Von Stehlampen und senegalesischen Waldelefanten
Mein erstes hoffnungsvolles Aufeinandertreffen mit Lena fand bei Ikea statt. Ich kaufte mir gerade eine Stehlampe und stand im Kassenbereich, als sie zusammen mit einer Freundin drei Kassen weiter ihr Kleingut auf das Fließband legte. Mit offenem Mund starrte ich sie zunächst wirkungslos an, weil ich nicht gleich einzuordnen verstand, wo ich sie schonmal gesehen habe. Als sie mich dann anblickte und dabei sogar leicht grinste (mir klemmte offensichtlich noch etwas Zwiebelmett im Eckzahnbereich), lächelte ich sicherheitshalber zurück. Dann fiel es mir wieder ein: na klar, die Kleine arbeitet doch in diesem Call-Center, zwei Stockwerke über dem Büro, in dem ich seinerzeit Kundenrechnungen eintütete ein fünfzigköpfiges Team führte. Nachdem noch zwei oder drei Mal hin- und hergegrinst wurde beschloss ich, Lena bei der nächstbesten Möglichkeit einfach anzusprechen. Wäre doch gelacht, wenn ich nach dieser gemeinsamen, grundsoliden Ankopplung nicht mehr über die Lippen bekäme, als den zum damaligen Goatie gehörenden Schnurrbart. Gestutzt.
Wenige Tage später traf ich Lena dann im Treppenhaus des gemeinsamen Bürogebäudes wieder. “Hi! Und? Brennen sie gut?”, frug ich – mich wie immer auf mein Improvisationstalent verlassend – einfach mal so in den Raum hinein. “Hallo! Ähm, was soll brennen?”. “Naja, diese Teelichter von Ikea! Kauf ich dort auch immer!”. “Also wir haben wirklich jede Menge Kleinscheiß mitgenommen, aber Teelichter? Nein. Ich mein’, wozu Teelichter?”. Ich überlegte, ob ich mein Improvisationstalent an einigen Tagen vielleicht überschätze. “Aber falls du mich anmachen wolltest: hier steht meine E-Mail-Adresse. Ich muss jetzt weiter. Ciao!”. Lena gab mir ihre Karte. “Äh, ja. Toll. Ich meld’ mich mal. Domo arigato, dann!”. Sie blickte mich fragend an. Domo arigato wurde an diesem Tage aus meinem Sprachschatz gestrichen.
Wer es nach so einer balamblen Vorstellung tatsächlich wagen würde, sich noch einmal zu melden, der muss naiver sein als Michael Ammer-Castingcouch-Bewerberinnen oder sollte einfach mal wieder sein Chakra kalibrieren. Ich schrieb aber auch nur zehn Worte: “Hey Du, morgen Abend mal ‘was Essen gehen? Gruß m”. Damals war es cool, nur den Anfangsbuchstaben des Vornamens in klein zu schreiben. Die Antwort-E-Mail kam keine 2 Minuten später. “Verrückt!”, dachte ich. Bis mir einfiel, dass es sich ja um dasselbe Gebäude handelte. “Hey m, gerne, 20h Trattoria? Gruß l(ENA) PS: wie heisst Du eigentlich?”. Das mit dem kleinen Anfangsbuchstaben war irgendwie doch Scheiße.
Im Trattoria angekommen lief es schon wesentlich besser. Fast harmonisch, ich überlegte sogar, sie in einem ihrer ewig langen Monologe einfach mal mit “Und wann schlafen wir miteinander?” zu unterbrechen. Sollte dieser Satz für Entrüstung sorgen, würde ich es einfach wieder auf meinen loriös geprägten Humor schieben, das klappte immer. Doch bevor es soweit kommen sollte, hörte ich von Lenas Exfreund, der hier zuweilen kellnernd aushalf. “Ich verstehe mich immer noch gut mit Akin, aber jetzt nur noch so platonisch. Ah, da kommt er!”. Akim, bzw. der Profil-Schatten eines senegalesischen Waldelefanten, gefolgt von Akim, bog um die Ecke. “Lenababy, schön Dich zu sehen! Oouuh man, siehst du wieder gut aus!”. Zärtlich küsste er den Hals seiner Exfreundin, bevor er sich mir zuwand. “Hi, Mann! Ich bin Akin. Du bist…?”, griente er mich an. Seine weißen Zähne leuchteten wie die Flutlichter der Bielefelder Alm. “Hi. Also ich bin lil’ MC! Nett, dich kennenzulernen!”. Sein Händedruck glich dem einer frisch geölten Pappfaltmaschine, roch aber besser.
