Armin Gilb

Es war einer dieser ganz entspannten Nachmittage. Wie so oft trafen wir uns bei Jay Pee, wir spielten Amiga 500, tranken dazu 1-2 Holsten, hörten A Tribe Called Quest und rauchten etwas Gras. Nicht ausschließlich Gras, einige der Herren bevorzugten klassisches Dope, also das gepresste Harz. War ich nie so der Freund von, denn a) machte das immer so grüne Fingerkuppen beim Bröseln, b) war mir niemals wirklich so geheuer, was da nicht alles mit reingepresst sein könnte und c) war das ohnehin nur etwas für einen Bong (ja, wir sagten der Bong). Und von Bongs hielt ich ebenso nicht viel. Rauchen mit ‘Besteck’ hatte meiner Meinung nach immer etwas mit Drogenkonsum zu tun, aber ich konsumierte ja keine Drogen, ich rauchte lediglich etwas Gras.

Gut, dem Jay Pee und einige der anderen Jungs sahen die Sache mit dem Bong nicht so eng. Sie wollten Geld sparen und außerdem nicht nur charmant anentspannt sein, sie zogen einige intensivere Brightness vor. An Nachmittagen bei Jay Pee qualmten mitunter mehr Köpfe als beim MinD Stammtisch und vielleicht hat der ein oder andere von Euch ja auch davon schonmal gehört: Bong-rauchen macht träge. So träge, dass das Bong-Wasser nur äußerst selten gewechselt wird und im Laufe der Zeit auch eine angegilbte Verfärbung annimmt. Außerdem riecht es streng. Aber gut, damit hatte ich ja nichts zu tun, ich rauchte lediglich etwas Gras.

An besagtem Nachmittag war es nun so, dass auch der Vater von Jay Pee (seines Zeichens Gymnasiallehrer) Besuch von einem alten Bekannten bekam. Es handelte sich um Armin, einen Freund aus alten Bundeswehrzeiten, welcher eine völlig andere Karriere als Jay Pees Vater eingeschlagen hatte; er wurde Fernfahrer. Auch was Gestikulation, Kultiviertheit und Weltanschauung betraf, hatten die beiden älteren Herren nur noch wenig gemeinsam und so kam es, dass Armin einmal überprüfen wollte, wie Jay Pee sich so entwickelt hatte, kurz: er betrat das Dachgeschosszimmer mit dichterem Bodennebel als im Schweizer Mittelland. Armins Anweseheit hielt Jay Pee nicht davon ab, einen weiteren Bong zu inhalieren. “Ach sieh an, ihr kifft! Hab’ ich auch früher gemacht!”, Armins Augen glänzten. “Echt? Und, gab’s früher auch schon sowas hier?”, Jay Pee hielt Armin den Bong unter die Nase. “Neeee, wir haben noch echte Joints gedreht, aber sowas kenn’ ich auch, gib mal her!”.

Armin nahm den Bong, zündete das Dope an und zog so schnell und hart er konnte am oberen Ende, was ohnehin schon eine visueller Hochgenuß für alle Anwesenden war. Dann aber trat er zur finalen Kulmination an und tat das, womit keiner mehr rechnete: er atmete aus, setzte den Bong an und … trank. Aus. Alles. Er hielt diese Geste für ein notwendiges Ritual und trank die gesamten 200ml des antiquarischen Pfeiffenwassers aus. Nie wieder herrschte in Jay Pees vier Wänden eine bessere Stimmung – und Bongs sollten mich fortan erst recht nicht mehr interessieren. Ich rauchte lediglich etwas Gras.

