Wun Two – Cobra: Sonnengetränkter LoFi-Jazz mit urbaner Seele

Wun Two Cobra

Mit seinem neuen Album Cobra liefert Wun Two erneut den Beweis, dass entspannte Instrumentalmusik nicht belanglos sein muss. Stattdessen formt er aus warmen Loops, jazzigen Harmonien und subtilen Drums eine Klangwelt, die sowohl nostalgisch als auch zeitlos wirkt. Auf 18 Tracks entsteht ein sonnengetränktes Sounderlebnis, das zwischen LoFiBoomBap, Bossa Nova und sanftem Jazz pendelt – immer elegant, nie bemüht.

Wun Two x Cobra – Zwischen Strandgefühl und Studiostaub

Schon der Opener macht klar, wohin die Reise geht: Wun Two bleibt seinem unverkennbaren Stil treu. Gitarrenlinien gleiten weich über staubige Vinyl-Cracks, während sich der Bass unaufgeregt in den Hintergrund legt. Die Stücke klingen wie Erinnerungen an späte Nachmittage in südlicher Sonne, irgendwo zwischen Balkon und Bossa-Bar.

Doch Cobra ist keine reine Chill-Compilation. Hinter der Leichtigkeit steckt Feingefühl für Struktur. Die Übergänge sind fließend, kleine rhythmische Brüche halten den Fluss spannend. Jedes Sample wirkt bewusst platziert, jeder Takt atmet Raum. So schafft Wun Two das Kunststück, Minimalismus mit Tiefe zu verbinden – ein Markenzeichen, das ihn seit Jahren von anderen Produzenten der Szene unterscheidet.

Gäste mit Fingerspitzengefühl

Auf Cobra finden sich neben Wun Two auch FloFilz, Gabiga und dennisivnvc, die den Grundton des Albums bereichern. Besonders FloFilz fügt sich mit seinem typischen jazzverliebten Feingefühl perfekt in das Konzept ein. Die Stücke bleiben instrumental geprägt, doch kleine Variationen in Dynamik und Klangfarbe halten das Werk lebendig.

Ein Höhepunkt ist der Beitrag von Ovrkast, dem Oakland-gebürtigen Rapper, der heute in New York lebt. Seine markante Stimme fügt sich überraschend organisch in die dichten Texturen des Albums. Zwischen introspektivem Flow und träger Coolness gleitet sein Part über den Beat, als sei er Teil des Instrumentals selbst. Dieses Feature öffnet die Tür zu neuen Facetten in Wun Twos Musik – ohne die charakteristische Ruhe zu verlieren.

Zwischen Jazzkeller und Plattenkiste

Wun Two war nie laut, nie aufdringlich. Er erzählt Geschichten über Zwischentöne. Cobra klingt wie ein Spaziergang durch einen alten Jazzkeller, in dem der Staub von gestern und die Sonne von morgen aufeinandertreffen. Seine Musik bleibt analog im Herzen, selbst wenn sie digital veröffentlicht wird.

Das Album erscheint über Sichtexot Records – digital und als limitierte Vinylpressung in 300 Exemplaren. Für Sammler und Liebhaber der LoFi-Ästhetik dürfte das kleine, unscheinbare Stück Wachs schnell zum Schatz werden.

Fazit: Der Sound des unaufgeregten Sommers

Mit Cobra gelingt Wun Two ein warmes, organisches Werk, das ohne Worte spricht und dennoch viel erzählt. Es erinnert daran, dass gute Musik oft aus kleinen Gesten besteht – aus Loops, die leben, und Grooves, die atmen. Wer sich nach 32 Minuten in dieser Welt verliert, merkt, dass LoFi hier mehr ist als Ästhetik: Es ist Haltung.

Wun Two – „Cobra“ // Bandcamp:

Wun Two – „Cobra“ // Spotify:

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