Rebecca Vasmant – „Who We Are, Becoming“: Jazz, der sich entwickelt

Rebecca Vasmant Jazz

Mit der Gründung des neuen Joint-Labels Women in Jazz x New Soil ist Ende letzten Jahres ein vielversprechender Schritt für die britische Jazzszene erfolgt. Als erste Künstlerin dieses Projekts wurde die Glasgower Musikerin, Produzentin und Kuratorin Rebecca Vasmant vorgestellt – eine Wahl, die nicht zufällig fiel. Vasmant steht wie kaum eine andere für zeitgenössischen Jazz mit Tiefe, Haltung und klarer Handschrift. Hier kommt das neue Album von Rebecca Vasmant, es trägt den Titel „Who We Are, Becoming“.

Ein Titel mit Aussagekraft

„Who We Are, Becoming“ ist mehr als ein Albumtitel – es ist ein Statement. Es spiegelt nicht nur Vasmants eigenes künstlerisches Selbstverständnis wider, sondern auch das Selbstbild des neuen Labels: Musik als Prozess, Identität als offener Weg, insbesondere für Frauen in einer oft männlich dominierten Jazzwelt.

Rebecca Vasmant – Jazz-Sounds zwischen Club und Konzertsaal

Schon ihre Vorgängerprojekte With Love, From Glasgow (2021) und die EP Dance Yourself Free (2022) zeigten, dass Rebecca Vasmant eine Brücke zwischen Jazz und Clubkultur schlägt. Auch auf Who We Are, Becoming bleibt sie dieser Linie treu. Ihre Kompositionen sind komplex, aber zugänglich – sie changieren zwischen Soul, Jazz, Electronica und einem Hauch Broken Beat.

Ein Beispiel ist der Track „Rooted“, der mit flächigen Synths, einem subtilen Groove und fast schwebenden Vocals eine hypnotische Tiefe erzeugt. Ähnlich atmosphärisch gelingt ihr „Blessed“, ein Stück, das mit seiner noir-jazzigen Stimmung zugleich dunkel und tröstlich wirkt.

Starke Stimmen, starkes Kollektiv

Vasmant wäre nicht Vasmant, wenn sie nicht auf ein kreatives Netzwerk zurückgreifen würde. So arbeiten auf dem neuen Album wieder langjährige Weggefährtinnen mit: Emilie Boyd, Nadya Albertsson und Paix verleihen den Kompositionen nicht nur stimmlichen Glanz, sondern auch emotionale Tiefe. Ihre Beiträge sind feinfühlig eingebettet und nie bloße Dekoration – sie sind essenzieller Bestandteil der musikalischen Erzählung.

Mit „Sun Song“ gelingt zudem ein Höhepunkt des Albums: eine warme, sonnendurchflutete Komposition, die mit ihrer Leichtigkeit an Roy Ayers erinnert – ein echter Ohrwurm, der zugleich elegant und verspielt daherkommt.

Eine Vision für den britischen Jazz

Vasmant ist nicht nur Musikerin, sondern auch Förderin. Mit ihrem eigenen Label Rebecca’s Records bringt sie Talente aus Schottland und Großbritannien hervor – immer mit einem Augenmerk auf Diversität, Qualität und Innovation. Ihr Engagement für Female Jazz Artists passt daher perfekt zum Konzept von Women in Jazz x New Soil. Neben Vasmant wurden mittlerweile auch Rosa Brunello und PLUMM ins Boot geholt – Zeichen dafür, dass das Labelprojekt auch über dieses Album hinaus auf nachhaltige Förderung und musikalische Exzellenz setzt.

Fazit: Aufbruch in eine offene Zukunft

Who We Are, Becoming ist ein reifes, stilsicheres und zugleich neugieriges Album. Rebecca Vasmant beweist erneut, dass sie musikalisch wie strukturell Impulse für den modernen Jazz setzt. Sie denkt Jazz nicht als starres Genre, sondern als lebendiges System – offen für Einflüsse, Stimmen und Perspektiven. Mit diesem Werk etabliert sie sich nicht nur als Musikerin, sondern auch als Visionärin einer inklusiveren, vielfältigeren Jazzwelt.

Rebecca Vasmant – „Who We Are, Becoming“ // Bandcamp Stream:

Rebecca Vasmant – „Who We Are, Becoming“ // Spotify Stream:

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