Guilty feet have got no rhythm
Ein weiterer Grund, warum ich so ungern den Sambuco tanze, war sicherlich diese eine Gartenparty im September 1988. Meine erste Gartenparty überhaupt und dann auch noch bei Leuten, die ich noch nie gesehen hatte. Hansen kannte halt Alles, Jeden & sein Sohn und so ließ ich mir erst die Zitronen/Salz-Wissenschaften im tequilösen Zusammenhang erklären, bevor ich meine Zeit brennenden Anisschnäpssen widmete, in denen Kaffeebohnen schwommen. Da ich vorher bereits nach einem Liter Bier zu schielen begann, brauche ich vermutlich nicht weiter erklären, warum mir nicht nur ein Zeitfenster, sondern ein gesamter Wintergarten vom Abend fehlt. Als es hell wurde erwachte ich auf einem Gartenstuhl und der instinktive Griff zum Portemonnaie bestätigte: Nächte wie diese sollten nicht zur Gewohnheit werden. Aber was sollte es – jeder hat mal Pech und vielleicht bekomme ich den nächsten Bus ja noch.
Was nichts werden konnte. So ohne Uhr. Immerhin waren drei Dinge positiv: Ender der Achtziger konnte man mir noch kein Handy klauen, die zerlumpten Chucks fasste auch niemals jemand an und Steffi Graf würde am Abend bestimmt das Finale in Seoul gewinnen. Fiese Nase aber stramme Waden, ich schaute sie mir nicht ungern an. Am liebsten natürlich gegen Sabatini, dem Biest. Was guckt Ihr mich so an, ich hatte damals noch nicht einmal einen Videorekorder in meinem Kinderzimmer! Aber zurück zur Bushaltestelle – die Strassen waren leerer als das Wartezimmer der freiwilligen GEZ-Anmeldestelle und so beschloss ich, die 5km Heimweg zu Fuß zu gehen. Dass es plötzlich anfing, wie aus Eimern zu schiffen, hatte mit Pech nicht mehr viel zu tun – das war Karma. Ich wusste doch, dass 4 Jahre Q-Tip-in-die-Ohren-Steckerei irgendwann seinen Tribut zollen würde.
Knochennass lief ich 2km durch die Strassen, Geld weg, Uhr weg, in Chucks und was das Schlimste war: wie lagen eigentlich die Haare?! Ich hoffte auf Rettung, als Freund Jay-Pee am rechten Straßenrand anhielt. “Lil’ MC – was machst Du hier im Regen? Um halb sechs? Und wie liegen überhaupt deine Haare?”. Ich sagte es ja. “Kann ich bei dir übernachten? War ein Scheiß-Abend, bin ausgeraubt worden. Und Hallo Marie!”. Marie war Jay-Pees Freundin. Nicht unattraktiv, vom Cleverness-Faktor für mich aber immer eine Sensation, dass sie eine Schleife konnte. Wobei… sie trug nur HighHeels und Romikas. Also wer weiß. “Klar, komm’ mit! Musst aber bei uns im Zimmer schlafen, meine Eltern sind da!”. Ach so.
Natürlich wurde gebämst. Ich wusste ja, dass Marie es täglich wollte. Mehrfach. Und so lag ich da: augeraubt, unfrisiert, nasse Chucks und mein Homeboy lautstark am Dippen – was mich leider geil machte, wie ich feststellen musste. Ich konnte ja nichts dafür. Es gab also nur zwei Möglichkeiten: Flucht oder Onanie. Ich knipste das Licht an. “Lasst Euch nicht stören – aber ich gehe doch lieber zu Fuß heim!”. “Hrrrh.”. “Was?”. “HRRH!”. Ich glaube, er meinte sowas wie ‘Alles Gute’. Schüss.
Letzte Etappe – dann nur noch ins Bett. Klappte soweit alles, bis ich 50m von der Haustür meine Mutter erspähte, die gerade zum Gottesdienst gehen wollte. Verstecken war weniger drin als Zapfhähne in leckenden Bierfässern, was mich um ein “Hi Mum!” nicht herumkommen liess. Den Glauben ans Karma verlor ich – das hier war jetzt mehr! Das war das bärbeißige Schicksal, welches mir den Proktologen machte – mit unvorgewärmten Besteck. “LIL MC, WIE SIEHST DU AUS?!”. “Ich weiß, die Haare!”. “Nein, insgesamt! Wo kommst Du jetzt her?”. “Gartenparty. Ich wurde ausgeraubt und meine Uhr ist weg. Hab’ den Bus nicht bekommen und bin den ganzen Weg zu Fuß gegangen. Kann ich jetzt bitte auf mein Zimmer?!”. Konnte ich. Aufgrund von Hausarrest sogar die nächsten 14 Tage. Ohne Videorekorder und schlecht frisiert. Also merkt Euch eins: Q-Tips niemals in die Ohren stecken!
Ach MC, ich hätte ja onaniert…
Noch ein Jay Pee… furchtbar!
Also Hausarrest, das geht ja noch … aber — 14 Tage schlecht frisiert??!!! Du Armer!
Was haste denn gegen Q-Tips? Die sind doch nett!
Wo soll ich die Q-Tips denn sonst reinstecken? Und wie verhalte ich mich richtig wenn das Trommelfell juckt?
Btw, ‘n Ex-Kollege nahm gerne aufgebogene Büroklammern (er bog sie hinterher auch wieder zusammen und packte sie zurück… für die anderen…)!
Als ob Sie ihre Mutter damals “mum” genannt haetten, Herr W.! Ich wette das “Mama” kommt noch heute ganz kleinlaut rueber!
