Joy Denalane im Interview mit MC Winkel

Wie bereits angekündigt hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen des Selma Meerbaum-Eisinger-Projektes “In Sehnsucht eingehüllt“ mit Joy Denalane zu sprechen. Leider hat es in letzter Minuten mit einem fernmündlichen Interview nicht mehr geklappt, so dass ich ihr ein paar meiner Fragen per Mail habe zukommen lassen. Seit Montag findet die sogenannte „Blogtour“ in dieser Sache statt, direkt am Montag war Stefanie Kloß von Silbermond bei Robert Basic, am Dienstag hat der Initiator und Komponist David Klein bei Bernd Röthlingshöfer Fragen beantwortet und am Mittwoch hat das Readers Edition-Magazin Hartmut Engler von Pur interviewt.

Unter Selma.tv und auf der entsprechenden myspace-Seite gibt es Hintergrundinformationen zu diesem Projekt des schweizer Komponisten David Klein, der die Gedichte des damals 15-jährigen, jüdischen Mädchens Selma Meerbaum-Eisinger musikalisch aufgearbeitet hat. Mit dem Gedichtband „Blütenlese“ hinterliess Selma Meerbaum-Eisinger ein Stück Weltliteratur, als sie 1942 mit nur 18 Jahren in einem Konzentrationslager starb. Heute habe ich die Ehre und möchte in dieser Sache die sehr engagierte Joy Denalane dazu befragen.

MC Winkel: Wie bist Du zu diesem Projekt gekommen, wer hat Dich angesprochen?

Joy Denalane: David Klein hat meine damalige Assistentin angefragt und die wiederum hat mir das Projekt nahe ans Herz gelegt.

MC: Hast Du lange überlegen müssen oder war für Dich sofort klar, dass Du teilnehmen wirst?

JD: Ich habe mir das Konzept schicken lassen und dann war mir relativ schnell klar dass ich es machen werde. Selmas Geschichte beschreibt das Schicksal Tausender und ist lyrisch so wundervoll verfasst, dass ein Weitergeben an die heutige und die nachfolgenden Generation lohnenswert ist.

MC: Als Inspiration für die Gedichte und Briefe von Selma Meerbaum-Eisinger galten Rilke, Heine und Tagore. Hast Du Dich von einem eben dieser Dichter/Autoren/Philosophen ebenfalls einmal inspirieren lassen?

JD: Nein, keiner dieser Herren war bislang eine Quelle meiner Inspiration.

MC: Wurden die Texte für dieses Projekt leicht verändert oder hat David Klein wirklich alles 1:1 aus dem Original übernommen?

JD: Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass sowohl bei meinem Text als auch bei den Anderen nichts verändert wurde.

MC: Hast Du Dir den Song „Schlaflied“ ausgesucht oder hatte David Klein Dir diesen Song direkt für Dich vorgesehen? (den besagten Song gibt es übrigens auf der myspace-Seite zu hören, Anm. v. MC)

JD: Nein, der Song wurde mir direkt von David vorgeschlagen. Er gefiel mir auf Anhieb.

MC: Hand auf’s Herz – kanntest Du das Schicksal der Selma Meerbaum-Eisinger schon vor diesem Projekt?

JD: Ehrlich gesagt nicht, aber es war für mich eine Bereicherung und eine Ehre bei der Veröffentlichung dieser Gedichte mitzuwirken.

MC: Denkst Du, das Verbreiten der Gedichtbänder von Selma Meerbaum-Eisinger könnte langfristig eine ebenso große pädagogische Aufmerksamkeit entfalten wie z.B. die Tagebücher von Anne Frank?

JD: Es ist im Ansatz weniger politisch als Anne Franks Tagebuch, denn die beiden Frauen hatten unterschiedliche Beweggründe ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Zur Veranschaulichung der Tragik, die ihre Begründung in der deutschen Historie findet, ist es bestimmt gleichermaßen wertvoll.

MC: Drei Worte: Was war Deiner Meinung nach der Antrieb für Selma, trotz ihrer Lage und der Gewissheit, in absehbarer Zeit sterben zu werden, diese Gedichte zu schreiben?

JD: Ich wähle die Worte ‚Hoffnung‘, ‚Liebe‘ und ‚Glaube‘.

