Runtime, Pt. III


(Teil III der Runtime-Trillionogie)

„Hallo Herr Winkel!“, sagt der strahlende Dr. Bergpfotse und streckt mir seine Hand zur Begrüßung entgegen. Meine ebenso ausgestreckte Hand ziehe ich im letzten Moment nach oben und fahre mir lässig durch´s Haupthaar. Erstens scheue ich grundsätzlich intimere Kontakte zu meinen männlichen Mitmenschen, zweitens gibt es da ja immer noch meinen krankhaften Waschzwang und drittens berichteten die Nachbarn Bergpfotse´s von gegenüber, Ihn mehrfach beim Wichsen im Büro zwischen seinen hartnäckig auszuklabüsternden Rechtsfällen erwischt zu haben. Es gäbe hier angeblich auch Beweismaterial zu. Meiner cool lancierten Geste wird nun sogar noch einer draufgesetzt: Ich sage „A-Yo!“, kneife kurz das rechte Auge zu und strecke Ihm beide Zeigefinger entgegen. Ich verspreche mir hierdurch den Anwalt auf den richtigen, musikalischen Pfad zu bringen. Er soll endlich ein straighter HipHop-Head werden und seine Pater Maffay Platten wegsperren. Habe außerdem eine Public Enemy-Platte im Wartezimmer liegen lassen und male mir nun große Erfolgschancen aus.

„Es geht um Ihre Psychotherapeutin, erzählte mir Valeczka?!“, fragt mein Anwalt doof. Bevor ich antworte, denke ich noch kurz an Valeczka, seine ReNo-Gehilfin. Als Bergpfotse vor 2 Jahren seine Kanzlei eröffnete, starteten wir ein richtiges Bewerbungscasting. 4 gute Freunde von mir, Bergpfotse, ein Kasten Holsten und ich luden eine Auswahl an Bewerberinnen an einem Samstag nachmittag im Sommer ein. Aus dem Baumarkt besorgte ich eine 2,50m hohe, gusseiserne Stange und aus dem Eros Center lieh ich mir die Boden beleuchtete, 4qm große und nur 25cm hohe Plexiglas-Tanzfläche. Hier platzierten wir den Schreibtischstuhl für die Bewerberinnen und ließen wortwörtlich die Puppen tanzen. Valeczka hatte schlechte Zeugnisse, war aber die Tochter eines russischen Diplomaten und einer polnischen Opernsängerin. Ihr Spagat überzeugte Bergpfotse damals so sehr, dass Valeczka´s 47 Krankheitstage im Jahr heutzutage nicht weiter ins Gewicht fallen. Außerdem kann er in Ihrer Abwesenheit wohl auch besser wichsen. „Ja, die Therapeutin!“, entgegnete ich 4 Minuten nach seiner Anfrage. „Die ist nicht ganz koscher, Bergpfotse!“, fuhr ich fort. „Ich vermute, sie kauft illegale Wohnzimmeraccessoires aus Polen und verkauft diese im großen Stil bei ebay. Mir sind Informationen zugegangen, dass noch vor Fastnacht ein großer Deal gestartet werden soll!“, berichtete ich unter großem Entsetzen. „DAS DARF JA WOHL NICHT WAHR SEIN!“, schrie Bergpfotse. Ich hatte den Mann niemals zuvor so in Rage gesehen. Sein Kopf wurde rot wie eine Pavianeichel, seine Halsschlagader nahm die größe eines Feuerwehrschlauches an. Wir nickten uns gegenseitig an. „Ich denke, …“, wollte ich gerade sagen, als Bergpfotse mich unterbrach: „MC, ich weiss! Ich werde mich darum kümmern. Ein Bier?“. Ich lehnte ab, denn Bergpfotse hat grundsätzlich nur lauwarmes Warsteiner im Küchenschrank und verliess sein Büro. Im Türrahmen machte ich zum Abschied noch einmal die Geste mit den Zeigefingern und sagte „Holler at yo´ boy!“. Manchmal wünschte ich, ein Kamerateam würde mich 24/7 begleiten und mein souveränes Auftreten in jeder Lebenslage auf Magnetband festhalten. Mit „Tschö, Valutschka!“ verliess ich dann endgültig die Räumlichkeiten. Valeczka rief mir noch etwas hinterher, was ich akustisch nicht verstand, mich aber auch nicht interessierte.