Großartig!!
Stimmt genau, Steffis Beine waren die besten im ganzen Tennis, ohne den Zinken wäre die vom Männer-Geheimtip zum Sexsymbol geworden. Vielleicht.
..und was ist nach all den Jahren immer noch gleich bei Dir?
1. Sambucca. Gefährlich.
2. Q-Tip in den Ohren. Diesmal aber übern iPod. Und mit weniger Schmalz.
Oh ja, Sambucca! Kann ich genau so unterschreiben. Zusätzliches Problem sind ja die verbrannten Lippen, weil man mit zunehmendem Füllstand immer länger labert, das Glas aber weiter auf dem Tisch vor sich hin brennt. Junge, so ein Glas wird verdammt heiß! Aber immerhin auch was Spannendes gelernt: man explodiert wider Erwarten nicht, wenn man hackenstramm einen brennenden Sambucca kippt, weil man vergessen hat, dass man den auspusten muss!
yaman, wegen sowas
komme ich immer wieder her. *lol*
Klingt doch nach nem prima Abend… So oder so ähnlich verlief auch mal einer. Allerdings ohne das Ausrauben.
Aber Rumdipperei anderer Menschen, wenn man eigentlich schlafen will und massenweise Sambuca, ja das kenn ich.
Sometimes god gives you lemons, MC. Weisst Du doch. Aber mein Tag wurde soben ein Stück weit besser – Danke!
Ich frage mich gerade, werter Herr Winkelsen, warum ich mich freue, wenn Sie im Regen stehen.
Herzlich und noch keine Antwort
Ihre FrauvonWelt
@jB: Aber ging doch nicht. Die Taschentücher hat man mir auch geklaut! :(
@JP: Oder, … sagen Sie… DAS SIND DOCH SIE! Wie geht’s Marie? :)
@Heiko: Finde ich auch. Aber aufpassen, wg. des Karmas!
@achsel: DAS frage ich mich nämlich auch. Wofür hat man die erfunden, wenn nciht für’s Ohr? (Unter uns: ich benutze die immer noch ohral. Aber nicht dem Dalai Lama erzählen!)
@Lenny_und_Karl: Pssssst! :) (sogar noch schlimmer: “Mutti”) *lol*
@norrinradd: Da konnt man nicht knurren, nä!
@Gürtel: Hehe. :) Aber hey: wo das mit dem Wodka neulich so toll klappte: vllt. einfach mal wieder ausprobieren? Was meinste?!
@singhiozzo: Herr Singhiozzo, für Sie gilt ab sofort: Schnäpse nur noch bis 40%! Die brennen nicht…
@denzel: Danke! :)
@Smikey: Gemein, oder?! Was den Abend betrifft: sowas hat man zum Glück nur 1-8x im Leben…
@Tarek: :) “Atmosphere”, richtig? Tolles Album!
@FrauvonWelt: Das, werte FrauvonWelt, frage ich mich aber gerade auch!
Und was, werter Herr Winkelsen,
war mit Ihrer Sehhilfe in phosphorblau?
Wollte die keiner klauen?
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Bei so Leuten wäre ich aber das letzte mal gewesen. Schlafende Menschen beklauen? Miiiiies, oder?
So einen Abend hatte ich auch mal. Nur daß ich am nächsten Morgen zwei Portemonnaies hatte. :o)
sehr geehrter herr winkel, im besagten jahr “1988” wurde mein jüngster geboren und ich kann ihnen versichern: die zeiten haben sich NICHT geändert !!! nur aus anderer sicht, die der mum, will man das nicht sooo genau wissen !!! lesen und an eigene desaster erinnern hat aber spass gemacht.
Ich verleg/verliere bzw bekomme nur immer meine Feuerzeuge geklaut. Find ich noch schlimmer als wenn mal Geld fehlt! ^^
Gabriela Sabatini … ich habe immer für sie gehalten.
…erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu!
Aber soweit wäre es von JP zu Dir doch auch nicht mehr gewesen.
Ich kenne da noch einen, den Du auch kennst, der ist gar splitternackt nach hut gekommen…:)
So long
Schön mal wieder hier zu lesen. Sie wissen ja, Kind und lauter Mutti-Dinge.
Ist schön mal wieder lachen zu können und ich war neulich drauf und dran mir Chucks zu kaufen :-) Das wären dann die ersten in meinem Leben gewesen :-)
Bei uns heißt das Wattestäbchen und man darf sie sich nicht in die Harnröhre stecken.
So long,
das schaezle
@Erdge Schoss: Ich trug an den Wochenenden immer ein goldenes Gestell, Herr Schoss. Unecht. Wollte keiner haben.
@Giselle: Absolut. Aber am Tag drauf wusste ich ja nicht einmal mehr, wer/wo das war! :(
@Donna: DANN HABEN SIE MEIN PORTEMONNAIE? Kann ich bitte meinen Perso zurück haben? Hab immer noch keinen Neuen! :)
@die anke: Danke! Und: Herzliches Beileid. Aber in 5 Jahren ist er aus dem Gröbsten raus! (es sei denn, er liest hier mit! :))
@der.grob: MICH für sie? Aber ich bin doch dunkelblod?!
@MHW: NEIN! Dicker, echt? Wann war das mit Dir? :))
@Frau Ährenwort: Welcome back! Ich freue mich, wenn Sie dran bleiben! :)
@schaezle: Stuttgart – pffffft! Alle(s) komisch da! ^^
Das hast du also gemacht, als ich geboren wurde.
Die Füße sind schuldig und haben keinen Rhytmus. Whoooo, das ist bitter! ;-)