Dazwischengekommen

Liebe Freunde, haltet Euch fest: heute vormittag rief das Büro von Detlev Buck an. Man würde sich in der kommenden Woche gerne mal mit mir treffen wollen. Die wollen tatsächlich MEIN LEBEN VERFILMEN, mit fiktivem Ende, in welchem Bradley Cooper den alten MC spielen soll. Und dem wollen Sie dafür extra die Nase brechen; ich kann das alles noch gar nicht realisieren! Vermutlich weil es eine Lüge ist, aber wäre schon geil. Ich hatte diese Hirngespinste gerade, weil ich überlegte, wer in diesem Film wohl die tragischste Rolle spielen würde. Und sehr schnell wurde klar: Sören.

Sören hat meinetwegen nämlich mehr Elend gesehen als nordostbrasilianische Pathologen – und das ausgerechnet immer am siebten Tage. Sören war nämlich derjenige, den ich in meiner testosteronischsten Phase Ende der Neunziger anrief, wenn ich a) auswärts nächtigte und weder Kraftfahrzeug noch Taxigeld parat hatte oder b) Besuch mit nachhause nahm, mein Kaftfahrzeug aber irgendwo in der Stadt stand – und der Besuch keinerlei Rücksicht auf postkoitale Ruhephasen meinerseits nahm. Auch so ein Phänomen: frühstückstaugliche Besucherinnen verschwanden immer sofort. Nur die Ausrutscherinnen, die blieben einem an der Backe wie Lemmys Warzen. Und genau das bekam Sören dann zu sehen. Von der Miss Kuala Lumpur mit den kleinen Füßen und einer Goldmedaille in rhythmischer Sportgymnastik konnte ich noch so viel erzählen – keine Augenzeugen bedeutete, nichts ist passiert. Aber die zerfledderte Drachenbrut, die offensichtlich am Vortag in Haftcreme badete: die wurde gesichtet. Und die verfolgt mich heute noch wie Rentner die Lottozahlen.

Nur zwei Beispiele: Sarah war Friseurin, die sich ein Leopardenmuster in ihre Augenbrauen färbte, in ihrer Freizeit mit Freundinnen in Solarien Prosecco trank und auf ihre Mitgliedschaft im Opel-Club möchte ich eigentlich nicht weiter eingehen. Dass sie nicht nur aufgrund des ganzen Sektes am Abend stark schielte, bemerkte ich auch erst am nächsten Morgen aber hey: es war nicht alles schlecht. Sie zahlte das Taxi. Wie immer rief ich Sören am frühen Nachmittag aus dem Badezimmer an. „Nicht schon wieder, Lil‘ MC. Wer diesmal?“. „Frag‘ nicht.“. „Doch, tu‘ ich aber. Wer?„. „Friseurin mit Leoparden-Augenbrauen. Schielt büschen. So’ne Solarien-Fuge, ist wohl auch im Opel-Club.“. „Jesus. Hätte ich bloß nicht gefragt.“. Sagte ich ja.

Jetzt auch nicht so besonders rühmenswert war die Sache mit Annet. Mit ihren Zahnlücken hätte sie nebenberuflich aufgerollte Mülltüten vorperforieren können, hauptberuflich kassierte sie ja schon bei Lidl. Ihre Haarspitzen waren kaputter als Hunter S. Thompson (R.I.P., Homie) und was ihre Garderobe betraf – offensichtlich räumte Karstadt Sport gerade die Campingabteilung. Aber auch hier war nicht alles schlecht: in ihrem Dekolletée hätten die Stones auf Welttour gehen können, wenn bei Charlie Watts nur nicht diese blöde Gicht dazwischengekommen wäre. Sonntag, Badezimmer, 14:30h. „Aber doch nicht die Alte, bei der Du noch herumstandst, als wir um halb sechs nachhause fuhren? In ihrem Windschatten fanden im Frühherbst die jamaikanischen Kartenhausbau-Wettspiele statt!“. Naja nun.

Umso wichtiger ist diese Sache mit Buck. Ich würde mich auch um das Casting in Kuala Lumpur kümmern. Und Annet um Bradleys Nase.

Kommentare

27 Antworten zu “Dazwischengekommen”

  1. FrauKulli sagt:

    Das Leben ist teilweise ganz schön hart. Bin ich froh, kein Mann zu sein!