Kommentare

52 Antworten zu “Armin Gilb”

  1. gosu sagt:

    haha, schon wieder erster ;-)
    Ansonsten geile Story…

  2. Westpfalz-Johnny sagt:

    Ausgetrunken, diese Brühe?? Da wird einem ja schon vom Lesen schlecht…

  3. juham sagt:

    Wuahahaha, mir werden direkt die Augen feucht bei der Geschichte, wie schön waren doch die schönen Kifferjahre…

  4. MC Winkel sagt:

    @ Gosu: Danke!
    @ Westpfalz-Johnny: Oder? Sie glauben nicht, wie wir gelacht haben (waren ja sowie schon etwas … bright!) :)
    @ Juham: JAHRE? Also Jahre waren’s nicht. Mehr so Etappen. Aber auch nie wirklich regelmäßig. Wobei ich beim Schreiben echt mal wieder überlegt habe, wie schön es wäre, beim Spliff mit “A Tribe Called Quest” zu entspannen. Vielleicht starte ich ja mal einen Aufruf! :)

  5. robert sagt:

    ieeeeeeeeeeeeeeeeeeh :)

    Mehr gibts bei der Vorstellung wohl nicht zu sagen.

    MC, bist Du bei der Republica in Berlin? Dann bist Du hiermit eingeladen – A Tribe Called Quest habe ich noch da ;)

  6. Tobias sagt:

    Sowas habe ich gerade gebraucht :D. Danke.

  7. Nachbar Niels sagt:

    mir wird ja schon von Gras ganz anders, und wenn es um einen Bong geht, wird bereits beim Zuschauen schlecht. Das dann zu trinken ist natürlich was für Könner ;-)

    Sagen Sie mal Herr Winkelsen, wieso parken Sie eigentlich so häufig im Parkverbot? Nicht, dass da eines Tages die umsichtigen Schutzmänner unseres Ortes nen Rosa Zettel an Ihr Fahrzeug kleben, grins

  8. Bastian sagt:

    Würgh, ma sagen.
    Kenne einen, der hat einen vor vielen Jahren, mit Bongwasser besudelten Teppich zuhause, der noch immer stinkt, wie eine durchschittliche S-Bahnstation um 3.00 Uhr nachts. Wenn dieses Gebräu sowas mit einem Teppich anstellt was tut es dann mit einem menschlichen Organismus?

  9. Bernd sagt:

    ROFL, nee oder?! Bongwasser saufen ist was für ganz Harte :D

  10. zoee sagt:

    pfui! rauchen und trinken ist doch ungesund!

  11. Scholli sagt:

    Bah! HörenSe mal, das ist ja wi-der-lich!! Lustig, aber widerlich. Bahbahbah!!

  12. Sven sagt:

    Das ist wirklich bäh!
    Mich würde interessieren wie für ihn der restliche Tag lief? Muss doch irgendeine Wirkung gehabt haben, oder? Ich meine so ein kliener Tee haut ja schon bitterbös rein, aber Bongwaser???

  13. westernworld sagt:

    bongwasser- die finale dschungelprüfung .

    ich werde nie das gesicht meiner mitbewohnerin vergessen als sie des morgens den bong mit der mineralwasserflasche verwechselte …

  14. Kiki sagt:

    Fernfahrer gelten ja gerne als die härtesten der härtesten, aber das dürfte wohl ihr ungekrönter König gewesen sein.

  15. Herr Olsen sagt:

    “Brightness”.
    Ich wünschte mir fiele sowas ein (-:
    Made my day.

  16. smallFire sagt:

    Ich hätte jetzt gedacht, dass du das Gras nur gepafft hast, inhalieren tut nur Obama.

  17. LorettaLametta sagt:

    Ich hab leider überhaupt keine Ahnung, wovon Ihr da redet.
    Aber der Glumm schreibt da auch immer so schöne Sachen, zu diesem Thema. Marihuana_finden (och.Da isses.) zum Beispiel.
    Oder Deutsche Junkies sind Petzliesen.
    Darf mal erwähnt werden, oder? ;)

  18. Erdge Schoss sagt:

    Herr Armin, werter Herr Winkelsen,
    hat doch Glück im Unglück gehabt.

