Meine erste Live-Ohnmacht (passiv).

Während meiner Ausbildungszeit gab es immer so Spezial-Meetings für die Lehrlinge. Wir waren in meinem Jahrgang 8 Menschen, 6 Jungs, 2 Mädchen. Über eine der beiden Tanten werde ich nochmal ein Sonder-Posting bringen, das hat sie verdient. Die Andere hieß Kirsten und war eigentlich ganz süß, kam zwar aus den eher ländlichen Gefilden und hatte einen entsprechenden Kleidungs- und Frisurenstil (man sagte früher “Mecki“, kennt Ihr das noch?), war aber sehr freundlich, sehr zuvorkommend. So’ne Liebe halt, außerdem dreistellige Oberweite, aus ästhetischer Sicht jedoch schon fast etwas zu üppg.

Eines Montags war es dann wieder soweit, alle Auszubildenden sollten ins kleine, sehr stickige Raucherbüro von Frau Mewes, die u.a. für die technische Kommunikation nach außen zuständig war. In ihrem Büro stand sowohl das Fax- als auch das Telex-Gerät und am heutigen vormittag würden wir diese Gerätschaften erklärt bekommen. Meine Freude darauf war mehr so mittel, zum Einen wohnte die klassische Montags-Blümeranz inne und zum Anderen war Mewes weniger Hingucker als abgelenkte Augenzeugen. 1,85m im Quadrat, der Begriff “Mannsweib” wäre ein Euphemismus, eher “Fußballmannschaftsweib”, dann aber auch der große Kader. Sie trug die Haare wie Ingo Appelt, nur in grau und aus Versehen. Das Hemd (Bluse kommt hier nicht in Frage!) war nicht selten falsch zugeknöpft, so dass der leichtbefläumte Schmierwanst hinauslugte. Und das nach einem erneut doppelverfeiertem Wochenende, ausufernder als der Sueskanal.

Noch schlimmer ging es aber Kirsten, die war blasser als Heino im Winter mit Mononukleose. Ich erfuhr, dass ihr Freund sich am Wochenende von ihr trennte, sie weinte viel und bekam kaum Schlaf. Ihre Augen standen tiefer in den Höhlen als Gaddafi aktuell, außerdem taumelte sie stark – ich wusste bis zu diesem Tage nicht, dass sowas ohne Sambuca überhaupt möglich war. Die ganze Runde sah ungesund aus, da herrschte im Einbalsamierungsstudio gegenüber mehr Freshness. Und irgendwann, in einem der zahlreichen, unendlichen Mewes-Monologen, vernahm ich von hinten links ein “Patsch” (optional, Plotsch oder Bämms); Kirsten kippte ohnmächtig vom Stuhl. “Oh Gottogott!”, sagte Mewes. Alle anderen sagten: nichts. Ich musste eh so ein bißchen auf meinen Magen achten. “Ja, … ja was machen wir denn da? Thomas, hol’ Du mal ein Glas Wasser!”. Thomas holte. “Andreas, leg’ Du mal ihre Füße hoch, da auf den Stuhl.”. Andreas legte. “Und Bastian, besorg’ ein Kissen.” Bastian besorgte. Allein: nichts half, sie blieb bewusstlos.

“Bevor wir jetzt einen Arzt rufen – wir müssen es versuchen: Mund-zu-Mund-Beatmung!”. Wer käme jetzt dafür in Frage? Und was, wenn sie mich wählt? Auf der einen Seite hatte ich beim Onanieren schon öfter an diese Situatiuon gedacht, allerdings irgendwie lebendiger. Das hier hatte jetzt so nekrophile Vibes, außerdem: mein Magen! Was, wenn Mewes es selbst macht? Verdammt – meine Wünsche wurden erhört! Als ich die Woche zuvor die Kerzen meiner Geburtstagstorte ausblies ausblus, wünschte ich mir, einmal live zwei Tripleziffer-Beeyotches (für Scrabble merken!) beim Fummeln beobachten zu dürfen. ABER DOCH NICHT SO?! Ich lernte, dass Geburtstagskerzenausblaswünsche zukünftig detaillierter definiert werden müssten, hatte aber nochmal Glück: “Ah, da bist Du ja wieder! Kirsten, wie geht es Dir?”, fragte Mewes besorgt. “Ach, schon besser. Danke!”. Kirsten wurde später von Thomas nachhause gefahren, ich nahm dann erstmal eine Bullrich.

