Adrian Younge – „Something About April III“: Ein analoges Meisterwerk zwischen Psychedelia, Soul und Brasilien

Adrian Younge Something About April

Mit Something About April III liefert Adrian Younge nicht nur ein weiteres Kapitel seiner gefeierten Reihe. Es ist das finale Statement einer künstlerischen Vision, die über 15 Jahre gereift ist. Der am 18. April 2025 veröffentlichte Longplayer ist weit mehr als eine Fortsetzung: Es ist die Vollendung eines musikalischen Vermächtnisses – orchestriert, analog, und zutiefst emotional.

Ein Klangkosmos jenseits digitaler Grenzen

Adrian Younge hat sich längst den Ruf eines modernen Alchemisten der analogen Musik erarbeitet. Seine Werke erinnern an vergessene Filmmusiken, Soul-Platten aus den 70ern und psychedelische Rock-Soundtracks. Something About April III schließt die Trilogie ab, die 2011 mit dem ersten Teil begann (Teil 2 hier). Younge selbst bezeichnet diesen dritten Teil als das Album, das er damals schon machen wollte. Aber erst jetzt – mit dem nötigen Know-how und emotionaler Reife – realisieren konnte.

„Im Grunde ist das hier das verlorene Album meiner Seele“, schreibt er im Begleittext. Und man hört, wie tief dieses Werk in ihm verwurzelt ist.

Brasilianische Stimme, orchestrale Größe

Adrian Younge vereint hier erneut seine Liebe für Soul, Jazz, Psychedelia und Soundtrackkunst, doch diesmal mischt sich eine deutliche brasilianische Note darunter. Portugiesische Lyrics, gesungen von Vokalist:innen wie Céu, Luiza Lian oder Miguel Lian Leite, verschmelzen mit analogem Equipment, Streichern und satten Breakbeats. Unterstützt wird Younge von einem 30-köpfigen Orchester, das er selbst dirigiert und arrangiert hat.

Die Arrangements wirken filmisch, beinahe cineastisch, und schaffen eine warme, melancholische Atmosphäre, die irgendwo zwischen Tropicália, Curtis Mayfield und Morricone oszilliert.

Tracks als Kapitel einer Geschichte

Der Opener „A Música na Minha Fantasia“ ist eine Einladung in Yongues innere Welt: Orgeln, Mellotron, Electric Sitar, dazu flirrende Stimmen – ein weicher Einstieg. Danach folgt „O Som do Amor“, ein zurückgelehnter Soulgroove, getragen von Fender Rhodes, Synthesizern und den Stimmen von Céu und Co.

Besonders hervorzuheben ist „Pôxa, Meu Amor“, in dem Younge selbst an der Seite von Céu singt – ein seltenes, intimes Duett. Weitere Highlights sind das perlende „Esperando por Voce“ mit Wurlitzer, Harpsichord und Carillon sowie das atmosphärisch dichte „Nossas Sombras“, das wie ein verlorenes Soundtrack-Juwel wirkt.

Analog als Haltung

Younge bleibt sich auch auf technischer Ebene treu: Das gesamte Album wurde analog aufgenommen, gemischt und gemastert – in seinem eigenen Linear Labs Studio in Los Angeles. Der Verzicht auf digitale Hilfsmittel ist bei ihm kein Retro-Fetisch, sondern ein Statement: Musik soll atmen, rauschen, knistern – wie eine alte Soulplatte im Wohnzimmer eines Cratediggers. Also, in meinem zum Beispiel.

Der Sound ist satt, warm, komplex und dennoch nie überladen. Man hört jede Saite, jedes Becken, jedes Vibrato im Synthesizer – Musik zum Hören, Fühlen und Versinken.

Ein Vermächtnis für Vinylkultur und Musikliebhaber

Mit Something About April III schafft Adrian Younge ein Werk, das nicht nur seine bisherigen Alben übertrifft, sondern auch eine Lücke im zeitgenössischen Musikverständnis schließt. Es ist ein Geschenk an alle, die Musik nicht bloß konsumieren, sondern lieben – in ihrer Tiefe, Vielfalt und Magie.

Für Liebhaber analoger Produktionen, brasilianischer Klangwelten und emotionalem Storytelling ist dieses Album ein Muss. Adrian Younge beweist ein letztes Mal, dass Soul auch 2025 noch eine Seele hat. Die Vinyl-Platte gibt es hier.

Adrian Younge – „Something About April III“ // Bandcamp Stream:

Adrian Younge – „Something About April III“ // Spotify Stream:

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