Verb T – „To Love A Phantom“: Zwischen Selbstbeobachtung und Schattenarbeit

Verb T Phantom

Mit To Love A Phantom melden sich Verb T und Produzent Vic Grimes eindrucksvoll zurück. Der Londoner MC veröffentlicht hier sein 14. Studioalbum und knüpft damit an frühere Höhen an. Als Mitglied von The Four Owls bleibt Verb T eine feste Größe im UK-Underground, doch seine Solodiskografie zeigt seit Jahren unterschiedliche Phasen. Nach eher durchwachsenen Projekten wie Restoration oder beiden Homer Loan-Teilen lag die Erwartung klar auf Weiterentwicklung. Genau diesen Anspruch erfüllt das neue Doppelalbum mit spürbarer Konsequenz und deutlich größerem erzählerischen Atem.

Atmosphäre statt Effekthascherei

Schon der Opener „Through the Wall“ setzt auf düsteren Boom-Bap und vorsichtige Reflexion. Verb T beschreibt einen bewussteren Umgang mit Welt und Wahrnehmung, während Vic Grimes eine reduzierte, aber dichte Grundlage legt. „Introvert“ vertieft diese Perspektive und zeichnet das Bild eines Mannes, der mit nüchterner Stimme Wahrheiten ausspricht, auch wenn sie unbequem wirken. Es geht früh um Identität, Selbsttäuschung und innere Distanz, Themen, die sich konsequent durch beide Albumhälften ziehen.

Verb T x To Love A Phantom – Spiegelbilder und Illusionen

„Illusion of Self“ mit BVA und Farma G erweitert den Fokus auf kollektive Blindstellen. Gemeinsam reflektiert das Trio über falsche Selbstbilder, bevor „Absorbing Imagery“ den Einfluss digitaler Reizüberflutung thematisiert. Der Bildschirm wird hier zur Projektionsfläche verlorener Aufmerksamkeit. Danach bringt „Distraction“ eine leicht funkige Note ins Spiel, ohne die Grundstimmung zu verlassen. „See the Truth“ mit Leaf Dog kehrt zum klassischen Boom-Bap zurück und formuliert einen klaren Appell an Selbstakzeptanz und Ehrlichkeit.

Druck, Wandel und Abgrenzung

Im weiteren Verlauf verdichten sich Motive von Widerstand und Veränderung. „Change“ mit Verbz bleibt roh und bodennah, während „Motivation, Pt. 2“ gemeinsam mit Karizz nach inneren Antrieben fragt. „Alien Concept“ thematisiert bewusste Distanzierung von toxischen Einflüssen, während „No Expression“ mit Scorzayzee und Teach Em eine fast stoische Kälte ausstrahlt. Die erste Albumhälfte endet mit „Suspense & Tension“, das innere Konflikte spürbar zuspitzt.

Zweiter Akt, neue Perspektiven

Der zweite Teil beginnt mit „To Kill a Phantom“ und spielt stärker mit narrativen Elementen. Verb T nutzt das Geistermotiv, um vergangene Muster zu jagen. Tracks wie „Anti-Stress“ oder „1,000 Features 2“ wirken aufbauender, ohne banal zu werden. Vic Grimes setzt hier verstärkt auf Jazz-Elemente, etwa bei „Swerve a Lot“, während „By Myself“ bewusst Raum lässt. „Minimal“ und „Don’t Waste Time Rushing“ reflektieren Entschleunigung als bewusste Entscheidung.

Verb T x To Love A Phantom – Abschluss mit innerer Heilung

In der Schlussphase verbindet das Album seine Themen zu einem runden Ganzen. „Rejuvenate“ mit Fliptrix fokussiert Heilung von Körper, Geist und Haltung, während „Everything“ Zusammenhänge betont. Der finale Track „Phantom Laugh“ bleibt offen und nachdenklich. Verb T erkennt, dass nicht jede Erinnerung besiegt werden muss, sondern verstanden werden will.

Fazit | tl;dr

To Love A Phantom ist deutlich ambitionierter als frühere Releases und markiert Verb Ts stärkstes Werk seit Jahren. Die Balance aus persönlicher Reflexion, konzeptioneller Dichte und verbesserter Produktion gelingt überzeugend. Vic Grimes liefert das passende Fundament, während die UK-Gäste sinnvoll eingebettet bleiben. Ein konsequentes, erwachsenes Doppelalbum, das innere Prozesse ernst nimmt und nachhaltiger wirkt als bloße Momentaufnahmen.

Verb T – „To Love A Phantom“ // Spotify:

Verb T – „To Love A Phantom“ // Bandcamp:

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