MC: Wenn Du einem tauben Menschen Dein Lied erklären müsstest, mit welcher Farbe würdest Du es tun?

JD: Lass mich überlegen. Hm, ich denke, ich würde mich für moosgrün entscheiden.

MC: Kommen wir auch schon zur letzten Frage: Joy, wird es in Zukunft wieder mehr Musik in deutscher Sprache von Dir geben?

JD: Zum gegebenen Zeitpunk: ja.

MC: Das freut mich sehr! Lass mich Dir noch schnell sagen, dass der Opener Deines letzten Albums „Change“, gefeautured von Lupe Fiasco, zu einer meiner absoluten Lieblingsnummern 2007 gehört! Dir weiterhin viel Erfolg und Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast.

JD: Dankeschön, gern geschehen!
___

Schade, dass es mit dem Telefonat nicht mehr geklappt hat, wäre bestimmt etwas reichhaltiger geworden. Und so geht es wieter mit der Selma-Blogtour 2007:

Kommentare

33 Antworten zu “Joy Denalane im Interview mit MC Winkel”

  1. Allurarot sagt:

    toll! danke für das interview, mc!

  2. Sehr geil. Hut ab. ;o)

  3. dave-kay sagt:

    Hartmut Engler? Den Pöbel erreichen und sei es mit der Brechstange, oder wie?

  4. Der Mitch sagt:

    MC: Wenn Du einem tauben Menschen Dein Lied erklären müsstest, mit welcher Farbe würdest Du es tun?

    Ist nicht dein Ernst, oder? Eine der Todesfragen überhaupt. Die Frage steht in der selben Liste wie Fragen ala:
    „Wenn Du ein Tier wärst…“

    :D :D Na Herr Winkel? Wie fühlen sie sich heute…Grün oder eher Magenta?

  5. graefin_zahl sagt:

    ich finde die Antworten ein wenig kühl…wenn Sie die Cahnce gehabt hätten, Ihren legendären Charme ein wenig sprühen zu lassen wäre die Dame sicher noch ein wenig aufgetaut.

    Und was Hartmut Engler und Couchgarnituren angeht…d ahat halt jeder seinen Geschmack und keiner ist deswegen Pöbel. Bei meiner iPod-Lieblingstitelliste würde sich auch mancher den Kopf schütteln…

  6. MC Winkel sagt:

    @ roman: Das Gegenteil von nett ist.
    @ Allurarot: Nicht der Rede wert! :)
    @ Ingo V.: Danke. Ich selbst hätte mir zwar etwas mehr erwünscht – aber gut; per Mail ist es halt immer etwas … schwierig.
    @ Dave-Kay: Die Musik von Pur mal unbeachtet; der Engler ist ein Sympath – warum Pöbel?
    @ Mitch: „Todesfragen“? Für Leute ohne Subtilität schon. Zur Deiner Frage: weder noch. Keine Phantasie, der Herr, wah, keine Phantasie!
    @ graefin_zahl: Hätte ich gerne – aber wie per Mail?! Ich sag‘ ja – am Telefon wäre es… wesentlich eleganter gewesen. War ja das erste Mal in der Form, beim nächsten Mal bestehe ich auf gleiche Augenhöhe! Und was zur Hölle haben Sie gegen meine neue, hübsche Couch?

  7. graefin_zahl sagt:

    Hab ich gesagt, ich hätte was gegen Ihre Couch? Mitnichten, seien Sie doch nicht so empflindlich! Ich mag sie. Die Couch.

  8. denzel sagt:

    schönes interview – kurz, knapp und auf den punkt.

    aber warum nur per mail? nächstes mal erhoffe ich mir ein vis-a-vis-interview und die kamera ist dabei. joy denalane hätte es verdient. ;o)

  9. Dave-Kay sagt:

    Engler steht für Pur für was sonst? Oder wie abweichend sind seine Fans von denen von Pur? Ein solches Projekt sucht Köpfe, die ein gewisses Klientel ansprechen soll, am besten aus mehreren Ecken, das ist richtig und wichtig, also bitte, wen soll Engler ansprechen? Wer hört diesen Schund?
    Und Pöbel ist das ein Schimpfwort? Klingt Prekariat besser? Es meint das gleiche, nämlich das eher ungebildete Volk.
    Also noch mal die Frage, wen soll Engler ansprechen, was ist seine Zielgruppe bei der Aktion?

