Eckhart Tolle über das wahre Selbst in der Stille // Video-Kurs in 2 Teilen

Eckhart Tolle das wahre Selbst

Eckhart Tolle lädt in seinem Vortrag dazu ein, das wahre Selbst jenseits des Denkens zu entdecken. Dabei geht es nicht darum, nie wieder zu denken, sondern darum, sich nicht länger über Gedanken zu definieren. Wer sich von den ständigen inneren Erzählungen löst – von der Geschichte des Ichs, der eigenen Vergangenheit, der möglichen Zukunft – kann ein tieferes Selbstgefühl erfahren. Dieses Gefühl ist nicht an Worte oder Erinnerungen gebunden, sondern offenbart sich als stille Präsenz im Hier und Jetzt.

Eckhart Tolle x Das wahre Selbst – Identität ohne Vergangenheit oder Zukunft

Eckhart Tolle schlägt ein einfaches Experiment vor: Stell dir vor, du hättest keine Vergangenheit und keine Zukunft. Du erinnerst dich nicht an deinen Namen, nicht an deine E-Mail-Adresse, nicht an deine Sorgen. Du bist einfach nur hier, wahrnehmend, gegenwärtig. Wenn du in diesem Zustand nichts denkst, aber dennoch existierst – wer oder was bist du dann?

Die Antwort ist nicht intellektuell formulierbar. Es bleibt nur ein Empfinden: ein stilles, klares Sein. Eine wortlose Präsenz, die sich nicht über Inhalte definiert, sondern durch reines Dasein. Dieses Sein ist laut Tolle das wahre Selbst – das „tiefe Ich“, das jenseits aller Konzepte liegt.

Das „Ich bin“ als Ausdruck des Göttlichen

Im Zentrum dieses Erlebens steht das einfache, aber kraftvolle Bewusstsein: „Ich bin“. Nicht „Ich bin dies“ oder „Ich bin das“, sondern nur: „Ich bin“. Dieses pure Sein ist die Quelle aller Intelligenz und Weisheit – eine Qualität, die über bloße Gedanken hinausgeht. Für Tolle ist das nicht nur eine persönliche Erkenntnis, sondern ein spiritueller Durchbruch. Schon im Alten Testament antwortet Gott auf die Frage nach seiner Identität mit: „Ich bin, der ich bin.“ In dieser Aussage erkennt Tolle eine tiefe Wahrheit: das Göttliche als reines Sein, jenseits aller Formen.

Die Stille als Weg zur Weisheit

Stille ist bei Tolle kein Zustand äußerer Geräuschlosigkeit, sondern ein innerer Bewusstseinsraum ohne Gedanken. In dieser Stille liegt die Möglichkeit, das wahre Selbst zu erkennen. Sie ist keine Abwesenheit von Leben, sondern vielmehr der Ursprung allen bewussten Lebens. Aus ihr entsteht eine tiefe Form der Weisheit – nicht als Ansammlung von Fakten, sondern als unmittelbares Verstehen.

Wer in der Stille ruht, entdeckt, dass sich das Leben um ihn bewegt, während er selbst unbewegt bleibt. Es ist, als würde sich die Welt um das eigene Zentrum drehen, während man selbst im Innersten verankert ist. Dieses innere Verweilen ist laut Tolle der eigentliche Rückzugsort – der „wahre Retreat“. In der Meditation spricht man hier von „thoughtless awareness“, also von gedankenloser Achtsamkeit.

Eckhart Tolle über das wahre Selbst: In der Welt, aber nicht von ihr

Ein zentrales Bild, das Tolle nutzt, ist das des Rades: Die Welt dreht sich wie ein Rad, doch im Zentrum herrscht Ruhe. Wer sich mit diesem Zentrum identifiziert, lebt „in der Welt, aber nicht von ihr“. Dieser Satz aus der christlichen Tradition beschreibt laut Tolle präzise, was es heißt, sich nicht in den vergänglichen Phänomenen zu verlieren. Denn alles – Probleme, Gedanken, Emotionen – entsteht und vergeht. Wer sich mit dem Unvergänglichen verbindet, bleibt inmitten des Wandels unberührt.

Das Zuhause in sich selbst finden

Viele Menschen tragen ein permanentes Gefühl der Unruhe in sich. Selbst im eigenen Zuhause fühlen sie sich nicht wirklich angekommen. Sie jagen einem undefinierbaren Ziel hinterher, das sich immer wieder entzieht. Tolle beschreibt dieses Gefühl als das metaphysische Heimweh des Menschen. Erst wenn man das Zuhause in sich selbst gefunden hat – in der stillen Präsenz des Seins – endet diese Suche. Dann ist man wahrhaft zu Hause, unabhängig vom äußeren Ort.

Bewegung und Ruhe als Einheit

Auch wenn wir durch die Welt gehen, können wir innerlich in der Stille ruhen. Dies sei laut Tolle die hohe Kunst des Lebens: äußere Aktivität mit innerer Gelassenheit zu verbinden. Selbst in einem vollen Flughafen, beim Rennen zum Gate, kann die innere Ruhe gewahrt bleiben. Denn wahre Ruhe hängt nicht von der Umgebung ab, sondern vom inneren Bezugspunkt.

Der dauerhafte Retreat

Am Ende des Vortrags betont Tolle (Youtube), dass der Retreat – also der spirituelle Rückzug – nicht an äußere Umstände gebunden ist. Er findet im Inneren statt. Wer das eigene Bewusstsein auf das stille Zentrum ausrichtet, trägt diesen Rückzugsort immer bei sich. So wird das Leben selbst zum spirituellen Weg – nicht durch Perfektion, sondern durch Akzeptanz. Auch die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten verlieren in dieser Tiefe ihren bedrohlichen Charakter. Sie werden Teil des großen Ganzen, das immer schon in Ordnung war.

Fazit

Eckhart Tolles Vortrag „Discovering the Self Beyond Thinking“ ist eine Einladung, das wahre Selbst im gegenwärtigen Moment zu entdecken. Wer sich nicht länger mit Gedanken, Rollen und Erinnerungen identifiziert, findet eine stille, unveränderliche Präsenz in sich. Diese Präsenz ist nicht nur der Kern der eigenen Identität – sie ist Ausdruck des Göttlichen in jedem Menschen. In dieser inneren Verankerung liegt die Freiheit, wirklich zu leben: bewusst, ruhig und verbunden mit dem, was jenseits von Worten und Formen existiert.

Eckhart Tolle über das wahre Selbst in der Stille

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