Von der Physik zur Spiritualität: Tom Campbell über Bewusstsein, Liebe und Lebenssinn

Tom Campbell über Bewusstsein

Tom Campbell, ehemaliger Kernphysiker, hat etwas gewagt, das in der Wissenschaft oft für Stirnrunzeln sorgt: Er verbindet Physik, Philosophie und Spiritualität/Bewusstsein zu einer „Theory of Everything“. Der zentrale Gedanke: Bewusstsein ist nicht nur ein Nebenprodukt des Gehirns, sondern die Grundlage aller Realität. Diese radikale Sichtweise entstand nicht am Schreibtisch, sondern aus persönlichen Erfahrungen – Meditation, außerkörperliche Zustände und Jahre der Arbeit mit Bob Monroe führten Campbell Schritt für Schritt zu einem Modell, das Wissenschaft und Mystik zusammenführt.

Sein Ansatz ist logisch aufgebaut: Er beginnt mit einer einzigen Annahme – Bewusstsein existiert – und leitet daraus ab, wie Realität funktioniert. Dabei rückt er das Bild einer virtuellen Realität ins Zentrum: Unsere Welt sei wie eine hochkomplexe Simulation, in der wir uns als „Avatare“ bewegen.

Tom Campbell: Bewusstsein als Informationssystem

Campbells Modell beschreibt im Podcast (Youtube) Bewusstsein als ein System von Information. Der kleinste Baustein ist ein „Bewusstseins-Zellchen“, das Entscheidungen zwischen A und B, Null und Eins treffen kann. Mit der Fähigkeit zu erinnern und zu verknüpfen entstehen Muster, aus denen Ordnung und schließlich Mathematik hervorgehen.

Dieses System entwickelt sich, indem es Entropie verringert – sprich: indem es Unordnung in Struktur verwandelt. Das Ziel: mehr Kohärenz, mehr Sinn, mehr Liebe. Campbell zieht hier eine direkte Linie: Niedrige Entropie bedeutet Liebe und Kooperation, hohe Entropie bedeutet Angst und Trennung. Damit verknüpft er physikalische Konzepte mit den ältesten spirituellen Lehren.

Die virtuelle Realität des Lebens

Die physische Welt ist für Campbell nichts anderes als eine Simulation. Vergleichbar mit einem Computerspiel existieren zwei Ebenen: das „Rendering“ durch das Bewusstsein und der Spieler selbst – also wir als Einheiten von Bewusstsein. Unser Körper ist demnach ein Avatar, gesteuert von einem nicht-physischen Kern.

Diese Perspektive erklärt viele Rätsel der modernen Physik: Warum ist Lichtgeschwindigkeit konstant? Warum scheint die Realität auf Wahrscheinlichkeiten zu beruhen? Für Campbell liegt die Antwort darin, dass das Universum informationbasiert ist – ein Programm, das aus Regeln und Wahrscheinlichkeiten besteht.

Tom Campbell über Bewusstsein – Evolution durch Liebe

Die entscheidende Frage lautet: Wozu das alles? Campbell sagt klar: Der Sinn des Lebens ist, „Liebe zu werden“. Die virtuelle Realität dient als Trainingsfeld, in dem wir durch freie Entscheidungen unsere Bewusstseinsqualität verbessern können. Handeln wir aus Angst, verengen wir uns und erhöhen die Entropie. Handeln wir aus Liebe, erweitern wir uns und entwickeln uns weiter.

Diese Sichtweise ist praktisch: Jeder kann prüfen, wie oft er von negativen Gefühlen getrieben wird – Ärger, Misstrauen, Groll. Weniger davon bedeutet mehr Wachstum. Glück entsteht nicht durch Kontrolle äußerer Umstände, sondern durch die innere Haltung, mit der wir auf sie reagieren.

Von mystischer Erfahrung zur Wissenschaft

Campbells Weg zu dieser Theorie war untypisch für einen Physiker. Schon während seines Studiums nutzte er Meditation, um komplexe Probleme zu lösen. Er bemerkte, dass er Zugang zu Informationen hatte, die ihm nicht durch den Intellekt zugänglich sein konnten – ein erstes Fenster zu dem, was er später als „Datenbanken des Bewusstseins“ bezeichnete.

Mit Bob Monroe trainierte er außerkörperliche Erfahrungen, erforschte Heilung durch Intention und entwickelte Methoden, diese Erlebnisse wiederholbar und überprüfbar zu machen. Für ihn war das kein esoterisches Spiel, sondern ein wissenschaftlicher Prozess: Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen, Ergebnisse vergleichen. Über Jahrzehnte fügte er Puzzlestücke zusammen, bis sich ein konsistentes Modell ergab.

Praktische Werkzeuge für den Alltag

Doch Campbell bleibt nicht im Abstrakten. Er betont, dass jeder sein Bewusstsein direkt erforschen kann. Meditation ist ein klassischer Einstieg, aber nicht der einzige. Wer Schwierigkeiten hat, den Geist zu beruhigen, kann mit aktiver Imagination arbeiten. Wichtig ist nur, die Aufmerksamkeit vom Außen ins Innere zu lenken.

Zwei Fragen helfen auf dem Weg:

  1. Handle ich aus Angst oder aus Liebe?
  2. Verkleinere oder vergrößere ich durch meine Entscheidungen die Entropie?

Wer sich konsequent an diesen Leitlinien orientiert, erlebt laut Campbell mehr Leichtigkeit, weniger negative Emotionen und eine wachsende innere Freiheit.

Eine neue Perspektive auf Sinn und Realität

Tom Campbells Modell stellt nicht nur die Wissenschaft, sondern auch unseren Alltag auf den Kopf. Es ist eine Einladung, das Leben als „Entropie-Reduktions-Training“ zu begreifen, in dem jeder Moment Gelegenheit bietet, bewusster zu werden. Und es schlägt eine Brücke zwischen den großen Traditionen – von Buddha bis zu modernen Physikern – die letztlich alle auf eine Wahrheit hinauslaufen: Wir sind Teile eines großen Bewusstseins, das sich selbst erfährt.

Das Ziel ist weder mysteriös noch unerreichbar. Es lautet schlicht: wachsen, lernen, lieben. Wer diesen Weg geht, findet laut Campbell nicht nur die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, sondern erfährt auch, dass Glück und Frieden kein Zufall, sondern das natürliche Resultat bewusster Entwicklung sind.

Von der Physik zur Spiritualität: Tom Campbell über Bewusstsein, Liebe und Lebenssinn

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