BLK ODYSSY – „Mood Control“: Zwischen Predigt, Paranoia und Psychedelic Soul

BLK ODYSSY Mood Control

Mit Mood Control legt BLK ODYSSY alias Juwan Elcock sein bislang komplexestes Werk vor. Der in Austin lebende Künstler führt sein Konzept aus Funk, Soul und spiritueller Mythologie in gefährlichere, düsterere Gefilde. Schon die ersten Sekunden des Openers The Nativity of Chaos machen klar: Hier geht es weniger um Kontrolle als um deren Verlust. Zwischen Predigten, Werbespots und verzerrten Funkriffs entfaltet sich eine radioartige Parallelwelt, in der Lust, Schmerz und Erlösung ineinanderfließen.

Elcock nutzt das Radio-Motiv, um die Illusion der Selbstbestimmung zu durchbrechen. Eine geisterhafte Stimme fragt: „Are you depressed?“, bevor sie den Hörer scheinbar beruhigt – und gleichzeitig hypnotisiert. Die anschließenden Songs wirken wie Kapitel einer nächtlichen Sendung, die irgendwo zwischen Wellness-Werbung und Teufelsaustreibung sendet.

BLK ODYSSY x Mood Control – Funk trifft Fiebertraum

Der musikalische Kern bleibt tief im Funk verwurzelt, doch Mood Control klingt roher, dichter und psychotischer als alles zuvor. Verzerrte Bässe wummern unter soulgetränkten Harmonien, während Elcock seine Stimme wie ein Instrument benutzt – mal flüsternd, mal flehend, dann wieder wie ein Prediger, der die Kontrolle verliert.

Auf Waves erreicht das Konzept seinen emotionalen Höhepunkt. Gitarren schweben in Tremolo-Wellen, der Bass pulsiert wie ein gebrochenes Herz. „Send me on a wave“, singt Elcock, als wolle er sich völlig in einem anderen Bewusstseinszustand auflösen. Der Song balanciert zwischen Ekstase und Angst, zwischen Heilung und Abhängigkeit – und zeigt BLK ODYSSY als Künstler, der Spiritualität nicht als Lösung, sondern als Rausch inszeniert.

Zwischen Himmel, Hölle und Herzschmerz

Auch Heartbreak bleibt im religiösen Spannungsfeld. Die Orgelakkorde erinnern an Gospel, die Drums an modernen Trap, während Elcock fragt: „What’s the true religion, Heaven, Hell, or in between?“ Die Antwort bleibt offen, doch der Schmerz ist real. Er singt über Liebe wie über eine Sucht, über Glauben wie über einen gefährlichen Trip.

Der Schlussakt The Exodus of Chaos verwandelt diese Metaphorik in ein klangliches Inferno. Zwischen Schüssen, Sirenen und französischen Sprachfetzen erzählt Elcock von Gewalt, Wahn und Wiedergeburt. Der Song endet abrupt – ein FCC-Hinweis kappt die Verbindung, als hätte jemand das Piratenradio endlich ausgeschaltet.

BLK ODYSSY x Mood Control – Kontrollverlust als Konzept

Im Vergleich zu früheren Werken wie BLK Vintage oder Diamonds & Freaks wirkt Mood Control fokussierter. Wo frühere Alben noch zwischen Party und Predigt schwankten, verdichtet Elcock hier seine Vision zu einer kohärenten Klangcollage. Die satirischen Interludes – etwa wenn ein DJ namens Mac Macintosh das fiktive Produkt „Mood Control“ verkauft – geben Struktur und Ironie zugleich.

Textlich schwankt das Album zwischen Tiefgang und Wiederholung. Drogen- und Heilungsmetaphern kehren so oft zurück, dass sie manchmal an Kraft verlieren. Doch immer, wenn Elcock diese Formeln verlässt, entstehen eindringliche Bilder – etwa wenn er „das Fleisch opfert“ oder „den Lauf auf das Ego richtet“.

Fazit | tl;dr

Mood Control ist kein leichtes Album. Es ist ein fiebriger Funk-Trip über Sucht, Schmerz und Selbstverblendung, verpackt in eine Radioperformance voller Stimmen, Störungen und spiritueller Ironie. BLK ODYSSY bleibt einer der spannendsten Grenzgänger zwischen Soul, Hip-Hop und Konzeptkunst. Dieses Werk zeigt: Die wahre Kontrolle liegt im Loslassen – und manchmal auch im Rauschen dazwischen.

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