konzentriert, was er beeinflussen kann – Gesundheit, Beziehungen, Arbeit –, lebt bewusster. Nachrichten sind keine Pflicht – sie sind eine Wahl. Und diese Wahl sollte überdacht werden.

Warum die Nachrichten Unwissenheit und Depressionen fördern:

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