Portrait: Jonathan Brown – Art meets Neuroscience (Interview)

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Es gab Zeiten, da chillte Jonathan Brown mit Jean-Michel Basquiat, inzwischen ist der Mann Kunsthändler und Neuropsychologe. Nach mehreren Jahren in New York, einer Zusammenarbeit mit dem berühmten Neurologen Oliver Sacks sowie Gastspielen in Harvard und an der Columbia Universität, zog es den Mann in die “Stadt der Engel”, wo er mit LEADAPRON (= Bleischürze) einen angesagten Buchladen mit ausgewählten Bucheditionen, esoterischen Fundstücke und künstlerischen Einzelstücke führt. Dne Herrschaften vom MB!-Mag und FreundevonFreunden gab der Mann jetzt ein Interview, welches wir hier in Auszügen vorstellen möchten.

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Jonathan, wie bist du ursprünglich zum Kunst- und Buchhandel gekommen?

Als Jugendlicher in New York hatte ich eigentlich immer irgendeinen Deal am Laufen; ich habe den Leuten gern etwas angedreht. Meine Mutter war Antiquitätenhändlerin und hat mich oft zu Messen und Märkten mitgenommen. Als dann irgendwann absehbar war, dass ich die Neurowissenschaften an den Nagel hängen würde, hatte ich in meiner Freizeit viel mit Buchhändlern zu tun und fand das sehr romantisch. Schließlich sind dies Menschen, die sich für Ideen und deren Verbreitung und Erhalt interessieren und diese nach Ladenschluss bei einem schönen Essen auch weiterdiskutieren. Es gibt dem Leben eine Bedeutung und einem selbst das Gefühl, dass man die Kultur mit am Leben erhält.

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Wie schafft man den Sprung von der Neuropsychologie in dieses Metier?

Zu den Neurowissenschaften, die mich 15 Jahre lang beschäftigt haben, brachte mich ursprünglich mein Interesse für Theater – die Gesten und Sprache des Theaters… also habe ich mir einen Job in einem psychiatrischen Krankenhaus in New York besorgt und dort u.a. mit Oliver Sacks zusammengearbeitet. Mich hat die Poesie des Gehirns fasziniert und die Erkenntnisse über das menschliche Befinden, die sie liefert. Sie ist die Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Wenn man dann noch meine Theatervergangenheit und ausgeprägte Liebe für Ästhetik und alles Schöne dazu nimmt, dann hat dies meinen Weg zum Kunst- und Buchhändler praktisch vorgezeichnet. Es war quasi das beste Praxistraining für meine aktuelle Aufgabe.

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Warum bist du eigentlich von New York nach Los Angeles gezogen?

New York hatte für mich irgendwie seine Energie, sein lebendiges Funkeln verloren. Das, was alle immer so hoch halten – wie spannend, aufregend und vielfältig diese Stadt doch ist – kam mir nur noch klischeehaft vor. Ich war auch früher schon oft in Los Angeles und war verliebt in die lauwarmen Abende und den Duft des nachtblühenden Jasmins. In New York lässt einem die Stadt keinen Raum, um selbst in Ruhe herauszufinden, was man mit seinem Leben eigentlich anfangen möchte. Man hat keine Zeit, sich darüber auch nur Gedanken zu machen oder seine Möglichkeiten zu eruieren. Wenn man sich nicht sofort entscheidet, dann trifft New York die Entscheidung sehr schnell für einen.

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Wieso trägt dein Laden den Namen LEADAPRON (Bleischürze)?

Schürzen werden von Menschen getragen, die echte, handfeste Arbeit leisten – ob Handwerker, Kellner, Bildhauer oder Schuhmacher – also von den Leuten, die Dinge herstellen, die unserer Kultur ihr Gesicht verleihen und so den gesamten Zivilisationsprozess vorantreiben. Als Bleischürze kommt sie vor allem bei Röntgenaufnahmen zum Einsatz: Hier dient sie als klares Schutzschild. Das fand ich interessant. Ein bisschen um die Ecke gedacht, stark, kontrastreich – das harte, starke Blei trifft auf die zarte, weiche Schürze. Die Schürze als Synonym für den vorderen Bühnenrand: Ein Ort der Ankunft und Dramen; ein Ort, der mein ganzes Spektakel umreißt.

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Gab es ein bestimmtes Buch oder Objekt, das dich zu deinem Karriereumbruch inspiriert hat?

Ich besaß damals den ganzen persönlichen Nachlass von Basquiat, da ich eine Weile mit seiner letzten Freundin zusammen gewesen war. Also seine Brieftasche, seinen Mantel, einen von ihm gefertigten Toaster. Das waren sehr ungewöhnliche Dinge, die bald Sammler und Kunden anzogen. Einer von ihnen meinte zu mir: „Wenn du etwas Geduld hast, dann wird alles von selbst zu dir kommen.“ Mittlerweile stelle ich ganze Bibliotheken und Sammlungen zusammen. – Das gesamte Interview findet Ihr hier.

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[via MB!-Mag – Photos (c) by Daniel Treese]

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