Rastafari und die Pflanze des Wissens: Alles über die spirituelle Natur-Philosophie

Rastafari Philosophie

Der Rastafarianismus ist mehr als nur eine Religion. Er ist eine Lebensweise, ein spiritueller Kompass, ein stiller Protest gegen ein System, das viele als krank empfinden. Diese Bewegung, tief verwurzelt in der jamaikanischen Kultur, geht über Klischees von Dreadlocks, Reggae-Musik und Ganja hinaus. Sie steht für eine tiefe Verbindung zur Natur, zu Afrika – und zu sich selbst. Rastafari und die Pflanze des Wissens – hier erfahrt ihr alles über diese spirituelle Natur-Philosophie.

Rastafari Philosophie – Der Ursprung einer Bewegung

Die Wurzeln des Rastafarianismus reichen zurück in die 1930er Jahre, als Jamaika noch britische Kolonie war. Die Bevölkerung, überwiegend Nachfahren afrikanischer Sklaven, suchte nach Identität, Zugehörigkeit und Hoffnung. Der schwarze Aktivist Marcus Garvey inspirierte diese Suche mit seiner Vision von Stolz, Rückbesinnung und Heimkehr nach Afrika.

Garvey prophezeite die Krönung eines schwarzen Königs – und 1930 wurde Ras Tafari Makonnen zum Kaiser Äthiopiens, Haile Selassie I. Für viele war das ein göttliches Zeichen. In der Folge wurde Selassie zur Inkarnation Gottes („Jah“) erklärt. Äthiopien, Sitz der Davidischen Dynastie, wurde zum „Zion“, dem verheißungsvollen Land der Befreiung.

Babylon und die Abkehr vom Westen

Im Zentrum der Rastafari-Philosophie steht der Begriff „Babylon“. Er bezeichnet nicht einen Ort, sondern ein System: westlich, korrupt, materialistisch. Babylon steht für Entfremdung, Gier, Ungerechtigkeit. Rastafaris lehnen dieses System ab. Sie suchen spirituelle Klarheit, Einfachheit und Selbstbestimmung – oft fernab in den Bergen Jamaikas, wo sie in Einklang mit der Natur leben.

Hier leben Handwerker, Musiker, Bauern und Köche, die sich an die „Ital“-Ernährung halten. Sie essen nichts Verarbeitetes, kein Fleisch, kein industrielles Salz – nur das, was lebt. Denn der Körper ist für sie ein heiliger Tempel, den sie nicht verunreinigen dürfen.

Rastafari Natur-Philosophie – Die Kraft der heiligen Pflanze

Ganja ist im Rastafarianismus nicht bloß ein Genussmittel, sondern ein Sakrament. Es wird zur Meditation, zur Bewusstseinserweiterung, zur Heilung genutzt. Viele berufen sich dabei auf Psalm 104, in dem Gott Pflanzen wachsen lässt „für den Dienst des Menschen“. Für Rastafaris ist Ganja eine Brücke zwischen Körper und Geist, ein Werkzeug der Rechtschaffenheit.

Doch auch hier gilt Maß und Ziel. Ältere Rastas bevorzugen heute Öle, Tees oder Verdampfung statt klassischem Rauchen – aus Respekt vor dem eigenen Körper.

Sprache als spirituelle Ausdrucksform

Rastafaris haben auch ihre Sprache transformiert. Sie sagen nicht „understand“, sondern „overstand“. Nicht „hello“, sondern „greetings“. Selbst im Ausdruck zeigt sich ihr Wunsch nach positiver, spiritueller Energie. Das Wort „I&I“ ersetzt das westliche „wir“ – weil jeder Mensch göttlich ist und es keine Trennung zwischen Ich und Du gibt.

Diese Philosophie prägt nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch Musik, Kleidung, Ernährung und Umgang mit der Natur.

Zion: Ein innerer Ort der Freiheit

Zion, das spirituelle Gegenstück zu Babylon, ist nicht nur geografisch gemeint. Es ist ein Zustand – der innerste Kreis des Friedens, der Ort ohne Schmerz, ohne Angst, ohne Gier. Wer Zion in sich trägt, lebt im Einklang mit sich und der Welt. Ein freier Mensch begeht keine Verbrechen. Er lebt in Würde, im Rhythmus der Natur, in Dankbarkeit.

Musik spielt dabei eine zentrale Rolle. Reggae ist für viele Rastafaris Ausdruck von Widerstand und Hoffnung zugleich. Er ist ihr Sprachrohr, ihre Gebetsform, ihr innerer Ruf nach Freiheit.

Rückzug als Akt der Selbstbestimmung

Fernab der Städte, versteckt in den Hügeln Jamaikas, finden Rastafaris Zuflucht – nicht aus Angst, sondern aus Überzeugung. Dort pflegen sie ihre Gärten, bauen Ganja an, leben nach dem Rhythmus der Sonne. Sie schaffen sich eine eigene Wirtschaft, unabhängig von staatlichen Strukturen, und zeigen, dass ein einfaches Leben nicht arm, sondern reich an Sinn sein kann.

Hier ist das Glück nicht etwas, das man besitzt, sondern etwas, das man spürt. Und genau das unterscheidet den Rastafarianismus von vielen anderen religiösen Strömungen: Es geht nicht um Dogmen, sondern um Erfahrung.

Die Essenz des Glücks

Wenn man einem Rasta zuhört, begreift man: Glück bedeutet für ihn nicht Reichtum oder Macht. Glück bedeutet, morgens aufzuwachen und zu wissen, dass die Erde dich nährt. Dass du Teil eines Kreislaufs bist. Dass du mit „Jah“ in Verbindung stehst – und mit dir selbst. Vielleicht liegt darin die größte Weisheit des Rastafarianismus. Nicht die Welt muss sich ändern. Sondern unser Blick auf sie.

Rastafari und die Pflanze des Wissens: Eine spirituelle Natur-Philosophie

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