“Also, wie der klassiche Norddeutsche sieht Akin nicht aus!?”, stellte ich fest und schaute Lena fragend an, während ich meine Buchstabensuppe auslöffelte. “Sein Vater kommt aus Ghana, die Mutter ist Spanieren, mit asiatischen Vorfahren!”. Was für eine unattraktive Kombination!, dachte ich, nicht wirklich, und fühlte mich wie jeder Mitteleuropäer sich fühlt, nachdem er das erste Mal einen Lex Steele-Porno gesehen hat. “Ein netter Typ! Warum habt ihr euch getrennt?”. “Naja, sein Schwanz war zu klein!”. Ich prustete Fragmente meiner Suppe zurück auf den Esslöffel, “ECHT?”. “Natürlich nicht, Mann! Der Typ ist halber Afrikaner. Jeesus!”, antwortete Lena und schüttelte den Kopf. “Wie beruhigend!”, sagte ich, dachte aber daran, dass ghanesische Bananen ja auch größer sind. Als die bei Nordkauf Winkelmann. In der Finkenallee 16.
Ich fühlte mich nach der Begegnung mit der besixpacktem Kieler Quarterback-Hoffnung Akin und der für lil’ MC doch um einige Nummern zu großen Lena so attraktiv wie eine vollgeschissene Tennissocke aus Hanau – roch aber auch besser. Wenn auch nur knapp, das Lagerfeld Photo war ein Geschenk meiner Großeltern, so richtig mochte ich es nie. Zu einem zweiten Treffen mit Lena kam es nicht mehr, ich musste noch Filme in die Videothek zurückbringen.
Aber immerhin hatte ich die neue Stehlampe. Wenn auch nur mit Energiesparbirne.
*gnihi* senegalesische waldelefanten gehören ab sofort zu meinem aktiven wortschatz!
Super… und ich wollte morgen zu Ikea. Wer weiss was mir da über den Weg läuft.
Warum denn vollgeschissene Tennissocken ausgerechnet aus Hanau?
“Flutlichter der Bielefelder Alm” – Winkel was wolltest Du in BIELEFELD??? Da kommt man eigentlich nur vorbei wenn man samstagsnachmittags verzeifelt die Ausfahrt vom IKEA-Parkplatz sucht …
kieler quarterback-hoffnung? kenn’ ich, hieß aber anders:-)
wenn der winkel seine buchstabensuppe auslöffelt, hat er viel zu tun, aber jamie o würde sie bestimmt ins rezeptbuch nehmen :-)))
domo arigato … kbe
Ich habe sowas ähnliches erlebt. Es ist mir schwer gefallen, nett zu dem Typen zu sein.
Gruß i
Sollte es tatsächlich Frauen geben, die keine Teelichter bei Ikea kaufen? Ich habe, trotz exzessivem Einsatz, immer noch zwei Packungen in der Wohnung liegen, die meine Ex-Freundin immer angeschleppt hat. Und das ist jetzt immerhin fast drei Jahre her, das werden einfach nicht weniger.
Liebster m.,
domo arigato
Ihre j.
und wie man sieht, konnten sie sich von besagter lampe auch noch nicht trennen..
der junge MC geschichten sind doch meine liebsten. ; ) mehr davon
“…dachte aber daran, dass ghanesische Bananen ja auch größer sind. Als die bei Nordkauf Winkelmann. In der Finkenallee 16.”
HaHAhHAhh…aber tröste Dich – das Zeug von Südfrüchte Kesselflicker in der Löwengasse, lässt Nordkauf W. in einen gaaanz anderen Licht erstrahlen…munkelt man ;)
“once you go black, you never come back!”
habs immer gsagt! ^^
War Akim nicht der Diener vom Prinz aus Zamunda, hömma, kein wunder dass er im trattoria bedient. ist er ja gewohnt!
Und bei deinem loriösem Humor musste ich unweigerlich an “lörrie(s)” denken, hatte ich doch tatsächlich vor kurzem eine diskussion mit jemandem, ob man lörrie sagt oder lörries… im singular.
muss anna recht geben, die lil MC stories gefallen mir hier auch am besten.
Wussten Sie eigentlich, das Lexington Steele Baptiste ist? Dürfen die das? Ist irgendwie, ich sach mal, einschüchternd.
Herzlichst metermessend Ihre DiVa
Ich bin froh, dass Sie sich für eine Energiesparbirne entschieden haben. Sehr löblich.
Also Herr W., das mit Ihnen und den Filmen aus der Videothek scheint symptomatisch zu sein. Wofür weiß ich nur noch nicht. Das sollten Sie mal untersuchen lassen.
Ich finde eine Stehlampe ja als Trostpreis ein bisschen mau, aber hey, manchmal verliert man und manchmal gewinnen die anderen :-) Außerdem wird die Sache mit dem Sex und der Größe eh völlig überbewertet. Und die Bielefelder Alm heißt jetzt Schüco-Arena.
Ihre
Frau Ährenwort
Was hatten Sie denn für eine Suppe im Trattoria, werter Herr w.? (Heute ist es cool wenn man nur den Anfangsbuchstaben des Nachnamens klein schreibt, weiß Ihr Herr s.)
Zwiebelmett, werter Herr Winkelsen,
auf eine schöne Kante Brot geklatscht, ein paar Zwiebelringe
extra drauf gepackt und die Teelichter angeschmissen.
Was will man mehr?
