Was Musik und der jetzige Moment gemeinsam haben – Alan Watts Philosophie des Augenblicks
Alan Watts, der britische Philosoph und Schriftsteller, hat die Bedeutung des jetzigen Moments in vielen seiner Vorträge hervorgehoben. Besonders in seinem Vortrag über Musik und das Leben zeigt Alan Watts, wie beide miteinander verwoben sind. Für Watts ist Musik nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Modell für das Universum. Sie bietet eine einzigartige Perspektive darauf, wie wir das Leben und den Moment erleben sollten.
Alan Watts: Musik als Modell für das Universum
Watts beginnt mit einer provokativen Bemerkung: Musik sei die größte „Sucht“ der westlichen Welt, ein riesiges Geschäft, das uns in seiner Abhängigkeit bindet. Aber auch wenn Musik aus praktischer Sicht wenig nützlich erscheint, trägt sie eine tiefere Bedeutung. Sie ist ein perfektes Beispiel für das Leben selbst, das „keinen wirklichen Zweck“ hat. Musik, so erklärt Watts, ist eine „Fantasie ohne Ziel“, genau wie das Leben. Die Struktur von Musik – der Rhythmus, die Melodie – dreht sich immer wieder im Kreis, ohne je wirklich „irgendwo hin“ zu führen. Genauso wie das Leben, das immer im „Ewigen Jetzt“ stattfindet, ohne in eine endgültige Richtung zu streben.
Das Spiel mit dem Moment
Der Vergleich zwischen Musik und Leben führt zu einer weiteren tiefen Erkenntnis: Musik ist nicht das, was sie war, sondern das, was sie im Moment ist. Wenn wir Musik hören, hören wir nicht die Vergangenheit und nicht die Zukunft. Wir erleben nur den aktuellen Moment, die „erweiterte Gegenwart“, die reich und lebendig ist. In dieser Gegenwart erkennen wir, dass Zeit nicht nur ein harter, messbarer Punkt ist. Vielmehr ist der „jetzige Moment“ ein „weites Feld“ voller Erlebnisse, die sich zwischen den Tönen und Rhythmen entfalten.
Alan Watts geht sogar so weit, zu sagen, dass Musik uns lehrt, dass das Leben nicht in einer ständigen „Zukunft“ existiert. Wenn wir Musik hören, nehmen wir die Intervalle zwischen den Tönen wahr – das, was zwischen den Momenten geschieht. Diese „Lücken“ sind nicht leer, sondern voll von Bedeutung. So wie der Moment zwischen den Tönen die Musik ausmacht, so ist auch der „Raum“ zwischen den Handlungen das, was das Leben lebendig macht.
Alan Watts x Musik – Frivolität als Ausdruck des Lebens
Ein weiteres wichtiges Thema in Watts‘ Vortrag ist die Idee der „Frivolität“. Die meisten Kulturen, so sagt er, ignorieren die Bedeutung von Leichtigkeit und Spiel in ihrem Leben. Sie behandeln das Leben als eine „Pflicht“, als etwas, das „erreicht“ werden muss. Doch für Watts ist Frivolität eine essentielle Energie des Universums. Die wahre Freude und der wahre Sinn des Lebens finden sich in der Fähigkeit, das Leben leicht zu nehmen – so wie ein Tanz, der sich im Kreis bewegt, ohne wirklich ein Ziel zu haben. Diese Art des Lebens ist nicht ernst, sondern sie ist „sicherlich“ – voller Freude und Freiheit. Ein Zustand, den Watts als das „göttliche Spiel“ beschreibt.
Die Bedeutung des „Jetzt“
Watts schließt mit einer weiteren wichtigen Erkenntnis: Das Leben ist nicht eine fortwährende Jagd nach einem Ziel oder einem Zweck. Wir sind nicht dazu bestimmt, immer weiter zu gehen oder zu erreichen. Vielmehr ist es die Fähigkeit, im Moment zu leben und die Gegenwart in ihrer vollen Tiefe zu erfahren, die uns wirklich „erfüllt“. Das Leben, wie die Musik, ist ein unendlicher Kreis, der nicht auf ein Ende hinarbeitet, sondern in jedem Moment existiert. Wer wirklich lebt, ist nicht darauf fokussiert, „irgendwo hin zu kommen“, sondern genießt den Tanz des Lebens.
Fazit | tl;dr
Alan Watts nutzt die Musik als eine Metapher für das Leben im Allgemeinen: Es gibt keinen festen Zweck oder ein endgültiges Ziel, sondern einen ständigen Fluss von Momenten, die alle gleichermaßen bedeutungsvoll sind. Musik erinnert uns daran, dass das Leben nicht in einem „Ziel“ existiert, sondern im „Jetzt“, in der Freiheit des Moments, in der uns die Frivolität des Universums zeigt, wie leicht und freudig das Leben sein kann.