OP-Bericht II: Der schnarchende Manfred


Am Tag meiner OP hatte ich das 2-Bett-Zimmer im Krankenhaus für mich allein. Schön. Hätte aber gar nicht unbedingt sein müssen, ich war schließlich narkotisierter als Hunter S. Thompson zu Thanks-Giving und gleichgültiger als Sachbearbeiter beim Arbeitsamt. Es war eine ruhige Nacht, auch wenn es Schöneres gibt, als das Schlafen mit Bein auf Fußkeil. Den Daily Dancer, zum Beispiel.

Am nächsten Vormittag stellt Schwester Inge mir meinen neuen Zimmernachbarn vor. Manfred, Mitte 50, wird heute an der Schulter operiert. Das fünfte Mal innerhalb von einem halben Jahr. Er macht einen entspannten Eindruck, ist gesprächig, nervt aber nicht. Okay, er liest Bild. Aber als gelernter Tankwart und Autoaufbereiter soll das mal tiefgründig genug sein. Außerdem raucht er. Prince Denmark, 40 Stück täglich. Ob der wohl schnarcht? Ich hab´ doch so einen leichten Schlaf…

Schnarcher kann man einfach segmentieren: A) Easy-Snorer (bisweiliges Röcheln und lauteres Atmen), B) Mainstream-Snorer (durchgehendes Grunzen mit durchschnittlichen 80 Dezibel) und C) Hardcore-Snorer (nonstop röcheln, grunzen, schreien, schmatzen, pfeifen, parallel dazu ein ständiges hin- und herwälzen plus Furzfeatures). Und Manni ist das menschgewordene C-Schnarch-Segment, die Platin-Ausgabe quasi. Wie kann ein Mensch alleine Nachts so einen Lärm machen?

Ich war 1991 live bei dem Ausbruch des Ätna´s in Sizilien. Mit einem Stethoskop und einem höchst sensiblen Mikrofon habe ich dabei Tonaufnahmen direkt aus dem Kern des Vulkanes gemacht und mir diese in einer schalldichten 2qm-Kammer in 2500facher Lautstärke angehört (ich war seiner Zeit ehrenamtlicher Leiter einer kleinen, wissenschaftlichen Vulkan-Forschungsgruppe in Süditalien). Dieser Sound war das buchstäbliche Stecknadel-auf-Boden-fallen-hören gegen Mannis allnächtliche Brunftschrei-Hinundherwälz-Furzkombi. Ich habe das Schnarchen mit dem Handy aufgenommen, hier (mp3, 900kB) könnt Ihr Euch überzeugen. Als Pflichtversicherter bei der BKK für Heilberufe einer gewöhnlichen Krankenkasse gibt´s wohl auch mal Selters statt Sekt. Warm – und ohne Kohlensäure. Aber auch das hat MC Winkel überlebt. Es gibt wirklich Schlimmeres!

Kommentare

10 Antworten zu “OP-Bericht II: Der schnarchende Manfred”

  1. alannis sagt:

    Weia…und ich dachte, ich hab schon den schlimmsten Schnarcher der Welt erlebt… :-)
    Aber da ich selber auch gelegentlich schnarche (bei uns Frauen ist das natürlich eher süß als schlimm), kann ich jetzt schlecht schimpfen…

  2. Marius sagt:

    Ich bin fast vom Stuhl gefallen *lawl*
    Der Manni geht ab wie Schnitzel!!!

    GO MANNI GO MANNI GO MANNI

  3. Ralf sagt:

    Verdammte Hacke!

    Bis jetzt haben wir 3 Dinge gemeinsam:
    1) Das kaputte Knie
    2) Die gleiche BKK
    3) Ein Zimmernachbar der ne Kettensäge verschluckt hat.
    Da kommen Erinnerungen rauf die ich längst verdrängt habe. Erinnerungen an einen Zimmernachbarn der in 24 Stunden es nicht geschafft hatte 1 Minute ruhig zu sein. Die Narkoseärztin hatte mir versichert das dies ihr erster Patient war der selbst noch in der Narkose geredet hatte. Der Typ war, ich schwöre hoch und heilig, wirklich keine 3 Minuten am Stück ruhig. Wenn sich keiner mit ihm unterhalten hatte, dann hat der tatsächlich Selbstgespräche geführt. Und die Nächte waren irgendwann nur noch mit Oropax zu ertragen.
    Wahrscheinlich gibts den schnarchenden Zimmernachbarn von der BKK als Gratiszugabe zum KH-Aufenthalt.

    Mei, nicht das wir die verschollenen Lindbergh-Zwillinge sind, die gleich nach der Geburt getrennt wurden. Soviele Gemeinsamkeiten, so viele.

  4. Markus sagt:

    Ohne so ‘n lautes Organ sind mir jegliche Chancen, als Tankwart zu arbeiten, erst recht verwehrt.

    :-P

  5. elien sagt:

    Ich glaube ich hätte Manni umgebracht. Ich bin sehr empfindlich beim schlafen, gerade was Geräusche angeht. Besonders schnarchen ist grauenhaft. Das leiseste schnarchen läßt mich nicht einschlafen und auch aus dem Tiefschlach aufwachen. Und wenn ich keinen Schlaf bekomme, werde ich schnell aggressiv. *wahh* Tod den Schnarcher.

  6. [thomas] sagt:

    Das finde ich nicht grad die feine englische Art, wie du deinen “Kollegen” niedermachst. Leute, die schnarchen, können nichts dafür.

    Einzige Abhilfe ist ein Operation, bei der man zuerst im Schlaf untersucht wird und anschließend werden wenige Schnitte gemacht und angeblich schnarcht man dann nicht mehr. Nur glaube ich, weil du gesagt hast, dass er “gelernter Tankwart und Autoaufbereiter” ist, weder etwas von der op weiß, noch dass er sich im Falle des Wissens diese sich nicht leisten könnte.

    lg und gute besserung

  7. mai sagt:

    manni hört sich so an wie mein grossvater (gotthabihnseelig) sich durch zwei geschlossene türen angehört hat.
    also mann, nun tu mal nicht so, alles eine frage der konzentration und meditativen bewusstseinsversenkung um jeglichen lärm um sich herum abzuschotten. ich bin ein wahre meisterin darin und habe es schon geschafft vor urzeiten in einer disco 2m neben der box und auf einem tragflügelboot bei der plattform wo man den nachbar nicht mehr versteht einzuschlafen, wie gesagt…… ohhhmmmmmm……ooohhhhmmmm…. ;-)

  8. celise sagt:

    … und haben die deinen Hörsturz nach dieser Nacht gleich mitbehandelt?? *fg*

  9. arijunaa sagt:

    oh meine fresse, das ist ja mal hart, will auf keinen fall tauschen,grins,bei mir isses nachts wenigstens ruhig

  10. Manni sagt:

    Mein Gott, ist das köstlich!
    Ich heisse auch Manni, bin Schnarcher, aber ich schwöre: Ich wars nicht!
    Morgen früh muss ich für 3-5 Tage ins Schlaflabor, die OP ist für September geplant. Ich hoffe, ich verschone danach die Menschheit mit dem Waldabsägen ;-)
    Kann ich den Beitrag auf meinem blog verlinken ?

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