Soupe aux pommes de terre
Bei Julia waren wir nach der Schule immer gerne. Sie hatte täglich bis 17.30h sturmfrei, dann kam nämlich ihr Vater Dirk aus seiner Schicht als Busfahrer nachhause. Julias Eltern lebten getrennt und die Anwesenheit des Vaters störte nicht weiter – Papa Dirk war wohl der toleranteste Erziehungsberechtigte der gesamten Untertertia. Ich wunderte mich zwar häufig über seine exotischen Verhaltensmuster, ebenso groß war aber auch meine Bewunderung. Im Laufe der Zeit bemerkte ich, wieso Dirk stets so liberal, so duldsam und vorurteilsfrei war – der Mann kiffte, dass Marley blass neben ihm ausgesehen hätte; und das soll man als Albino erstmal schaffen! Aber gehen wir zurück in die Zeit, als ich einen Glasbong noch für einen Kassenbeleg von Fensterbau Gervais hielt.
Wir spielten am Nachmittag wie so oft Flaschendrehen, als Dirk gestresst das Kinderzimmer seiner 3-Zimmer-Mietwohnung in der Vaasastraße/Kiel Mettenhof betrat. „Hallo Kinder! Äh, Julia, hast Du gekocht?“. „Ja, Papa. Essen steht auf der Herdplatte. Musst es Dir nur warmmachen.“. „Was gibt es denn?“. „Kartoffelsuppe.“. Jedes Mal derselbe Verlauf. Wir Mitschüler fragten uns zwar, warum Dirk nicht einfach erstmal selbst in der Küche nachschaute, sprachen es aber niemals an. Zehn Minuten nach dem Essen – und da konnte man wirklich die Uhr nach stellen – kam dann regelmäßig ein lautes Gelächter aus dem Wohnzimmer. Egal, was im Fernsehen lief – Dirk fand alles brilliant. Selbst bei den Nachrichten war er kolossal amüsiert und gab Laute von sich, als würde man ihm mit einer Hilti im Musikknochen herumstochern. Seine Augen waren dabei so rot wie tropischer Boden und zum Nachtisch gestand er sich eine großzügige Schokocrossis-Paprikachips-Mixtur zu.
In welcher Angelegenheit auch immer Julia ihren Vater um Erlaubnis fragte – sie durfte! Er besorgte ihr und somit uns alkoholhaltige Getränke, er fuhr uns zu jeder Party, er log unsere Eltern am Telefon an und verriet uns Jungs hinter vorgehaltener Hand verheißungsvolle Fummeltricks. Nicht selten feierte er direkt mit, wenn er uns schon zu den Partys fuhr und verliess die jeweilige Veranstaltung erst, wenn er irgendwo scoren konnte. Unter anderem konnte er bei Referendarin Linda R. (Mathematik und Sport) landen, an die ich damals stellenweise beim Onanieren denken musste. Auf Rückfrage zerstörte er mir dann jedoch sämtliche Illusionen, indem er mir kichernd und mit erneut kleinen, tropenbodenroten Äuglein und dem Daumen der linken Hand nach unten signalisierte, dass ich wohl nichts verpasst hätte. „Aber wieso denn, Dirk? Linda sieht doch toll aus und ist sehr impulsiv!“. „Impulwas? Sport studieren und kein Hohlkreuz können, das hamwa gern!“ – wieder lachte er wie Mario Barth beim Blick auf seinen Kontoauszug.
Die schönste Anekdote aus dieser Zeit ist jedoch der legendäre Elternabend, auf dem Dirk für ein größeres Aufsehen sorgte als Uri Geller in der Württembergischen Metallwarenfabrik. Er setzte sich energisch für den Ausbau der Raucherecke ein, forderte die Lockerung der Schulpflicht an Freitagen und hielt gelegentliche Schlägereien und das Handeln mit weichen Drogen auf dem Schulhof für „eine natürliche Phase im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden“. Wäre nicht im selben Monat Uwe Barschel auf mysteriöse Weise verstorben, dessen Schwester mich französich lehrte (hier Platz für primitive Randbemerkungen in den Kommentaren), hätte die Lehrerschaft dieses Gebahren bestimmt weiterhin kritsich beäugt; so aber durfte Julia weiterhin am Unterricht teilnehmen.