Draussen dann das Schreckliche: 4 schwarz gekleidete Männer mit dunkeln Skimasken stürmten auf mich zu, packten mich und zerrten mich in eine dunkelgrünen Daewoo-Bus mit Plöner Kennzeichen. Mitgleider einer Untergrundorganisation? Schwule, spielsüchtige Aushilfskoch-Asylanten vom Bahnhofsstrich mit Geldsorgen? Oder Mitglieder einer Studentenverbindung? NEIN, Bloß keine Verbindungsstudenten! Ich betete, dass es sich nur um Asylantenstricher handelt, Hauptsache ich bekomme es niemals mit diesen fechtenden Verbindungsnazis, einem Pack schlimmer als die Jamba-Brüder, zu tun!

(Fortsetzung folgt!)

Kommentare

10 Antworten zu “Runtime, Pt. III”

  1. […] Vorher lesen: Teil I, II, III!!! Der Motor des Busses startet, noch bevor die Tür geschlossen wird und ich mich hinsetzen ko […]

  2. Orang-Utan-Klaus sagt:

    Die Tante ist aber schön schlank. Da hätte ich nichts gegen eine Verbindung. Gern auch eine schlagende. Daltons!

  3. Mark sagt:

    Die Story wird ja immer krasser!
    Aber: Der FILM IST DER HAMMER! :-) :-) :-) :-)
    Wo hast Du den gefunden?

  4. Christian sagt:

    Hier eine Jugendsuende deines Anwaltes: http://www.xbox-newz-download.de/Funny%20Things/erwischt.wmv

    Und he „Comment by Orang-Utan-Klaus“ dem „Grandi-Fahrer“?!?! .. die Welt ist soo klein ;)

  5. Christian sagt:

    arg! [TM]
    Grandi = Grani = Granada … so. Gruesse, schickard

  6. Telefon-Mann sagt:

    Christian, so viel ich weiß, war Orang-Utan-Klaus nicht auf der Hurrica-verwüsteten Insel Granada, sondern zur gleichen Zeit auf Jamaika, ohne Wasser und Strom, und einsam und verlassen. Leider kam er trotzdem zurück.

  7. Christian sagt:

    Hallo „Telefon-Mann“, ich komm nur drauf, da ich gerade bei einem gewissen „uran-utan-klaus“ eine Spueli @ebay geshoppt habe und der Typ eehmm Verkaeufer mir durch die beiden Granadas aufm Gehweg gut in Erinnerung blieb.. daher: ein Glueck er kam zurueck :)

  8. Malcolm sagt:

    Jetzt hab ich mir doch glatt meine Frühstücksmilch fontänig auf die Tastatur geprustet! Sehr schön, sehr schön!

  9. creekpeople sagt:

    Bitte…
    fürs Verlinken. Und dann noch die Antwort, wie ich auf deine Site kam: Kommentar im Schmuddelblog über die Solchen!, die sich die Yo-Man-Geste nicht verkneifen können. Muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich mich bei so etwas auch schon mal ertappt hab… Aber: Umso mehr darüber gelacht und jetzt auch einen guten Vorsatz fürs Jahr mehr.

  10. Keyser Soze sagt:

    Wichtiger sind aber die Jamba Brüda. MC, frag doch mal die Therapeudin ob sie dir bescheinigen kann, dass die Klingeltöne und ihre Anpreisungen für dein Parkfehlverhalten verantwortlich sind. Dr. Bergpfotse könnte dann bestimmt einiges rausschlagen.

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