Quatre Coins
Wir haben hier in Kiel einen Mann mittleren Alters, der mit einem auffälligem Feuermal im Gesicht auf die Welt kam. Das äuffälligste an diesem Mann ist jedoch, dass er Selbstgespräche führt, in denen er Umstehende beleidigt und Situationen negativ und mit explizitem Wortschatz dokumentiert. „Der Typ hier vor mir an der Kasse stinkt. Kann der nicht schneller seine Ware auf das Band legen? Quark ist auch aus. Verfickter Scheißquark, haben die Bastarde hier wieder nicht rechtzeitig nachbestellt!“. So geht das die ganze Zeit. Da er seine Mitmenschen nicht direkt anspricht und mit seinem Feuermal ohnehin recht bemitleidenswert aussieht, wird er selten angesprochen.
Dann haben wir hier noch den Rentner mit dem sehr schütteren, grauen, langen Haupthaar, der im Minirock und mit rotweiß-gestreiften Leggins daherkommt, der auf den unisex’ösen Namen Kim hört. Er trägt goldene Ballettschuhe und Lippenstift; selbst, wenn die Bartpflege mal wieder zu kurz kam wie Littbarski. Ansonsten ein eher introvertierter Zeitgenosse, sollte einmal der Quark aus sein, kommt er halt am nächsten Tag wieder, wie ich vermute.
Und schließlich Na. Na heisst eigentlich Martina und wurde von ihrem Umfeld „Tina“ genannt, bevor sie verrückt wurde. Parallel dazu legte Sie das „Ti“ ab und kaufte sich eine Perücke, die mindestens so viel wiegt wie ein ausgewachsener Zweizahnwal, den Lippenstift scheint sie sich mit Kim zu teilen. Na fällt neben ihrer Perücke in Größe von Tansania durch eine stets immanente Manie auf. Einmal sah ich, wie sie von einem Bus angefahren wurde – selbst da lachte sie herzhaft. Aufgrund ihrer Laktoseintoleranz ist er ihr egal. Der Quark.
Diese Drei sind wirklich stadtbekannt, kommen aber aus unterschiedlichen Berzirken. Als Kinder witzelten wir, wie es wohl wäre, mit diesen Dreien z.B. einen Tag im Vergnügungspark zu verbringen. Oder was unsere Eltern sagen würden, wenn wir sie am Abend mal zum Essen mit nachhause bringen würden. Dazu kam es leider nie. Bis jetzt. Genauer – bis zu diesem Samstag. Denn ratet, auf welche drei Personen ich am Samstag in der Bank getroffen bin?! Richtig. Und als ich mit der flachen Hand gegen die Seite des Geldautomatens schlug, weil mir das mal wieder alles zu lange dauerte, kommentierte das unser Tourette light-Freund mit „Der Typ da am Automaten spinnt ja. Der rastet ja völlig aus.“. Als ich mich dann umdrehte sah ich noch, wie Kim und Na zustimmend nickten.
Ich glaube, das war’s dann.
shit. weißt du noch: zz top man, busfahrer? damals in m town?
das waren auch solche freaky fressen und kult allemal.
tja, ich würde sagen, der vierte im bund ist gefunden….
hey- fast genau das selbe habe ich gerade in tinas blog gelesen. nur das der dritte typ mathias hiess und immer aggressiv wird, wen er mal wieder seine pin vergessen hat…
Alter Mesoplodon, da sind mir in den über 4 Jahren meiner Anwesenheit ja doch noch Kieler Originale durch die Barten gerutscht … Aber immerhin, meinen persönlichen Kommentar von einem „Tourette light-Freund“ bekam ich auch … BTW: Hast Du sie zum Essen eingeladen, oder wollten sie mit dem durchgeknallten Winkel nichts zu tun haben ?
wie geil :) immerhin hat sich aber der tourette-light-freund mild ausgedrückt! ;)
so leute braucht jede stadt. für die gespräche der einwohner. für die identifikation mit „ihrer“ stadt.
eine stadt ohne so leute ist entweder wie bi*lef*ld. oder wie unna. oder fulda. oder so. :)
gratuliere winkelsen du scheinst da deine peergroup gefunden zu haben ; ) … die drei musketiere ließen sich ja vielleicht ins nächste büro am strand.
