Putin verliert seinen letzten Freund: Warum Belarus plötzlich rebelliert

Putin verliert letzten Freund

Fast drei Jahrzehnte galt Belarus als der treueste Verbündete Russlands. Präsident Alexander Lukaschenko stand stets loyal an Putins Seite – trotz westlicher Sanktionen, internationaler Isolation und innenpolitischer Repressionen. Doch seit Herbst 2024 wankt dieses Bündnis. In einem Interview mit der russischen Isvestia warnte Lukaschenko offen vor einer möglichen Annexion durch Moskau und drohte im Ernstfall mit Krieg – nicht gegen die NATO, sondern gegen Russland selbst. Putin verliert seinen letzten Freund, jedenfalls sieht momentan alles danach aus. Warum Belarus plötzlich rebelliert – hier erfahrt ihr es.

Diese Worte markierten einen historischen Bruch. Zum ersten Mal zog der belarussische Machthaber eine rote Linie gegenüber Putin, und das in einem russischen Medium. Kurz darauf folgten Exportbeschränkungen in Richtung Russland sowie diplomatische Signale an die EU. Der einstige „letzte Diktator Europas“ schwenkt plötzlich auf einen Kurs, der Moskau gefährlich werden könnte.

Ein Zweckbündnis mit Sprengkraft

Um die aktuelle Entfremdung zu verstehen, muss man in die 1990er-Jahre zurückblicken. Nach dem Zerfall der Sowjetunion war Belarus wirtschaftlich fragil, doch strategisch bedeutsam – als Transitland zwischen Russland und der EU. Lukaschenko kam 1994 mit einem Versprechen: Stabilität durch staatliche Kontrolle, subventionierte Energie und russische Unterstützung.

1999 unterzeichneten beide Länder den Vertrag über einen sogenannten „Unionsstaat“. Geplant war eine enge Integration – gemeinsame Organe, einheitliche Wirtschaftspolitik, sogar eine Währung. Doch hinter der Kooperation verbargen sich gegensätzliche Ziele: Während Moskau strategische Kontrolle suchte, hoffte Lukaschenko, selbst einmal über ein vereintes Russland-Belarus zu herrschen.

Mit Putins Machtantritt im Jahr 2000 zerplatzte dieser Traum. Der Kreml zog die Zügel an, und Belarus wurde vom potenziellen Partner zum Vasallen. Fortan spielte Lukaschenko ein riskantes Doppelspiel zwischen Ost und West, nutzte russische Energiepreise und westliche Sanktionserleichterungen, um sein Regime zu stabilisieren. Dieses fragile Gleichgewicht hielt – bis 2020.

Der Wendepunkt: Proteste, Isolation und Krieg

Nach den gefälschten Wahlen 2020 geriet Lukaschenko ins Wanken. Hunderttausende protestierten gegen das Regime, der Westen erkannte die Wahl nicht an. Putin rettete ihn mit Krediten, Propaganda und digitaler Kontrolle. Damit endete Lukaschenkos Restautonomie endgültig.

Als Russland 2022 die Ukraine angriff, wurde Belarus zur logistischen Drehscheibe. Russische Panzer rollten über belarussisches Territorium, Raketen wurden von dort abgefeuert. Obwohl Lukaschenko seine Armee aus dem Krieg heraushielt, machte ihn die Welt mitverantwortlich. Die Sanktionen trafen Belarus ebenso hart wie Russland – mit drastischen Folgen für Wirtschaft und Bevölkerung.

Russlands Plan: Die schleichende Übernahme

2023 tauchte ein geleaktes Strategiepapier aus dem Kreml auf. Es beschrieb detailliert, wie Russland Belarus bis 2030 vollständig absorbieren will – politisch, wirtschaftlich, kulturell und militärisch. Geplant waren eine prorussische Elite, eine gemeinsame Währung und die Integration belarussischer Unternehmen in russische Konzerne.

Für Lukaschenko, der jahrzehntelang vom Gleichgewicht zwischen den Blöcken lebte, war das der Albtraum schlechthin. Der Mann, der einst vom „Unionsstaat“ träumte, sah sich nun als Gouverneur einer russischen Provinz. Während Russland seine militärische Präsenz ausweitete, stürzte Belarus in eine tiefe Krise.

Putin verliert letzten Freund – Wirtschaftskrise und stille Rebellion

Seit 2024 verschärften sich die Sanktionen, während Russlands Wirtschaft selbst taumelte. In Belarus explodierten Lebensmittelpreise, die Währung stürzte ab. Im Frühjahr 2025 musste das Land sogar Kartoffeln importieren – ein symbolischer Schlag für die „Nation der Bauern“. Als auch noch russische Käufe von belarussischem Treibstoff die Energiepreise weiter antrieben, platzte Lukaschenko der Kragen.

Er verhängte Exportbeschränkungen und wagte erstmals, Moskau offen zu trotzen. Parallel suchte er vorsichtige Annäherung an den Westen – ließ politische Gefangene frei, traf westliche Diplomaten und sprach von einer „neuen Balance zwischen Ost und West“.

Doch in Moskau interpretiert man jeden Schritt Richtung Europa als Verrat. Russische Medien attackieren Lukaschenko zunehmend, während Militärberater und Waffenlieferungen im Land zunehmen. Das Machtspiel wird gefährlich, denn Lukaschenko ist zwar politisch isoliert, doch erstmals seit Jahren wächst in der Bevölkerung der Widerstand gegen Russland.

Zwischen Untergang und Neubeginn

Belarus steht an einem Wendepunkt. Das Land ist wirtschaftlich ausgeblutet, militärisch von Russland durchsetzt, aber gesellschaftlich im Umbruch. Immer mehr Belarussen erkennen, dass „Brüderlichkeit“ mit Moskau in Wahrheit Unterwerfung bedeutet.

Ob Lukaschenko tatsächlich einen Kurswechsel wagt oder bloß um sein Überleben kämpft, bleibt offen. Vieles hängt vom Ausgang des Ukrainekriegs und der Haltung Europas ab. Sollte Kiew standhalten und Russland weiter geschwächt werden, könnte Belarus tatsächlich eine neue Richtung einschlagen – weg vom Kreml, hin zu einer vorsichtigen Eigenständigkeit.

Putin verliert seinen letzten Freund: Warum Belarus plötzlich rebelliert


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[via Clever Camel]

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