    Nicht auszudenken, wenn Sie damals zum lauschigen Beisammensein
    Ihre Bettente mitgebracht hätten …

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  19. Herr Schmidt sagt:

    Bäh!
    Alleine die Vorstellung daran, öffnet bei meinem Magen-Darm-Trakt alle Pforten. Der muss doch danach Sprühwurst gehabt haben, wie kein zweiter…

  20. der kaiser sagt:

    Klingt nicht so als könnte das als Fanta Ersatz taugen

  21. Jekylla sagt:

    “intensivere Brightness” – sehr schöne Umschreibung. Ach was: Be-.

  22. MC Winkel sagt:

    @ robert: Mal sehen. Wenn ja, dann besorge ich die anderen Utensilien, okay?! :)
    @ Tobias: Bidde! :)
    @ Niels: Weil: ich darf das! Ich hab eine Ausnahmegenehmigung für’s Leben! (Wobei: die rosa Zettel gab’s auch schon mehrfach…)
    @ Bastian: Ich hab’ Armin seit diesem Nachmittag auch nicht mehr wiedergesehen!
    @ Bernd: Isso!
    @ zoee: Ich wollte den Armin ja noch warnen. Aber die Neugierde siegte letztlich…
    @ Scholli: Aber auch … lustig! :)
    @ Sven: … der bekam auch wirklich eine sehr merkwürdige Gesichtsfarbe!
    @ westernworld: A propos ‘Dschungelprüfung’ – Ich selbst war ja auch im Camp, nä. Mehr dazu Mittwoch! :)
    @ Kiki: Absolut! Und meiner ist es immer noch!
    @ Herr Olsen: Mensch Herr Olsen, dafür bin ich doch da!
    @ smallFire: … was ihn noch sympatischer macht!
    @ LorettaLametta: Den Glumm, werte Frau Lametta, den kennen und lieben wir doch auch! Darf aber auch gerne erwähnt werden; hier darf Alles!
    @ Erdge Schoss: Ich könnte genau zu diesem Thema – der Zweckentfremdung – noch mehr erzählen – abe rich lass’ es glaub ich lieber. :)
    @ Herr Schmidt: Davon ist auszugehen, Herr Schmidt. Aber: woher wissen Sie das?
    @ kaiser: Absolut nicht!
    @ jekylla: Be- und Um-, passt scho’!

  23. FrauvonWelt sagt:

    In meiner westfälischen Heimat, werter Herr Winkelsen,
    ist Gras etwas für Kühe. Das schmeckt man. Hinterher.

    Herzlich
    Ihre FrauvonWelt

  24. robert sagt:

    @MC: Ist gebongt (welch schlechtes Wortspiel) :)

  25. frauenzimmer sagt:

    oh Jott, jetzt erinnere ich mich auch gerade lebhaft wieder an mein erstes Mal. Amsterdam, Biergarten, nur zweimal gezogen doch.. das Zeug hatte eine sehr unerwünschte Nebenwirkung. Peinlichkeiten und Polizeieinsatz inbegriffen. Gar nich schön, gar nich schön… also ich… nie wieder!
    Ich hatte das so wunderbar verdrängt HERR WINKEL!

  26. frauenzimmer sagt:

    DAS, werter Herr Schoss, zaubert mir wiederum ein breites Lächeln aufs Gesicht. Danke!

  27. Dr.Sno* sagt:

    Das einzig wirklich widerliche an der Geschichte ist doch der Amiga 500 (womöglich noch im Stefanie Tücking Design?)!

  28. nixloshier sagt:

    man muss die brühe gar nicht austrinken!?

  29. Herr Schmidt sagt:

    Och, nur so ‘ne Vermutung….

  30. waever sagt:

    Hey, das ist ja fast sone Geschichte, wie von dem Typ, der den Spuknatz auf Ex leerte.
    Gefragt warum sagte er: “An dem ersten Schluck hing der Rest noch dran….”
    “Bingo-bongo, mo sagn”; meint
    Der Waever

  31. JJ sagt:

    Baaah, ich hab es bei der akkuraten Beschreibung des Bongwassers bereits geahnt…..