  10. Dave-Kay sagt:

    ach ja, das geht natürlich nicht gegen Engler privat, ich kenne dem Mann ja nicht und kann mir über den menschen Hartmut Engler kein Urteil erlauben, es geht ausschließlich um die Musik von Pur dabei, dafür steht er in diesem Projekt meiner Meinung nach.

  11. Die Muräne sagt:

    Gutes Interview in Anbetracht der Umstände. Manchmal kann man halt nicht alles rausholen

  12. Erdge Schoss sagt:

    Souverän, werter Herr Winkelsen, Respekt.

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  13. graefin_zahl sagt:

    @dave-kay: warum regen Sie sich so auf und investieren so viel Zeit um darüber nachzudenken…Sie sind bestimmt der heimliche Ober-Pur-Fan und wollen nur nicht dass jemand das merkt… :)

  14. […] Joy Denalane beim MC Winkel (Donnerstag) Artikelzusatzinfos 1. Tags: blog projekte, musik, selma 2. Related Postings […]

  15. Dave-Kay sagt:

    Aufregen? warum sollte ich? (Muss ich mit Smileys um mich werfen, damit ich als entspannt gelte?)
    Warum ich Zeit investiert habe um darüber nachzudenken? Weil man meine Meinung kritisierte, ich denke doch es ist legitim, daraufhin seine Meinung genauer darzulegen und detaillierter zur Diskussion zu stellen? Vorher habe ich nur den Gedanken wiedergegeben, der mir durch den Kopf ging, als ich das las.

  16. Konix sagt:

    Fein gezwirnter Fragenkatalog. Ich mag die Farbenfrage vor allem. Auch wenn ich noch keinen Joy Delanane-Song gehört habe, bei dem mir moosgrün vor Augen wurde. Anyway: Souverän gemeistert, Meister. Für die Antworten, die ich teils etwas fade finde, kannst Du ja wahrlich nix. Und insgesamt ist’s ja ne sehr runde Sache geworden. Schappoh!

  17. Ole sagt:

    Grad mit Blick auf die erlebnisarme Situation muss ich sagen: Hut ab! Well done. Zielgenaue, erhellende und teils auch angenehm frische Fragen dabei – wie die schon angesprochene Farbenfrage. Wobei ich in Songs ja – wenn – immer noch eher Bilder als Farben vor Augen habe. Tendenziell auch ein interessantes Projekt, selbst wenn Hartmut Engler dabei ist, der sicherlich noch nie ein Neugiersteigerer bei mir war. Nur heißt es (ohne schlauschnacken zu wollen) Gedichtbände – ohne „r“. Da geht’s ja nicht um Schnüre. :) Aber ich will nicht ablenken: Runde Sache, das. Gut gelöst, schön geworden.

  18. thegrouch sagt:

    Da muss ich Ole nachdrücklichst unterstützen:
    das Band – die Bänder, der Band – die Bände. :)

  19. Jake the "LD" Griffin sagt:

    Hut ab, Winkelsen. Ein Interview mit Dir und schon hat Max Herre verschissen:

    JOY DENALANE UND MAX HERRE TRENNEN SICH

    Schon wieder einmal muss ich mich fragen: WIE macht der das nur!?!

  20. creezy sagt:

    @jake
    Yo, bin auch schon ganz hin & wech … aber so ein Winkelsen enttäuscht eben nicht! ,-)

  21. zoca sagt:

    – Joy Denalane und Max Herre trennen sich – Herr Winkel, sie haben uns wohl ein paar Fragen ihrerseits vorenthalten.

  22. Robby sagt:

    „Ich wähle die Worte ‘Hoffnung’, ‘Liebe’ und ‘Glaube’.“
    Passend zu „Paladin“. „Handbuch des Kriegers des Lichts“ von Paulo Coelho sei an der Stelle mal eine Empfehlung.

  23. In Anbetracht der Umstände hast du die Aufgabe gut gelöst, alle Achtung.

    @ Dave Kay:

    Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Prolet und Proletarier. Ich habe heute an anderer Stelle bereits einem gewissen Herrn Connie zu diesem Thema geantwortet. Diese Antwort trifft auch für Sie zu:

    Ich bin jetzt 67 Jahre alt, also Silverblogger (gelernter Maurer mit Volksschulabschluss und ein paar Semestern Seefahrtschule). Anschließend bin ich 36 Jahre lang zur See gefahren.

