Emile & The Education – „Lamad“: Ein warmes, modernes und spirituelles Jazzstatement aus Los Angeles

Emile Lamad

Emile Martinez legt mit „Lamad“ ein Debüt vor, das sofort zeigt, wie weit sein Weg bereits geführt hat. Der Trompeter verbindet modernen Westcoast-Jazz, soulige Farben und elektronische Strukturen zu einem sehr persönlichen Album. Emile studierte an der Berklee und arbeitete mit Künstlern wie Anderson .Paak und Miguel Atwood-Ferguson, wodurch sein Stil sowohl technisch stark als auch kulturell verankert wirkt. Der Titel „Lamad“ ist eine Widmung an seinen verstorbenen Freund Damal, dessen Name rückwärts gelesen das Album prägt. Diese persönliche Note trägt alle Stücke und schafft eine warme, emotionale Grundlage, die sofort spürbar ist.

Emile x Lamad – Zwischen Roy Hargrove-Erbe und eigenem Westcoast-Sound

Viele Hörer erwähnen Roy Hargrove, wenn sie Emile Martinez beschreiben, doch „Lamad“ klingt konsequent eigenständig. Die Trompete besitzt eine runde Wärme, die an Hargrove erinnert, doch Emile nutzt sie für moderne Jazzideen. Die Drums bewegen sich oft zwischen Broken Beats und freieren Mustern, wodurch sich ein aktueller LA-Groove ergibt. Brandon Cordobas Keys bilden einen harmonischen Kern, der sowohl Soulfarben als auch elektronische Schichten integriert. Diese Mischung erinnert an Projekte wie Jazz Is Dead, bleibt jedoch deutlich persönlicher und weniger konzeptionell. Emile wirkt hier wie ein Künstler, der seinen Platz zwischen Tradition und Gegenwart sicher gefunden hat.

Spirituelle Widmung und klangliche Offenheit

Damal steht im Zentrum des Albums, weshalb mehrere Stücke sehr introspektiv wirken. „Orison to Damal’s Delight“ verbindet Trompeten, Streicher, Percussion und ruhige Harmonien zu einem anmutigen Klangritual. „Lamad’s Orison“ entwickelt sich mit Carlos Niño, Jonathan Hoard und einer großen Bläsersektion zu einem rituellen Moment, der zwischen Ruhe und Bewegung schwebt. „Elegy for Lamad“ nutzt die Stimmen von Nanna B und Gaby Duran, um Trauer und Licht gleichzeitig auszudrücken. Die Arrangements wirken weit, offen und dennoch kontrolliert, wodurch das Album seinen sanften Fluss erhält. Emile zeigt hier eine Balance aus Gefühl, Struktur und freiem Ausdruck, die selten erreicht wird.

Emile x Lamad – Moderne Einflüsse und große Ensembleenergie

Der Westcoast-Jazz lebt von Kollektiven, und „Lamad“ zeigt diese Energie sehr deutlich. Viele Tracks besitzen lange Spannungsbögen, doch sie bleiben klar geführt. „Willis and Annie“ ist das längste Stück des Albums und bringt eine elektrische Gitarre ins Zentrum, die an die Mahavishnu-Zeit erinnert. Dieser Moment erweitert den Gesamt-Sound spürbar und gibt dem Album zusätzliche Tiefe. „Osad’s House“ arbeitet stärker mit Soul und elektronischen Schichten, wodurch ein moderner LA-Sound entsteht. „Patience and Release“ führt diesen Ansatz weiter und verbindet freie Harmonien, modulare Synths und eine offene Dynamik. Emile nutzt hier unterschiedliche Mittel, bleibt jedoch immer nah an seinem warmen Trompetenton.

Ein Album, das moderne Jazzenergie mit echter Empathie verbindet

„Lamad“ wirkt wie ein Werk, das sowohl das Jetzt als auch das Persönliche umfasst. Emile verbindet technische Reife mit Offenheit und nutzt das Ensemble als großen Resonanzraum. Die Mischung aus Spiritualität, Soul, elektronischen Elementen und klassischer Jazzsprache ergibt ein Album, das tief berührt. Die Atmosphäre bleibt dabei durchgehend warm und sie erinnert daran, wie kraftvoll moderne Jazzmusik sein kann.

Ein starkes Netzwerk aus Stimmen und Instrumentalisten

Die Feature-Gäste prägen den Charakter des Albums deutlich, weil sie die Offenheit von Emile Martinez perfekt ergänzen. Gaby Duran, Nanna B, Eddie Cole und Jimetta Rose bringen warme, klare und emotionale Stimmen ein, die viele Stücke noch empfindsamer wirken lassen. Miguel Atwood-Ferguson erweitert die Arrangements mit seinen Streichern und schafft Räume, die Tiefe und Bewegung zugleich erzeugen. Carlos Niño liefert eine spirituelle Textur, die besonders in den Orison-Stücken hörbar wird. Dazu kommen starke Bläser, vielseitige Drummer und präzise Bassisten wie Neon Phoenix oder Corbin Jones, wodurch jedes Stück eine eigene Klangsignatur erhält. Dieses große Ensemble verleiht dem Album eine reiche Vielfalt, die dennoch fokussiert bleibt.

Fazit | tl;dr

„Lamad“ ist ein starkes und reifes Debüt, das persönliche Emotionen, moderne Jazzansätze und eine beeindruckende Ensemblekraft verbindet. Emile Martinez zeigt hier einen Sound, der sowohl zeitgemäß als auch spirituell wirkt. Ein Album, das lange nachklingt und den Westcoast-Jazz um eine wichtige Stimme erweitert.

Emile & The Education – „Lamad“ // Bandcamp:

Emile & The Education – „Lamad“ // Spotify:

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