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Schön, dass du noch ALM sagst (schreibst) und nicht Schüc*Arena
@keinBielefelder; zum Glück nicht den Bart mit der BI-Verschwörung gebracht ;)
Alles ohne Fortsetzung und ohne Friseuse? Sehr gut. Ich bin nachhaltig beeindruckt. Bis auf den Hinweis auf die Bielefelder Alm. Woher kennen Sie die? Sollten Sie sich jetzt als Arminiafan outen, trauen Sie sich nicht mehr auf die Straße.
@Finja: Die Elefanten, oder nur die Schatten dieser, Frau Finja? :)
@Man in Metropolis: Viel Glück! Teelichter nicht vergessen.
@Westpfalz-Johnny: Naja, vollgeschissene Tennissocken gibt es ja überall. Aber die Hanau’schen sind die allerhässlichsten!
@keinbielefeldER: Wie hieß denn Deine QB-Hoffnung? Nicht zufällig “Knoth”?
@vogelmann: Mir beinahe auch. Leider war der aber wirklich freundlich! :)
@Jörn: :), konnte es auch nicht fassen. DAS war zu viel für mich!
@Johanna: Ohne Punkt! :)
@frauvivaldi: Natürlich nicht. So chique, wie sie ist! ^^
@anna: Ich hoffe, ich werde nie alt! :) (JAA, gut, ich bin alt.)
@P.Fallsen: Da ist schwer von auszugehen, Herr Phallsen! :)
@denzel: Ghana?
@little-wombat: Danke! Und wie der Zufall es will – so eine Diskussion hatte ich auch jüngst! :)
@Die DiVa: Frau DiVa – ich bin entsetzt: WOHER wissen SIE das? Meet’n’Greet. Wobei: beim Lex heisst es glaub’ ich “Meat’n’Greet”. :)
@Sonja: Muss ich ja. Die Heizung des Wasserbettes runiert mich ja schon! :)
@Lenny_und_Karl: Würde ich ja gerne. Nur wann? Muss ständig Filme zurückbringen. In die Videothek.
@Frau Ährenwort: Heute finde ich die Stehlampe übrigens hübscher als Lena. Und das mit der Schüco-Arena las ich: das ist ein Skandal!
@Herr Schmidt: Naja, eine Buchstabensuppe, halt. Mit Tomatengeschmack von A-Z und ohne Ziffern.
@Erdge Schoss: Höchstens noch eine Flasche Kellergeister, Herr Schoss. Sie wissen doch! :)
@Bateman: Klar! Ich sag ja auch noch “Volkspark-Stadion”. :)
@Michi: Neee, aber die Flutlichter dort, die leuchten wirklich exorbitant!
NEIN!!! SO EIN ZUFALL!! Und zu welcher Erkenntnis sind Sie gekommen? Bei mir ist es schlicht “der Lörrie”.
herrlitzsch! hat mir die mittachspause verkürzt…;-)
Autsch :D Mir fallen grad zweihundert neue Gemeinheiten ein, Leute auf dem ersten Date zu verschrecken, danke Winkelsen!
Ihre Frau h.
ich hatte ja mal als geschäftsidee überlegt bustouren am samstagmittag zum ikeaparkplatz (damals noch hh) anzubieten. für jeden teilnehmer war ein liegestuhl vor ort eingeplant,tüte pommes und natürlich ein getränk inclusive! was kann man sich dort doch an dem leid anderer erfreuen! gibt es mittlerweile schon studien darüber, wieviele ehen nach einem einkauf bei ikea geschieden wurden und wieviele kinder dort ausgesetzt wurden?dort einen flirt zu wagen, egal mit wem, ist eine noch nie gehörte leistung, m.!
Grübel. Also waren Sie schon einmal da. Hmmm…. das gibt auch zu denken… und RW Niebüll hat da keine Auswärtsspiele. Also…
MC, ich sage nur drei Buchstaben: VoD!
Toller Text, selten so gut gelacht. Kopf hoch, vielleicht gibt es ja eine andere interessante kollegin im büro ein stock über euch ^^
Herr Winkel,
wie schade das ich nicht weiß was ikja ist!
Jivvet dat schoun langee?
…ich würde mich da auch ganz gerne Mal an die Kasse stellen, und zurücklächeln!
HerzLich…)T(… aus der Dimension der Zeitlosigkeit…
…ich schaue und lese immer wieder gerne Ihre Beiträge! …
(so lange da nicht wiederholt, behaarte Männer Farbe pupsen! Lool) GRÖHL! LOOL
w.Stella…
Es kommt ja nicht auf die Größe, sondern die Technik an…
…wenn Männer eine Anlage und Pendelleuchten mit Dimmer anschließen können, sind wir ja meist schon zufrieden.
ich google mir hier gerade einen Wolf. Meinen se etwa ich könnte eine Seite finden die da lautet: sengalesische Waldelefanten suchen ein zu Hause, oder…. in gute Hände abzugeben. Nix!
Sehr nette “American Psycho” Referenz…