Warum Süd-Italien immer leerer wird: Ein Land zerbricht

Süd-Italien immer leerer

Reist man heute durch Italien, begegnen einem zwei völlig verschiedene Welten. Im reichen Norden dominieren Städte wie Mailand, Turin oder Bologna: Wirtschaftskraft, moderne Infrastruktur und internationales Flair. Hier gibt es Arbeitsplätze, florierende Unternehmen und Universitäten. Menschen ziehen aus aller Welt dorthin.

Im Süden hingegen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Dörfer verfallen, Gras wächst durch verlassene Gassen, Häuser stürzen ein. Märkte gibt es keine mehr. Ganze Regionen gleichen Geisterstädten. Der Grund: Millionen Menschen haben Süditalien verlassen. Die massive Abwanderung hält seit Jahrzehnten an – und sie beschleunigt sich. Heute schauen wir uns an, warum Süd-Italien immer leerer wird: Ein Land zerbricht.

Der Ursprung der Kluft: Geschichte als Schicksal

Die Ursachen dieser dramatischen Entwicklung liegen tief in Italiens Geschichte. Italien wurde erst 1861 ein Nationalstaat. Während im Norden Industrie und Handel längst blühten, herrschte im Süden ein rückständiges Feudalsystem. Bildung, Innovation und Wirtschaftsentwicklung blieben dort aus. Nach der Einigung konzentrierte sich die Regierung auf den Norden. Fabriken entstanden in Turin, Eisenbahnlinien verbanden Mailand mit Europa. Der Süden wurde vergessen. So blieb er strukturschwach und abhängig von Landwirtschaft.

Süd-Italien immer leerer – Wirtschaftlicher Teufelskreis

Heute leidet Süditalien unter einem regelrechten Teufelskreis: In Regionen wie Kalabrien liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 50?%. Selbst gut ausgebildete junge Menschen finden keine Arbeit – und ziehen weg. Weil die Menschen abwandern, investieren Unternehmen nicht. Und weil niemand investiert, gibt es keine neuen Jobs. Marode Straßen, fehlende Bahnanbindungen und eine unzuverlässige Verwaltung schrecken Firmen zusätzlich ab. Das Ergebnis: Hoffnungslosigkeit, Verfall und weitere Abwanderung.

Die Mafia als zusätzliche Last

Ein weiterer, entscheidender Faktor ist das organisierte Verbrechen. In Süditalien kontrollieren Mafiaorganisationen wie die ’Ndrangheta, die Cosa Nostra oder die Camorra ganze Wirtschaftszweige. Sie erpressen Schutzgeld, behindern Bauprojekte und infiltrieren die Politik. Unternehmen, die sich weigern, mafiöse Strukturen zu akzeptieren, werden bedroht oder sabotiert. Deshalb meiden viele den Süden ganz bewusst. Wer investiert, will Sicherheit – und die bietet nur Norditalien.

Eine demografische Katastrophe

Zwischen 2002 und 2022 verlor Süditalien zwei Millionen Einwohner. In manchen Dörfern leben nur noch wenige dutzend Menschen, fast alle im Rentenalter. Die Geburtenrate liegt bei nur 1,2 Kindern pro Frau – noch niedriger als im Norden. Gleichzeitig altert die Bevölkerung rapide. Schon jetzt ist Italien eines der ältesten Länder Europas.

Während der Süden leerläuft, erstarkt im Norden die Idee einer stärkeren Eigenständigkeit. Viele Menschen dort fragen sich: Warum sollen wir unsere Steuergelder für einen Süden aufbringen, der keine Reformen schafft? Die Gefahr einer politischen Spaltung wächst – ein Nord-Süd-Konflikt scheint unausweichlich.

Süd-Italien immer leerer – Lichtblicke – und ihre Grenzen

Trotzdem gibt es auch Hoffnung. Gemeinden in Kalabrien oder Sizilien bieten leerstehende Häuser für einen Euro an, um neue Bewohner anzulocken. Projekte wie eine Brücke zwischen dem Festland und Sizilien könnten die Infrastruktur stärken. Doch diese Initiativen bleiben Ausnahmen. Ohne massive staatliche Investitionen und einen konsequenten Kampf gegen Korruption und Mafia wird der Süden weiter verfallen.

Fazit: Italiens Süden braucht einen Neustart

Süditalien hat großes Potenzial: Traumhafte Strände, reiches kulturelles Erbe, Sonne für Solarenergie, eine strategisch günstige Lage im Mittelmeer. Doch ohne strukturelle Reformen, moderne Bildungssysteme und den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Nur wenn gezielte Förderprogramme junge Menschen halten und neue Unternehmen anziehen, kann der Süden Italiens gerettet werden. Bleibt dies aus, droht Italiens Süden als Lebensraum bald zu verschwinden.

Warum Süd-Italien immer leerer wird: Ein Land zerbricht


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[via Clever Camel]

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