Teyana Taylor kehrt zurück – „Escape Room“ als kathartisches R&B-Manifest

Teyana Taylor Escape Room

Mit „Escape Room“ veröffentlicht Teyana Taylor ihr viertes Studioalbum – und gleichzeitig ihr bisher persönlichstes Werk. Nach dem vorläufigen Rückzug aus der Musik im Jahr 2020 war unklar, ob sie je wieder zurückkehrt. Nun nutzt Teyana Taylor die Metapher des „Escape Rooms“, um Schmerz, Verlust und Heilung künstlerisch zu verarbeiten. Sie knüpft an Toni Morrisons Satz aus Beloved an: „Freeing yourself was one thing, claiming ownership of that freed self was another.“ Genau darum geht es hier – nicht nur um Befreiung, sondern um das mutige Gestalten eines neuen Selbst.

Teyana Taylor x Escape Room – Trauer, Wut und Akzeptanz

Die Platte umfasst 22 Stücke, durchzogen von Monologen prominenter Stimmen wie Tariji P. Henson, Regina King, Issa Rae und Niecy Nash. Diese Einwürfe markieren verschiedene Stadien des Heilungsprozesses: Wut, Trauer, Akzeptanz und die zögerliche Rückkehr zur Freude. Gleich im Opener „Fire Girl“ lodert Taylors Zorn. Sie singt über zerstörerische Impulse, die sie befreien, ähnlich wie Beyoncé einst auf „Lemonade“. Das Video (s.u.) verstärkt die Botschaft: Taylor in Flammen, unversehrt, aber transformiert.


Herzschmerz mit Groove

Doch „Escape Room“ bleibt nicht im Dunkel stecken. „Hard Part“ mit Lucky Daye verwandelt Liebeskummer in eine bluesige Hymne, die trotz schwerer Texte Kopf und Herz bewegt. Mit „Long Time“ schlägt Taylor eine Brücke zum House – tanzbar und gleichzeitig von bittersüßer Melancholie durchzogen. „Back to Life“ schließlich berührt als emotionaler Tiefpunkt: eine Bitte um Rettung, musikalisch und visuell inszeniert als letzter Kampf gegen das Alleinsein.

Teyana Taylor x Escape Room – Lust und Neubeginn

Von dort öffnet sich das Album in hellere Gefilde. Schauspielerin Tasha Smith kündigt „new dick memories“ an, bevor Taylor auf „Pum Pum“ zusammen mit Jill Scott und Tyla den spielerischen, lustvollen Aspekt von Neuorientierung feiert. Die sexuelle Selbstermächtigung wirkt dabei nie oberflächlich, sondern wie ein notwendiger Teil der Heilung. Mit „Bed of Roses“ schwingt schließlich wieder Hoffnung mit – die Aussicht auf echte Nähe nach Enttäuschung.


Intimität und Familie

Einer der bewegendsten Momente ist „Always“, in dem Taylors Töchter Junie und Rue auftauchen. Der Song betont, dass Liebe nicht nur romantisch ist, sondern auch in familiären Bindungen Kraft schenkt. Taylors Zeile „I still hope in the heart“ wirkt wie ein Mantra für alle, die nach schweren Verlusten weitergehen müssen.

Neben der akustischen Dimension existiert auch ein visuelles Pendant: Taylor inszenierte die begleitenden Kurzfilme selbst, unter ihrem Regie-Pseudonym „Spike-Tey“. Mit Schauspielern wie LaKeith Stanfield und Aaron Pierre verschwimmen Realität und Fiktion – ein künstlerisches Spiel, das Taylors private Trennungserfahrungen reflektiert und gleichzeitig darüber hinausweist.

Heilung als kollektiver Prozess

„Escape Room“ ist kein Fluchtversuch, sondern eine Hinwendung. Taylor läuft nicht davon, sondern mitten durch Schmerz und Neubeginn. Sie zeigt, dass Heilung in Gemeinschaft geschieht – durch Freunde, Liebende und kreative Mitstreiterinnen. Dass sie ihre Stimme nach einer Operation schonen muss, wirkt fast symbolisch: Selbst wenn die Stimme schweigt, bleibt ihre künstlerische Präsenz ungebrochen.

Fazit | tl;dr

Teyana Taylor liefert mit „Escape Room“ ein Album, das gleichermaßen schmerzt, befreit und inspiriert. Es ist ein Projekt über das Menschsein in all seiner Zerbrechlichkeit – und über die Stärke, sich immer wieder neu zu definieren. Am Ende bringt Tochter Junie es auf den Punkt: „Thank you for coming back to music.“ Willkommen zurück, Teyana – und willkommen in unseren Herzen.

Teyana Taylor – „Escape Room“ // Spotify Stream:

Teyana Taylor – „Escape Room“ // apple Music Stream:

„Escape Room“ – Kurzfilm:

Kommentare

Die Kommentare sind geschlossen.