  2. AnnaGrassi sagt:

    was für eine herrlich geschichte und was für herrliche vergleiche :))
    aber eines haben sie mittlerweile hoffentlich gelernt: immer zu der frau. dann kann man sich wenigstens stressfrei verpissen. bis 14.30h die alte an der backe haben. an einem sonntag. fürchterlich. WÄR ich primitiv, würde ich sagen: kann man auch bis 14.30h nicht groß machen.

  3. jo sagt:

    @MC: Wenn der Cooper keine Zeit hat, kann Buck ja immer noch bei Haakon Magnus fragen. Wobei, ist „Kronprinz von Norwegen“ ein Vollzeitjob? Ach, das klappt schon.

    @Annagrassi: Das Leben ist kein Ponyhof. Der Haken am stressfrei Verpissen ist nämlich, dass man dazu a) aufstehen und b) durch die Kälte muss. Daher scheint mir der Tipp allenfalls für die Sommermonate praktikabel.

  4. Also Kuala Lumpur, Herr W. war auf eine eigene Weise interessant, kann ich aber jetzt nicht so empfehlen. Hatte ich erwaehnt, dass man mit einem langem Messer bewaffnet versucht hat mich auszurauben?

  5. Hog sagt:

    Passt zwar nicht zum Thema, aber immerhin zum Titel….kannst ab 2010 endlich deinen Künstlernamen eintragen lassen! Das ist doch mal ein guter Start ins nächste Jahr, nicht wahr!?

    greetz Hog

  6. Mike sagt:

    Man kann auch im Winter zu Ihr mit fahren! Man sollte nur checken ob sie auffem Dorf wohnt. Könnt sonst ziemlich doof werden! :D

  7. Smikey sagt:

    Klingt nach echten Aha-Erlebnissen. Und das auch noch jedes Wochenende?
    MC, irgendwas ist das schiefgelaufen. :D

  8. Scholli sagt:

    Herr Winkel, mit was haben Sie sich denn so ins Aus geschossen, dass sie sowas nicht vorher gesehen haben??

  9. Erdge Schoss sagt:

    Sonntag, 14:30 Uhr, werter Herr Winkelsen?

    Dann haben Sie ja den Gottesdienst verpasst!

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  10. Toby sagt:

    -ne passiert mir nie- :) :p Augen auf schon bei der Wahl :)

  11. caschy sagt:

    Hauptsache die Schale ist nicht von Marions Kochbuch ;)

  12. Donna sagt:

    Wieviele Jahre muss man für Mülltütenvorperforierungsfachfrau lernen, Herr Winkelsen?

  13. Tanja sagt:

    Du scheinst ja ziemlich wahllos gewesen zu sein. Hätte jetzt fast was geschrieben, dürfte dann aber wohl nicht wiederkommen. Wie auch immer, es ist immer besser, bei ihr oder ihm zu sein. Denn dann hat man die Möglichkeit zu gehen … sch….egal, ob warm oder kalt. Man kann gehen. Das ist nämlich in den eigenen 4-28 Wänden eher schwierig „äääh, duuuu, wenn du jetzt wohl gehen würdest“.

  14. Tanja sagt:

    Ach so, noch was … ich will auch mit Bildchen bei dir erscheinen? Wie geht dem?

  15. MC Winkel sagt:

    @FrauKulli: Ach naja. :)
    @AnnaGrassi: „groß machen“ – hihi. Ja, ich schrub ja: teilweise musste er mich auch dort abholen…
    @jo: Sag ich doch! :)
    @Lenny_und_Karl: Das war auf Malaysia? (sagt man überhaupt „auf“ bei einer Halbinsel? Und Herzlochren Glückwunsch zu Geburtstag, Frau L_u_k! Mail kommt gleich!)
    @Hog: Ach so. Du liest also Bild zum Frühstück. Und btw, um 7:50h schon hoch? Du spinnst wohl! :)
    @Mike: Es sei denn, man ist der „Baus of the Dauf“! :)

  16. MC Winkel sagt:

    @Smikey: Nicht JEDES. Nur an den Sabucösesten! :)
    @Scholli: s.o., immer dieser Sambuca.
    @Erdge Schoss: Was doppelt schlimm ist, wenn man in einer Stadt wie Kiel den Gottesdienst hält! Aber ging nicht anders. Sorry nochmal, Herr Schoss.
    @Toby: Augen? Zu dem Zeitpunkt war das linke links unten und das Rechte rechts oben. :)
    @caschy: Nope! Ich bin doch nicht Lebensmüde! :)
    @Donna: 2 1/2 reichen, werte Donna. :)
    @Tanja: Eben. Man will ja nciht unhöflich sein. Den Gravatar bekommst Du hier! Einmal mit Deiner E-Mail-Adresse anmelden, die Du immer hinterlässt. Funktioniert dann auf (so gut wie) allen Blogs/Seiten.

