Madonna bei Jay Shetty über Spiritualität, Schmerz und die Kraft der Vergebung
Madonna – mehr als Popstar, mehr als Provokateurin – sitzt an diesem Tag mit Jay Shetty zu einem außergewöhnlichen Gespräch. In fast zwei Stunden öffnet sie Türen zu ihrer innersten Welt. Sie erzählt von spirituellen Wegmarken, existenziellen Prüfungen und ihrem festen Glauben, dass all das, was sie erlebte, sie eben nicht zerbrechen, sondern transformieren durfte. Dies ist keine Retrospektive auf Karrierehöhepunkte, sondern eine intime Seelenreise.
Das Gespräch beginnt mit einer Frage, die etwas provozierend wirkt, aber essenziell ist: Warum gerade jetzt? Madonna antwortet, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten zwar unzählige Interviews gegeben habe, diese aber stets mit dem Ziel, ein Werk zu promoten – ein Album, einen Film, eine Tour. Doch heute will sie nicht für einen externen Zweck sprechen, sondern von dem, was sie selbst getragen hat – ihrer Spiritualität, die sie über viele Jahre geformt hat.
Wege zur Spiritualität: Rituale, Studien, Atem
Ein zentraler Part des Gesprächs widmet sich Madonnas spirituellen Praktiken. Sie spricht davon, dass sie seit rund 29 Jahren Kabbala studiert und dies zu einem Fixpunkt in ihrem Leben wurde. In dieser Zeit habe sie viele Formeln, Rituale und Lesungen gelernt, aber es ging ihr stets darum, eine innere Verbindung zu kultivieren – nicht eine äußerlich imponierende Religion.
Sie teilt eine Anekdote aus ihren Yoga-Zeiten: Ihr Lehrer erinnerte sie daran, dass Yoga nicht nur die Posen seien, sondern das Atmen. Und selbst wenn sie keine Asanas machen könne – „Atmen“ allein sei bereits Yoga. Diese Perspektive veränderte ihr Verhältnis zur Praxis. Sie zog daraus die Einsicht, dass Spiritualität kein Luxusprojekt ist, sondern Alltagsdisziplin.
Doch Madonna war nicht von Geburt an spirituell. Sie berichtet, dass sie – trotz äußerem Erfolg – innerlich eine Leere gespürt habe. Erst durch Studium und das Kennenlernen neuer Traditionen habe sie angefangen, Fragen zu stellen: Warum bin ich hier? Welchem größeren Sinn folgt mein Leben? Das Spüren der eigenen Intention, nicht äußerer Erfolg, rückte in den Mittelpunkt.
Leiden als Lehrer: Trauma, Schmerz und Transformation
Ein großer Schwerpunkt des Podcasts ist der Umgang mit Schmerz, Verlust und Verrat. Madonna erzählt offen von Momenten, in denen sie tief gefallen sei — von einer medialen Hetzkampagne bis zu gerichtsbedingten Auseinandersetzungen um das Sorgerecht für ihren Sohn. In solch dunklen Zeiten habe sie versucht, nicht im Opfermodus steckenzubleiben, sondern anzunehmen, dass Schmerz Lektionen in sich trage.
Der Gedanke lautet: Nicht Strafe, sondern Einladung. Wer lernen kann, glaube sie, transformiert Blessuren in Sprünge. Ein Schlüsselwort in diesem Prozess ist radikale Akzeptanz – die bewusste Zustimmung dazu, dass das, was geschieht, geschehen darf, und dass man dennoch weiter sein Leben schöpferisch leben kann.
Ein besonders schwerer Moment war eine stationäre Behandlung mit Sepsis. Madonna beschreibt bei Jay Shetty, wie sie 4 Tage bewusstlos war und danach kaum Kraft hatte. Ihr Lehrer sagte ihr: „Je früher du akzeptierst, dass du nicht weißt, wann etwas endet, desto leichter wirst du damit umgehen.“ Dieser Satz blieb ihr. Solche Prüfungen offenbaren, dass Leben und Wachstum nicht linear sind, sondern voller Schwankungen und Unerwartetem.
Vergebung als Befreiung: Bruder, Feinde, Selbstvergebung
Ein besonders emotionaler Punkt: Madonna spricht über ihren Bruder Christopher Ciccone, mit dem sie lange entfremdet war – und wie sie ihn in seinen letzten Tagen besuchte, seine Hand hielt und sagte: „Ich liebe dich und vergebe dir.“ Dies war kein einfacher Akt, sondern ein Schritt der Selbstheilung. Selbst im Angesicht schwerer Verletzungen beschreibt sie die Tat des Vergebens als Schlüssel zur Freiheit – und als Abkehr von einem Selbst, das tief verletzt und in Rage verharrt.
Sie betont aber auch, dass Vergebung nicht bedeutet, den Schaden zu leugnen oder zu vergessen, sondern bewusst loszulassen – nicht für den anderen, sondern für das eigene Heil. In dieser Geste spiegelt sich ein wichtiger Kern ihrer Spiritualität: eigenes Leiden transformieren, nicht ewig festhalten.
Aus dem Gespräch klingt durch: Selbstvergebung ist ebenso notwendig wie das Vergeben anderen gegenüber. Nicht jede Schuld sei zu tragen, aber jede Lektion sei zu lernen. Diese Balance zwischen Verantwortung und Mitgefühl ist zentral.
Madonna x Jay Shetty – Kabbala, Lehrer und praktische Tools
Ab der Mitte des Podcasts gesellt sich Madonnas Kabbala-Lehrer Eitan zu Jay und Madonna. Gemeinsam beleuchten sie, wie Spiritualität nicht abstrakt bleiben darf, sondern in den Alltag einziehen muss. Eitan spricht von „Gewissheit jenseits der Logik“ (certainty beyond logic) – also Vertrauen, auch wenn das Denken zweifelt – und empfiehlt, Discomfort auszuhalten und innezuhalten statt sofort zu flüchten.
Sie besprechen, wie unser innerer Kampf oft Voraussetzung ist für Wachstum. Das Leben prüft uns, nicht um uns zu bestrafen, sondern um unsere Schichten freizulegen. Jeder Impuls von Kampf und Widerstand sei eine Einladung zum tieferen Licht. Im Gespräch fallen Sätze wie: „Unsere Seele wählt das Leben, das wir führen“, oder „Karma heißt: Wir nehmen an, was uns widerfährt, oder wir wiederholen es.“ Diese kosmischen, fast quantenhaften Konzepte gewinnen durch Madonnas Lebensreise Gewicht.
Madonna x Jay Shetty – Kunst, Erfolg, Dienstleistung – eine neue Erfolgsmessung
Ein Aspekt, den Jay Shetty interessiert, ist die Verbindung zwischen Spiritualität und Kunst, zwischen Innerlichkeit und äußerem Erfolg. Madonna beschreibt, wie ihre Alben wie Ray of Light Ausdruck einer neuen Offenheit und eines tieferen Zugangs waren – nicht nur das Resultat eines kreativen Plans, sondern eines spirituellen Flusses.
Sie unterscheidet sich bewusst von der Idee eines egozentrierten Erfolgs: Wer manifestiert, so Madonna, sollte es nicht nur für sich tun, sondern mit dem Bewusstsein, ein Kanal zu sein, nicht ein Besitzer. Der Akt des Gebens – Licht in der Dunkelheit zu offenbaren – wird zur wahren Währung: Nicht mehr Chartplatzierungen, sondern Impact in Seelen.
Ihr Credo: „Erfolg ist: ein spirituelles Leben zu führen.“ Mehrfach wiederholt sie, dass sie nicht dort wäre, wo sie heute ist, ohne spirituelle Praxis.
Fazit: Ein Gespräch, das nachklingt
Die Episode von On Purpose mit Madonna ist weit mehr als ein Starinterview. Sie ist Einladung: zur Reflexion, zur Suche, zur Öffnung. Madonna gewährt uns keinen instrumentellen Blick auf Ruhm, sondern transparenten Zugang zu einem Leben, das sich von innen her ordnet. Wir bekommen keine flachen Selbsthilferezepte, sondern ein Bekenntnis, dass Spiritualität kein Einmaleffekt ist, sondern lebenslanges Werk.
Für Zuhörer:innen ist dieser Podcast eine Schatztruhe: Wir erfahren, wie man Leid transformieren kann, wie man sich selbst befreit, wie man inmitten von Schmerz und Erfolg Bodenhaftung behält. Madonna zeigt, dass „groß“ sein nicht heißt, sich selbst zu verlieren – und dass Würde und Weichheit kein Widerspruch sein müssen.