    Die Frau, die ich bisher am meisten bewunderte, hieß Sophie Scholl. Die Tagebücher der Anne Frank sind mir bekannt. Von dem Projekt Selma und ihren Gedichten habe ich erst durch das Interview von David Klein bei Roethlingshoefer erfahren und mir daraufhin CD und Buch bestellt. Sehr lange lese ich noch nicht hier, hergeführt hat mich Kid37.

    Den Kommentar meines Vorgängers Connie empfinde ich als arrogant. Eine solche Empfehlung hätte mich vom Erwerb des Buches eher abgehalten.

  24. Jessica sagt:

    Ich gehöre nicht zu den Pur-Fans, dennoch muß ich hier mal den Hartmut & Pur verteidigen:

    Dazu erstmal folgendes…ungebildetes Volk muß zunächst definiert werden. Meiner ureigenen Meinung nach bedeutet ein Studium oder ein Akademiker Status nicht, dass jemand gebildet ist. Dazu gehört auch eine gewisse Lebenserfahrung und Reife (die nichts mit dem Alter zu tun hat!) Zur Bestätigung hierfür braucht man nur Selma´s Gedichte zu lesen, sie gehörte auch zum „Pöbel“ und war dennoch gebildet genug Weltliteratur in diesem zarten Alter zu verfassen.

    Pur macht Musik des Herzens, greift Themen auf die alle verstehen, da ihre Lieder mit dem Leben zu tun haben. Jeder der da behauptet, dass somit Hartmut Engler und Pur Musik für „Doofe“ machen, der ist ganz schön coolnessmäßig festgefahren und nicht in der Lage offen zu sein.

    Dummes Kommentar dieses!

  25. Dave-Kay sagt:

    @ Opa Nietzsche-wo
    „eher ungebildet“ hat nach meinem verständnis nichts mit dem Schulabschluss zu tun. Wir, also zumindest ich, definiere(n) heute Pöbel doch ganz anders. Es geht um den Teil der bevölkerung, der sich abgefunden hat, mit allem und insebsondere mit der eigenen vollkommenen Ahnungslosigkeit.

    @Jessica: Püppchen, schalt mal fett aus, halt das Schnütchen und komm nicht wieder auf die Idee, mir wegen eines Kommentares hier, an anderen orten Kommentare zu hinterlassen. Gespräch beendet. *plonk*

  26. Jessica sagt:

    @Dave-Kay: Püppchen? Nana, mal nicht so frech der Herr!
    Wenn du nicht möchtst, dass man dich bei last.fm über dein hier gegebenes Kommentar „zutextet“, dann würd ich hier auf dieser Plattform an deiner Stelle nicht den Link dorthin in deinen Namen legen! Das ist irgendwie paradox, oder?
    Aber ich versteh dich, wirst ja hier von keinem verstanden! Du armes kleines Hascherle…. !!!
    Ich dachte halt du gehst in den Dialog, aber wenn du mehr auf monolog stehst, okay! Ende und °plonk°-back und grins

  27. @ Dave- Kay : Hm, ich finde ja wer seine Meinung öffentlich präsentiert muss mit einer positiven & sowie auch mit einer negativen Antwort rechnen. Denn wenn es so ist sollte die Person diese Kritik od Zustimmung akzeptieren oder diese Plattform verlassen…Pur ist auch nicht mein Musikgeschmack
    aber Hartmut Engler hat sich genauso begeistert wie alle anderen Beteiligten….Es passte wohl einfach. Warum Pöbel , jeder ist auf seiner eigenen Art und weise gebildet…..und es stimmt kühl ist es hier wirklich…Wenn ich euch nur das Gefühl von dem Selma-Konzert in Berlin, hier mit einbringen könnte dann wäre es mit Sicherheit wärmer.Aber ich denke das ist schon zu viel gesagt
    ;o)…aber das ist meine Meinung….

    Wünsche euch allen eine schöne neue Woche

    Lacht dem Leben entgegen :O)

  28. […] MC Winkel gib es ein Interwiew mit der oben genannten […]

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