  17. […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von MC Winkel, MC Winkel erwähnt. MC Winkel sagte: New blog post: Dazwischengekommen http://www.whudat.de/?p=5594 […]

  18. feronia sagt:

    Da kann man nur hoffen, dass die Phase vorbei ist! Leopardenmuster in den Augenbrauen??? Was verspricht MANN sich denn davon?

  19. Hog sagt:

    @MC Winkel: verdammt, habe mich wohl geoutet…!? ;-) Ja, aber so ist es halt, wenn man nach zig Jahren auch zur arbeitenden Bevölkerung zählt! ;-)

  20. denzel sagt:

    – nordostbrasilianische Pathologen
    – im Frühherbst die jamaikanischen Kartenhausbau-Wettspiele

    hat sonst noch jemand die geografischen / klimatischen besonderheiten dieser vergleich entdeckt? (nordostbrasilien = größte armut, frühherbst jamaika = meisten hurricanes)

    genial, mc

  21. die anke sagt:

    lieber herr winkel, MaNN sollte sich nicht immer die kerzen so ausblasen, dann ist der blick auf die frau nicht so vernebelt :-), und ueberhaupt warum immer sonntags 14.30h ??? haben sie das in ihrem alter noch noetig, naja- alter schuetzt vor torheit nicht, weiss ich…

  22. Flo sagt:

    Holt er sie immer noch ab oder mittlerweile genug Geld für’s Taxi?

  23. Tanja sagt:

    Vielen Dank für den Tipp. Hab ich sofort gemacht und bin jetzt gespannt wie ein Flitzebogen ;)

  24. Bulti sagt:

    Wäre ja mal eine gute Idee für nen neuen Track ( Immer wieder Sonntags Part 2, jetzt erst recht ) :-)
    Habe ja schon mit Gürtel geschrieben, zwecks Besuch in Browntown, wenn ich das so lese muss ich wohl noch ein paar Vorbereitungen treffen.

  25. Sanni sagt:

    Lieber Freund MC, sei gegrüßt! Ich liiiiebe dich einfach! Für deine Art zu schreiben, deine Geschichten und diese hammermäßigen Vergleiche! Was würde ich nur ohne so ein Weblog wie dieses tun…

    Aber mal ehrlich….ICH kann ja noch so besoffen sein, trotzdem würde ich nie mit solchen- „extravaganten“ – Personen Bett bzw. Körper teilen. So klar kann ich dann auch noch denken. Mein Beileid für diese grausamen Erlebnisse, in der Hoffnung, dass sie mit Hyperbeln überzogen waren ;)

  26. MC Winkel sagt:

    @feronia: Sie meinen, was Sarahs Ambitionen hinsichtlich der Herrenakquise gewesen sein konnten? Ehrlich: keine Ahnung.
    @Hog: Wie, dann morgens Bild lesen?! DU SOLLST DOCH VORBILD SEIN! :)
    @denzel: *lol* gut aufgepasst und toll erklärt! :)
    @die anke: Naja, 14:30h… also… direkt nach dem Aufwachen und dem erste Peeing. :)
    @Flo: Weder noch. Er wartet gerade auf den Termin für die MPU. :)
    @Tanja: Siehste – hat geklappt!
    @Bulti: Hihi, da sagste was! Sind nämlich in der Tat an IWS 2 – wird aber ein Titel über unser „100-Tage-ohne-Alkohol“-Projekt… Und Browntown geht los! :)
    @Sanni: Erstmal: aufrichtigen Dank! Leider werden die aufwändigsten Beiträge hier ja nicht mehr verlinkt. Und zu 2: das, was Anke sagt. Alles spo vernebelt. Und unter uns: sooo schlimm war’s auch nicht wirklich. Vielleicht haben Sie mitbekommen, dass ich hier und da zu Übertreibungen neige! :)

  27. Andre sagt:

    Gut, dass ich keinen Alkohol mehr darf…

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