Kommentare

12 Antworten zu “Meine erste Live-Ohnmacht (passiv).”

  1. visus sagt:

    “eine Bullrich”? Bin ich zu jung um das zu kennen?

  2. Jerry B. Anderson (tm) sagt:

    Mser ™ du sun! Ist ja long her und ich wette, dass sowas jetzt im Bereich der xtreme softness remember bei dir ist.

    Im Laufe deiner Blogger- und MusicCareer watchst du jetzt bestimmt eher vier Damen zu. Und die sind brown, not Heino-white und schon garnicht meckig. Die Gründe sind keine Ohnmachtsattacks mehr sondern hiedn dörti games und das alles ohne Geburtstagstortenwunsch. Die Damen standen eben auf faulancer und BAS’er. (ich bin augenzeuge! das weibliche volk watchte euch suns auf der stage am friday in der smokery wieder xtreme on! Das crackt an meinem ego!)

    Aber du standest zu den classic times. Wir hatten alle mal lütte Ansprüche und dementsprechend more uns self einen gespleast!

  3. denzel sagt:

    “Tripleziffer-Beeyotches”

    hahahahahhahahahah.
    für einen montag genau das richtige. ^^

  4. Ich schließe mich VISUS an. Was ist ein Bullrich?

  5. rudeboy sagt:

    Jungs? August Wilhelm Bullrich?
    http://www.bullrich-salz.de/

    grüsse

  6. Timo sagt:

    Bullrich = magentabletten soweit ich weiß :-)

  7. Ach so, ein Leid alter Männer also, na dann!

  8. norbsen sagt:

    Ich kenn nur Bullrich-Salz…gab’s mal ne “fetzige” TV-Werbung…ansonsten gute Story mit aktuellem Gaddafi-Bezug!

  9. Erdge Schoss sagt:

    Frau Mewes, werter Herr Winkelsen, scheint eine sehr sinnliche Frau zu sein, die hinter ihrer rauen Schale ihr zartes Ich verbirgt.

    Herzlich
    Ihr Schoss

  10. hartl sagt:

    Saddam, Bin Laden … wenn sie Gaddafi auch noch schnappen gehen dir bald die Leute fürs Höhlengleichnis aus.

  11. MC Winkel sagt:

    @visus: s.u., das sind DIE klassischen Magentabletten. Noch nie eine genommen? Gibt’s in jedem Supermarkt, bei den Vitamintabletten! :)
    @Jerry B. Anderson ™: Alles normal iev laiph, Jyrce’n! :) (Danke für die Props + cool, dass Ihr da ward!)
    @denzel: Merken! :)
    @Lenny_und_Karl: na die Magentabletten! Die Guten!
    @rudeboy: :)) Danke.
    @Lenny_und_Karl: *lol* der war schon lange mal wieder überfällig!
    @norbsen: Danke!
    @Erdge Schoss: Ich hoffe sie halten mich nicht für oberflächlich, Herr Schoss, wenn ich sage, dass ich dieses zarte Ich gar nicht zwingend kennenlernen möchte?!
    @hartl: Stimmt ja, gut aufgepasst! :) Ist es dann wirklich so, dass es keine Terroristen mehr gibt? Toll! :)

  12. buääähhh… mir wird jetzz schlecht!

    so einen hatten wir auch. marion. sie war einfacher zu überspringen als drumherum zu laufen. müffelig und ein halber wohnzimmerschrank. sie hat vor der tafel inner schule gekotzt. ich rannte sofort auf toilette um es ihr gleich zu tun.

    damals war es alka selzer… ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert