Don’t hate the player, hate the game! [Anekdote aus dem Urlaub III]

Sie haben uns gehasst, kurz okay gefunden und dann wieder gehasst: das Personal, insbesondere die Tresenkräfte im Hotel. Vielleicht könnt Ihr Euch das nicht vorstellen, wenn Ihr mich jetzt nur aus meinen Vlogs kennt – aber ich bin durchaus in der Lage, auch mal durchgeatmet, freundlich … meine Oma würde sagen angenehm zu sein. Wie man in den Wald hineinruft und so, bisher klappte das auch ganz gut, aber in Nordafrika herrschen andere Gesetzte: ein Lächeln scheint respektloser als Stalin und Sir arabisch für Hurensohn zu sein; wusste man vorher auch nicht.

„How much is this!“, diese Frage hört man jedes Mal, wenn irgendwo an einem aus Versehen eine Uhr, ein Handy oder eine Goldplombe aufblitzt. Und wenn man dann die tatsächlichen Tarife nennt, sinkt man nur noch weiter in der Gunst. Die ersten zwei Tage waren wir ja die Schwulis. Gay und mit teuren Mobilfunktelefonen/Tablets, dazu dann auch noch Alkohol-trinkend. Stand man allein am Tresen vor drei Kellnern, schenkten die einem widerwillig ein gut ausgespültes (=mit jeder Menge afrikanischem Leitungswasser) Glas Pils ein, unterhielten sich untereinander auf arabisch, schauten dich an und lachten abwechselnd. Selbst Jürgen Drews, der Paranoia-resistenteste Mensch nördlich Kapstadts, wäre hier ins Grübeln geraten. Rückfragen nach Abflussreinigungspersonal (die bodenebene Dusche überwässerte seit Tag 1 das gesamte Zimmer, Ihr werdet es morgen im Vlog sehen!), Wechselgeld („heute nicht mehr!“) oder der Uhrzeit („Weiß nicht.“) blieben unbeantwortet. Eigentlich konnte man froh sein, auf die Frage nach etwaiger Rückflugzeitverschiebung keine Scheitelbeinschelle bekommen zu haben.

Am dritten Tag wurden das Personal dann etwas freundlicher. Auf Rückfrage erzählte ich einem der Jungs hinter der Bar nämlich, dass die deutschen Frauen tatsächlich die Derbsten wären und ich ihm gerne welche vorbeischicken könne. Dann war bis zum Abend Ruhe, man wurde fast freundlich bedient, alles ging etwas schneller, bis – ja bis man das erste Mal mit irgendwelchen Tanten beim Quatschen erblickt wurde. Am Abend dienten wir nämlich gerne als Objekte zur Abschüttelung aufdringlicher Animateure – was die Stimmung auf unsere Personen natürlich nicht unbedingt verbesserte. Am Abend drauf erwischte man uns im Gespräch mit vorbaustarken Holländerinnen, die eigentlich mit dem Shisha-Anfeuerungsbeauftragten fest verabredet waren. Ab sofort war Alles aus: wir bekamen an der Bar überhaupt kein Pils mehr ausgeschenkt („it’s finished!“) und in der Disco auf dem Gelände immer nur dann, wenn wir wegguckten. Das fiel uns leider erst beim dritten Getränk auf, man schenkte es für uns unsichtbar unter dem Tresen ein. Als ich versuchte, einen Blick zu erhaschen, sprang der Typ auf wie Kloppo bei einer ungerechtfertigten Roten und stellte die halbvollen Gläser auf den Tresen. Es schmeckte nussig.

Die Unfreundlichkeit nahm ihren Lauf – erst Gays, jetzt böse Heten. „Before you guys showed up I had an appointment with these dutch girls!“, schaute mich der Barkeeper zornig an. „Don’t hate the player, hate the game!“ – gut, jetzt auch nicht das allerhöflichste Rechtfertigung, aber Courtoisie hatte er uns ja selbst die Tage aberzogen. Dass das alles nicht wirklich so gut ankam bemerkten wir final, als man unseren Wakeup-Call am Tag des Abfluges schlicht ignorierte. Wie dem auch sei – erholt und mit durchgehend festem Steht kehrten wir zurück. Sollte es mich da aber nochmal hinverschlagen: mindestens 5 Sterne. Und in ungrader Teilnehmerzahl.

Kommentare

25 Antworten zu “Don’t hate the player, hate the game! [Anekdote aus dem Urlaub III]”

  1. Perot sagt:

    Hast Du Dich nicht selbst einmal als „Hedonisten“ bezeichnet, MC? Kommt in jenen Ländern – warum auch immer – wohl nicht so gut an, wenn man so easy und lax daherkommt und durchblicken lässt, dass man das Leben in vollen Zügen genießt. Da kommen zwei entspannte Touris daher, nehmen dem Barkeeper die holländischen Schnittchen weg, und erwarten dann auch noch ein perfekt gezapftes 7-Minuten-Pils – unacceptable!

    Was Dich nicht davon abhalten sollte, in Deinen Vlogs nach wie vor norddeutsche Leisureliness rüberzubringen – wenn auch nur gespielt: Denn wir wissen: Der Tag eines Faulancers ist lang und hart und endet selten vor 1 am. ;-)

  2. MadStan sagt:

    Ich kenn das … passiert mir hier in Deutschland auch andauernd. Allerdings lass ich mir das Bier dann in ungeöffneten Flaschen servieren und die Girls nehme ich dann mit. :)

  3. Toby sagt:

    Kann das Vlog nicht erwarten :D

  4. Gilli Vanilli sagt:

    klingt jetzt nicht nach nem entspannten urlaub oder so

  5. singhiozzo sagt:

    Gute Nummer am Montag morgen! Aber ich freu mich wie’n Schnitzel auf den Vlog! Also her damit! ;-)

  6. textstern* sagt:

    Ach, für sowas braucht man doch nicht bis nach Afrika reisen – ein kleiner Abstecher nach Österreich, am besten in einen Skiort, reicht für dieselben Erlebnisse doch auch schon aus!
    Oder? :-)

  7. MHW sagt:

    Ahh, ich kenne das.
    Multikulti scheint wohl auch in Nordafrika gescheitert. Spaß beiseite:
    In gewissen Gegenden scheint die Zeit stehengeblieben und Du mußt nach wie vor wie ein Western-Held auftreten: d.h.:Grinsen, Freundlichkeit wird gerne als Schwäche abgetan.
    Also Langer: Rein in die Cowboystiefel, aber bitte in weiß und mit Fransen. Gerne auch mit silbernen Sternchen beklebt.

  8. sebastian sagt:

    sei froh dass deine reisebegleitung nich blond und weiblich war – davon hat mein bier damals auch nich gut geschmeckt

  9. SAN sagt:

    Vlog, Vlog, Vlog!

    (;

  10. feronia sagt:

    Hui, das scheint ja ziemlich gefährliches Urlaubsziel zu sein! Auf die Story vom Vlog bin ich gespannt!

  11. Ich hoffe du hast vor Abreise ins Bett geschissen ;)

  12. Simon sagt:

    Geile Story!
    Freu mich auf den VLOG… :)

  13. Sebastian sagt:

    Muss man dazu was sagen, aber im Endeffekt auch egal. Will wie die Anderen nur den VLOG sehen!

  14. Tanja sagt:

    Wow, ich dachte nur Frauen hätten es in solchen Gebieten schwer (dann aus anderen Gründen). Aber das liest sich ja gar nicht angenehm. Aber immerhin gibt’s so viel mehr Material :-).

  15. cunard sagt:

    Als ich da war, so vor 15 Jahren, hielten die einheimischen Männer von jung bis alt da überall in der Öffentlichkeit Händchen. Nee, das sei hier kein Schwulenzentrum, sondern uralte Tradition, sagte man mir.
    Aber dann sowas, schon verrückt.

  16. die_schottin sagt:

    Ich war zwei Mal in Afrika, beide Male Tunesien. Das erste Mal ’88 mit Familie als der Robinson-Club in Side die Eröffnung nicht schaffte und wir auf nen anderen Club ausweichen mussten und ’98 mit meinem Ex in einem Sporthotel. ’88 bei einem Ausflug nach Monastir durfte mein Vater meine Hand nicht loslassen, sonst wäre ich womöglich entfürt worden. Ehrlich.Ich hatte damals noch goldblonde lange Haare bis zum Hintern. Nach dem Ausflug blieben wir auf dem Clubgelände. Die Animation ’98 war gut und als beste im Mittelmehrraum ausgezeichnet und wahrscheinlich auch deshalb ausgezeichnet, weil es nur Sportanimation gab. Aber auch hier war außerhalb des Hotels selbst mit fast 2m-Ex-Freund kein Spaziergang ohne Arschgrabschen angesagt. Seither muss ich da nicht mehr hin.

  17. die anke sagt:

    lieber herr winkel, hatte das hotel ueberhaupt EINEN stern ??? ich glaube da koennten sie mal versuchen etwas vom reiseveranstalter zurueck zu bekommen, vielleicht 1,2,3… 7minuten pils.

  18. Erdge Schoss sagt:

    Um Himmelswillen, werter Herr Winkelsen!
    Hatten Sie kein Holsten eingeschmuggelt?

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  19. MC Winkel sagt:

    @Perot: Du. Sagst. Es! :)) Naja, man erwartet ja nicht viel. Es wäre haöt nur toll gewesen, wenn die wenigstens nicht unfreundlich gewesen wären. Also neutral. Aber lief nicht! :)
    @MadStan: Du alter Haudegen! :)
    @Toby: :)) Heute, 23.00h!!
    @Gilli Vanilli: Och, schon! Das waren ja immer nur so 2 Minuten, die man da vor den unfreundlichen Dudes stand…
    @singhiozzo: 23.00h, ALter! :))
    @textstern*: :)) es ging uns doch um SONNE! Und STRAND! Und da hat man Anfang Oktober ja leider nicht mehr so viele Möglichkeiten!
    @MHW: „Multikulti scheint wohl auch in Nordafrika gescheitert.“ AHAHAHHAHAH, ich finde es echt so geil, wie Seehofer und Co sich hinstellen und das mit ernster Miene verkünden. Aber das nur am Rande! Ja, es scheint mir auch woanders gescheiter zu sein! *lol* Die Beschreibung der Botten: wieder mal herrlich! :)
    @sebastian: IM Hotel?!

  20. MC Winkel sagt:

    @SAN: 23.00h, 23.00h, 23.00h!!!
    @feronia: Ja, habe mich da auf das Wesentliche beschränkt: Hotelzimmercheck (quick!), Weg zum Strand und Aufklärungsarbeit, was Dope in Tunesien betrifft! :)
    @Vorstadtprinzessin: Ich bitte Dich!!! (na klar!)
    @Simon: Zurecht! :) 12,5 Min. purster Emser-Shiat! :)
    @Sebastian: 23.00h! :))
    @Tanja: Eben. Auch wenn es vor Ort sehr, sehr schlimm war. :)))
    @cunard: … hab auch gesehen, wie herzlich die sich da begrüßen. Die küssen sich gegenseitig die Gesichter ab. Wie man’s macht, doh! :)
    @die_schottin: Müssen muss ich ja auch nicht. Aber wo gibt’s denn sonst Sonne m Oktober. So richtig 30° und so. Siehste!
    @die anke: Ja, vier. Und na klar – die andere Sache befindet sich derzeit in Klärung! (Und Danke nochmal für den netten Comment in dem anderen Posting, ich weiß das sehr zu schätzen! Und mach das ja gerne, nä!)
    @Erdge Schoss: :))) Warten Sie auf das Vlog. Diese Frage wird innerhalb der ersten 90 Sekunden geklärt! :)

  21. Marcel sagt:

    Wie jetzt? Musstest du die Basie etwa beim Sicherheitscheck abgeben? Gleich mal wie im heimischen Verkehr die Keule kreisen lassen und den Hotel-Rebellen knallharte die Meinung á la #s21 einkloppfen. Touriaction halt. ;)

  22. Maria sagt:

    Das hört sich an, als hättet ihr nicht genug Trinkgeld gegeben :D

  23. o. sagt:

    Ja, das passiert halt, wenn wir Bleichgesichter Urlaub inklusive ALLEM für 420,- Euro (o.ä.) wollen …

  24. die_schottin sagt:

    @ MC: Auf den Kanaren!

  25. Zrank Fander sagt:

    Hätte die Geschichte mal gerne aus der Perspektive der „Anderen“ gehört………

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