@klip bielefeld hat auch solche charaktere, ernie der uni-nudist(http://www.youtube.com/watch?v=6dbZlpejQV0) und der typ der sich in phantasieuniform auf den kesselbrink stellt und den verkehr regelt.
das macht die stadt als ganzes aber nicht besser. hier in stuttgart ist das stadtunikum sogar ministerpräsident.
ins nächste büro am strand video integrieren … muß das heißen …ich werd alt.
*och scheisse*maaaan*LIMBO**ihr pisser***arschdrecksloch*
Guten Freunden gibt man eben gerne eine Küsschen. Ich finde, im Rahmen der ihnen gegebenen Möglichkeiten haben sie alles für Dich gegeben!
Hätte, werter Herr Winkelsen,
das Trio doch nur rechtzeitig von der freien Wohnung
neben der Ihren erfahren …
Herzlich
Ihr Erdge Schoss
Eventuell ist ihnen dann auch schonmal Jack Nicholson begegnet? Der verbringt seine Tage meist mit ausgedehnten Spaziergängen an der Gutenbergstraße und der Eichhofstraße. Ist aber bis auf seine Ähnlichkeit zum gleichnamigen Schauspieler ein eher unspektakulärer Zeitgenosse, dem Quark vermutlich auch relativ egal ist und der nur durch seine permanente Anwesenheit auffällt.
Nicht die sind merkwürdig, Herr W., sonder die Welt um die drei herum, würd ich sagen.
es gibt einfach keinen würdigen nachfolger für den „langen joe“.
…..und dann merkt man erst, dass alle menschen manchmal, irgendwann ein bisschen gleich sind….
Herzhaft.
Aber mal OT: Kann es sein, dass der Feed nun gekürzt wurde? Kann mich erinnern dass er beim letzten Beitrag noch vollständig im Reader angezeigt wurde. Bitte wieder umstellen, MC, Feeds kürzen tun nur pageimpressionsgeile Idioten!
@ Jerry: Also DEN hab ich jetzt gerade nicht vor Augen…
@ hans: Sowas versuchte ich mit der Headline auszudrücken! :)
@ graipfruit: Mathias Cornelius? :)
@ Ostsee-Walretter: Nein, ich verzichtete! :)
@ giu: Gut, nennen wir ihn Tourette mild-Mann.
@ klip: Hihi… damit hast Du gleich die Bielefelder hier auf die Mappe gerufen!
@ westernworld: OMG, woher kennen Sie Ernie? (Ist das der, der auch in der Bundesliga schon das ein oder andere Mal auffiel?)
@ Gürtel: Limbo?
@ creezy: Absolut! :)
@ Erdge Schoss: Also da, werter Herr Schoss, bin ich nicht besonders traurig drüber!
@ Gex: Ist das der „Parkt nicht auf unseren Wegen!“-Jack(son)?
@ Lenny_und_Karl: SO sehe ich das doch auch!
@ bellablog: Also den kenne ich jetzt nicht, Frau bellablog. Woher kam der uns was zeichnete ihn aus?
@ little-wombat: Sie meinen wegen des Feuermals?
@ inforX: Ja, weil seit dem WP-Update die „more“-Funktion nicht mehr geht.
@mc: kennste nich den film „lammbock“? mit moritz bleibtreu? DANN KUCK DIR DEN UNBEDINGT AN! dann verstehste das mit limbo ;-)
nein, bzgl: „Der Typ da am Automaten spinnt ja. Der rastet ja völlig aus“… erinnert mich bissi an nicht vorhandenen quark im supermarkt..
Wie war die Trinkwasserqualität in Kiel?
Gibt es eigentlich noch diesen kleinen, krummen Mann, wir nannten ihn als Kinder immer „Die Banane“, welcher immer schnellen Schrittes die Holstenstrasse hoch und runter rannte ?? Über ihn kursierten böse Märchen … ich hatte als Kind immer Angst vor ihm … heute tut er mir leid.
Vielleicht lebt er auch nicht mehr, ist heute auch schon fast 16 Jahre her .. und wirklich alt wird der ja auch nicht geworden sein.
Also hier in Berlin, haben wir so viele Bekloppte, das fällt dann gar nicht mehr so auf. Bekloppte beobachten ist hier mehr so wie Sticker-Sammeln früher: „Hast du schon den gesehen der immer Potsdamer Platz die Touristen anpöbelt?“ „Nee, aber kennste den, der Friedrichstr. immer in Unterhosen unterwegs ist?“
Ganz klarer Fall von owned :ugly:
Da kann man getrost noch mehr aufzählen…und mein absoluter Favorit ist: GOLLUM!