  32. KleinesF sagt:

    Man soll ja auch nicht heißrauchen.

  33. Erdge Schoss sagt:

    Herr Waever, ist das fies!

    Sie haben Kommentarverbot bei mir bis morgen Mittag.

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  34. Erdge Schoss sagt:

    Das, werter Herr Winkelsen, ist sehr bedauerlich,

    aber ich bin zuversichtlich, dass Sie früher oder später
    Ihr Gelübde brechen …

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  35. waever sagt:

    ´Tschuldigung Herr Schoss, es sollte “Napf” heissen nicht “Natz”. Pfeiss Tastatur

  36. Robby sagt:

    *lach* – wie geil :D

  37. FrauvonWelt sagt:

    Mein lieber Herr waever,
    kaum lässt man Sie mal aus den Augen, schon
    hauen Sie hier Ihre alten Schoten raus. Und was
    für welche. Unfassbar. Ich fürchte, da oben im
    Norden der Republik ist die Luft zur Zeit sehr dünn.

    Herzlich südlich
    Ihre FrauvonWelt

  38. das ganze bongwasser?!
    igitt

  39. Amigo sagt:

    @sno*: Nichts gegen den Amiga, oder gehörten Sie etwa zur Atari-Fraktion!? Aber Amiga _500_? Wusste gar nicht, dass Herr Winkel so ein Jungspund (http://de.wikipedia.org/wiki/Spund) ist…

  40. klip sagt:

    Fernfahrer sind einfach hart im Nehmen. ;)

  41. frau k. sagt:

    igitt… ihr habt komische Rituale da im Norden.

  42. Dr.Sno* sagt:

    C64 und Atari-Konsole mein lieber Amigo… als der Amiga aufkam, stiegen wir um auf 386er und Mädels…

  43. Chilli sagt:

    Örks … schöne Story.
    Was wurde denn zu diesen Zeiten auf dem Amiga 500 gespielt?

  44. SCUD sagt:

    LOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL wie geil ist das denn?!?!?! also das hab ich ja noch nie gehört! warum nur?? warum??? lol ich kann nicht mehr XD
    geile story MC

  45. Thomas sagt:

    Hat Herr Winkel etwa auch unvorsichtigerweise am gelben Saft genippt und kann daher nun nix mehr posten?!
    Oh Graus – gute Besserung nach Kiel!

  46. jenny sagt:

    und der arme kerl is nicht gestorben???das doch hoch gifftig, oder?°!; )

  47. LorettaLametta sagt:

    Stimme Ihnen völlig zu @Thomas.
    Gelbe Karte, Herr Winkel ! – Oder wollen Sie unsere Leidensfähigkeit austesten?

    Entzugszittrige Grüsse

  48. amigo sagt:

    @snow*: Ich habs geahnt … dieses atari und commodore ding werd ich nicht mehr los in diesem leben …
    übrigens: mein amiga 1000 stammte aus dem jahr 1986, da war noch nicht viel mit 386er und darüber hinaus konnten die im vergleich zu amiga und st nicht gerade viel … und umsteigen auf m ädels: meine freundin hat damals gern “defender of the crown” mitgezockt … vorspiel sozusagen ;-). na ja, war halt eine echte _amiga_:0

  49. Ich glaub, ich kotz gleich …:-|

  50. Dr.Sno* sagt:

    harharhar

    @amigo, ich kannte nur welche (mädels) die den c64 super fanden, weil man (OTon) “so toll damit bunt schreiben kann”… aber “defender of the crown”… naja…trotzdem muss ich zugeben, hättest du “day of the tentacle” gesagt – ich wäre neidisch geworden ;)

  51. […] Jahr seine Sympathie für THC-haltiges Rauchwerk entdeckt hätte. Ich hielt ja bekanntermaßen nicht so besonders viel vom Kiffen. Die ersten Versuche endeten mit Kreislaufproblemen oder Paranoia, […]

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