Nach der Wiedervereinigung ging Dirk nach Rostock und gründete dort ein eigenes Taxi-Unternehmen, Julia nahm er dabei mit. Wir schrieben uns noch einige Briefe, irgendwann brach der Kontakt dann aber leider ab. Am Wochenende fügte Julia mich überaschend ihren xing.com-Kontakten zu und schrieb mir eine Mail: gute Nachrichten, Dirks Taxibetrieb läuft exzellent und seitdem er nicht mehr kifft, sieht er auch gar nicht mehr so blass aus. Und Julia selbst arbeitet jetzt als Food-Designerin für Maggi. Ihre Kartoffelsuppe – einfach unschlagbar.
Wenn Julia so gut kochen konnte und sich scheinbar auch heute noch so gut in dieser Branche auskennt, warum erinner ich mich grad an keine intime Geschichte zwischen dem MC und Julia? Bei dem perfekt entspannten Schwiegervater…
so rein optisch kann ich das nicht nachvollziehen, es sei denn, das bild ist nicht von der julia ihrer suppe und nein, kein kommentar zu barschels schwester und ihren lehren…
Zu irgendwas muss Xing ja gut sein. Gleich mal nachschauen ;)
Brieffreunde…. wie süss ;)
Wäre doch mal ein netter Streich für das „Investigativ“-Magazin GALILEO einen bekifften Taxifahrer gegen einen mit Navi in’s Rennen zu schicken. Womöglich überrascht das Ergebnis. Das Barschel-Namedropping haben Sie aber genau im richtigen Jahr getätigt, die Affäre zieht sich ja immer noch ein wenig. P.S.: Auch für mich als Laie eine Unterscheidungshilfe: Der Bon – die Bong ;-)
Wunderbarer Text, ich danke.
rostock? find ich gut. dann hat der liebe mann also schon eindeutig an mir geld verdient. na das ist doch auch was. krass wo du immer deine geschichten her holst, hast du eigentlich tagebuch geschrieben? welcher normale mann kann sich denn so viel merken? das ja net normal.
Wieso bin ich eigentlich in fucking old Altenholz groß geworden, und nicht im blühenden M.-town?:-)
Food-Design für Maggi. Ich möchte mal bezweifeln, dass das was Nestlé herstellt den Namen Essen verdient. Nennen wir es mal Nahrungsersatz.
Wobei eine gute Kartoffelsuppe wirklich eine Kunst ist.
Maggi ist schwarzes Gold :-)
maggi fetzt
viel maggi fetzt viel
eine deiner besseren geschichten..glasbong..hihi
@ andre: Naja, Du weisst ja: Blaue Brille, blass und dünne Beine. Das war alles vor meiner Volljährigkeit.
@ suzan: Wieso? Das ist die gude Kartoffelsuppe; sieht man doch?!
@ Batey: Ebent! :) Mal ehrlich: hast Du xing auch nur 1x für etwas sinvolles nutzen können?!
@ Muräne: Das war zu Bravo-Zeiten, Muri!
@ oLiGaRcH: Tschja, wiki ist bsich da auch uneinig. Wir sagten immer: DER Bong. Wie Kassenbong, eben.
@ marten: Naja, es gibt halt so Vorkommnisse, die schweißen sich in die Hirnrinden…
@ menace: M-Town ist halt da real shit, Homie! :)
@ MiM: Oder? Und schmecken tut die, doh! Selbst ohne Maggi, wenn Julia sie kocht.
@ Pit: Ich dachte, das sei Guinnes-Bier schon?!
@ marten II: Du weisst schon, dass Du jetzt 2x kommentiert hast?
@ Gürtel: Danke. Aber wie jetzt, besser? Die sind doch alle bestens?? [ot: Gibt Giza heute einen aus?]