Wie arm wäre dieses Land ohne die beschriebenen Ausnahmeerscheinungen ! Die Jugend gefällt sich ja seit jeher im modisch orientierten Konformismus, welchen sie paradoxerweise für Rebellentum hält. Da bieten ein paar gut dosierte alte `Knacker´ neben der Spur oft deutlich mehr Stoff zum Nachdenken.
@gürtel: Ich liebe den Film :D
@MC Winkel: da sitzen 2 Hauptpersonen in einer ruhigen Szene im Bett und plaudern wärend unten eine Party zu Gange ist, als so ein Tourerrist (oder so) ins Zimmer kommt und brüllt: „Eh ihr Fotzen! Limbo! Scheiße!“ und das Zimmer wieder verlässt.
wir hatten mal einen, der kam regelmäßig in die vwl-vorlesungen, bemächtigte sich des mikrofons und sagte dinge wie „meine freundin mag tokio hotel. aber ich liebe sie trotzdem.“ und ging wieder. sehr schön.
Hm, Herr Winkel
habe auch ein riesiges Feuermal am rechten Arm und Oberkörper. Kann Ihnen gerne ein Bild schicken damit Sie mich auch bemitleiden können….so, dies gesagt gehe ich glaube mal und Kotze in die Ecke.
Gott sei dank hab ich es und nicht ein Spinner der damit nicht umgehen kann. Ach oh ja,danke, mein Leben ist sehr lebenswert….
Bei uns gibts dafür den Lächler. Man sagt, er sei in den 70ern von einem Trip nicht mehr runtergekommen. Er ist ziemlich übel geinkt, hat lange schwarze Haare, Seehundschnauzer. Zähne? Das war mal.
Aber – es scheint ihm gut zu gehen. Denn wo er steht und geht, führt er lautstarke Selbstgespräche, die meist von lauten Lachern begleitet sind. Er überquert die Strasse, bleibt stehen und donnert ein lautes Lachen in die Welt. Oder da gabs in meinem Leben mal den Herrn K. Der is übel manisch-depressiv und hatte auch richtig deftige Psychosen. Aber die Gespräche mit Ihm liessen mich damals immer ziemlich ratlos und verwirrt zurück! Wer war wirklich verrückt? Er oder unsere Gesellschaft?
Diese Ver-Rückten mag ich sehr! Sie bringen mich zum nachdenken, lassen mich die Gesellschaft und die sogenannte „Normalität“ hinterfragen. Sie sind wie gute Filme oder aufrüttelnde Bücher. Sie anzusehen oder sogar mit Ihnen zu sprechen ist wie eine Reise ins Unbekannte. Und man ist nicht immer sicher, ob man dann je wieder so ganz in die Realität zurückkehrt!
Schön dass es sie gibt! In dieser Welt der Photogeshoppten, Collagenunterlegten, Silikongefüllten, Glattegelifteten, Steroidgespritzen, Zu-Tode-Gehungerten, Normalisierten, Konsum-Enten, Mainstreamigen, Real-TV-Schauenden.
ich würde gern den video-mitschnitt aus der bank sehen. den kann man doch anfordern, oder? schliesslich hast du ein recht auf dein bewegtes bild !
Hej, mach‘ mir nicht die Kims schlecht hier ja?! :)
Vielleicht nur semipassend, in einer langen Schlange eines Discounters, der unter Brüdern nach zwei Regionen eingeteilt, waren vor einiger Zeit zwei Nonnen, die sich willkürlich in dieser Schlange vordrängelten, aber niemand etwas sagte, wahrscheinlich weil es halt Nonnen waren (im Auftrag des Herrn unterwegs).
Mein Lieblingsverrückter ist Emil Manser: http://www.amazon.de/grosse-Ehre-gleicher-Sorte-sein/dp/3905388197/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1218043244&sr=1-1
Als Kieler bin ich geradezu bestürzend erleichtert, mich nicht auf dieser exklusiven short list wieder zu finden, vielen Dank dafür!
Den Herrn „Banane“ durfte ich, wenn’s derselbe war, vor kurzem kennen lernen. Auf Nachfrage drehte ich ihm eine Zigarette und ohne Nachfrage meinderseits erzählte mein Begleiter mir die tragische Vita des gebeugten Mannes.
In manche Kneipen sollte man einfach nicht gehen, leckeres Piwo hin oder her!