äh nö- brauche wir ja jetzt nimmer^^
@MC
Wärst Du denn dabei? ;)
wie jetzt, darf ich nur einmal meinen senf dazugeben? dann hab ich was falsch verstanden ich dacht man darf auch mal zu kommentaren was sagen ^^
huch, mein weltbild wankt…
ich dachte in mettenhof gibts nur alkoholiker!
Na toll… jetzt hab ich Hunger! ;)
@MC 2
Hab gerade mit Gürtel und Zoddel geschnackt. Heute ab 18:30h gebe ich einen aus. ;) Näheres einfach mit den Jungs klären. So. Ich fahre jetzt los und schreib zwei 1er… *g*
Haben Sie, werter Herr Winkelsen,
das gekocht oder nur fotografiert?
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Sie sind ein böser Mann.
Der Mario-Barth-Vergleich gefällt mir gut. Und wie der nämlich lacht grade.
Ich bin direkt froh, mal etwas von einem Tütensuppenhersteller zu lesen. Demnach kocht doch noch nicht die ganze Nation im TV und serviert auf eckigen Tellern…
*primitive Randbemerkung* xD
Ich liebe deine Geschichten! :D
@ steuertusse: … na dann ist ja gut! :)
@ GIZA: Moin Alder; viel Glück – dürftest ja exakt JETZT drin sitzen, hm?! Muss ich mal sehen. Ich mein: Freibier und dann noch von Giza; das kann man ja nur schwer ablehnen! :)
@ Marten: Nene, passt schon. Ich dachte nur, Du warst noch so müde, dass Du vergessen hast, bereits kommentiert zu haben.
@ Frau Echse: Aber Hallo – da irren Sie gewaltig, Frau Echse!
@ Peezey: Bon apetit!
@ Erdge Schoss: Weder noch, hab’s der doofen Marion geklaut!
@ Schwester500: Selber!
@ burnster: Absolut. Und dann lacht er auch immer noch so blöd, die Sau. Und alle finden’s so „authentisch“, wie der sich immer selbst wegbrüllen muss. Ein guter Schauspieler mit großen Hosentaschen, daz it! Cleverer Hund.
@ Kathrin: Was dachtest Du denn?
@ Arik: Danke!
Food-Designerin? Den Beruf kann ich aber auch noch nicht
@mc: nicht wirklich und wie ich dem kommentar zu herrn erde entnehmen kann, ja auch von der marion ihre suppe geklaut!
Sehr schöne Geschichte. Lief da nie was mit Julia? ;)
Schöne Geschichte.
Ich als Suppenbeauftragte in der Casa muss jetzt mal fragen: Sind das da ROSINEN auf der Suppe? Diese kleinen braunen Dinger obenauf. Oder ist das Papi Dirks geschmorter grüner Afghane in löffelgerechten Häppchen angerichtet?
MC, datt war toll zu lesen… und nur einmal drohte es in die sonst übliche Ecke abzurutschen (Flaschendrehen ;)). Julias sind im allgemeinen irgendwie toll – find ich :)
Ich geh gleichmal bei Xing nachschauen *gggg*
Gruß aus Berlin
Also Herr W. jetzt habe ich überall bei Xing geschaut und sie nicht gefunden. Haben sie sie überhaupt als Kontakt hinzugefügt?
@ MC: immerhin den Beratervertrag in Berlin – was aber auch ein Flop war.
Die Julia finde ich richtig gut.
Und Dirk kommt absolut nicht schlecht von wech und Kartoffelsuppe ist eh
immer der Knaller, kann ich ja sozusagen ausm FF.
Wenn die Tochter stets Kartoffelsuppe kocht, erträgt man das wohl nur stoned. ;-)
Beim Bild dachte ich zunächst an Konservensuppe, in die jemand einen Aschenbecher entleert hat. Lass dich mal von der Food-Designerin beraten.
hin und wieder ist selbst xing zu etwas gut!