Odette 88

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CJ (sprich: Cee Jay), ein alter Bekannter von mir, kam kurz vor der Kieler Woche 1988 unerwartet zu einer nicht zu verachtenden Menge Geld. Passte gut in die Jahreszeit, denn Bier ist auf dem Segel-Event teuer und einen Fellatio hatte er bis dato auch noch nicht erfahren. Er war damals 16, und Ende der 80er hieß es noch Halstüchlein statt Wonderbra, respektive „nach-Flaschendrehen-in-die-Hose-fassen“ statt „nach-Bongrauchen-deepthroating. Im Freundeskreis wurde jedoch bezüglich des Blasens schon ordentlich angegeben. „Und dann hat Sie Ihn in den Mund genommen, ich sag´ Dir, das ist besser als Vögeln!“. Außerdem waren die Mädchen auf der Schule immer gleich 10x so interessant, wenn ein Blasmythos sie umgab. CJ überlegte, ob er sich nach der Feierei und der daraus resultierenden, gesteigerten Lockerheit seinen Blastraum für 30 DM im lokalen Eros-Center erfüllen sollte. Mal sehen.

Irgendwann um 23h war der Pegel da, CJ war bester Laune. Nicht zuletzt, weil er aufgrund seines überaschend eingekehrten Reichtums diverse Runden Holsten für den gesamten Freudeskreis spendierte und somit zum Zentrum der Heiterkeit wurde. Übermut machte sich breit wie er sich selbst schon seit Stunden. CJ fasste sich zuerst ein Herz, dann mich und schliff uns in den Puff. Auf den Treppenstufen zu den Zimmern wollte ich Ihn zur Rede stellen, doch bevor ich meine Frage formulieren konnte, sah ich in seine leuchtend strahlenden Augen. „Fel_la_ti_o, MC!„, sagte er zu mir und beendete seinen Satz mit „Die Zeit ist jetzt reif!„. Er lallte bereits ein wenig, dennoch stand ich Ihm bei der Damenwahl hilfreich zur Seite.

Sie nannte sich „Odette“, war Mitte 30, freundlich und hatte eine einladende Oberweite. CJ machte der Dame klar, dass es Ihm nur ums ‚Französisch‘, wie man hier sagte, ging. 30 DM wurden überreicht und die Tür ging hinter Odette+Ihm und vor mir zu. Ich wartete. Lange. Ich wartete bestimmt 40 Minuten, bis es mich wieder zu den Jungs zog, die das weltgrößte Segelfest in vollem Umfang direkt vor der Tür genossen. Später berichtete CJ uns dann von seinem Premierenblew. So reibungslos wie erwartet lief es wohl nicht.

Er hatte zunächst Erektionsprobleme. Woher sollte er wissen, dass er sich vor den Augen der Animierdame den gesamten Genitalbereich waschen sollte. Und woher sollte er wissen, dass man im Eros-Center auch beim einfachen „Französisch“ schon Kondome angelegt bekommt. Und das bei seiner Kautschuk-Allergie! Das Blasen allein brachte aufgrund des vorhergegangenen Bierkonsumes allerdings nicht viel. So bot Odette Ihm schließlich noch 1x Doggystyle für weitere 30 DM an. Welch´ faux-pas, ‚A tergo‘ war damals nämlich auch nicht gerade CJ´s Königsdisziplin. Und so verliess er nach einer Stunde und um 80 DM erleichtert (inkl. 20 DM Schweigegeld) erfolglos die Lokalität. Durch seine laienhaften Kopulationsbewegungen bekam er zusätzlich Oberschenkelkrämpfe, außerdem allergische Reaktionen in dem Bereich, in den die Sonne nicht scheint. CJ war ein klasse Typ. Ich sehe Ihn auch heute noch oft. Es geht Ihm wieder gut.

Kommentare

20 Antworten zu “Odette 88”

  1. MC Winkel sagt:

    Das hier ist eine alte Geschichte, die ich für das Preisbloggen 2005 von der Zeit und Blogg.de in meine Worte gefasst habe.

    Neben „Sex“ gibt es noch die Kategorien
    Geld: Auf den Spuren von Reich und Arm?
    Glaube: Woran werden die Deutschen morgen glauben?
    Essen: Über die Lust am Essen

    Wollt Ihr mehr?
    Wenn ja, was?

  2. Ole sagt:

    Große Story, großer Meister! Ich drücke alle verfügbaren Daumen!

  3. alannis sagt:

    Der arme Kerl. *Grinsenkrampfhaftverkneift*

  4. brittbee sagt:

    Ich habe gar nicht gelesen, aber die Chance, mal nicht erst als 125. zu posten kann ich mir nicht entgehen lassen. Lese später MC, versprochen!-Bee

  5. GL sagt:

    Ich -als Antichrist- würde schon gern lesen, was du so zum Thema Glaube zu bieten hast! :-)

  6. über die „Lust am Essen“, bitte. schokolade, chips, tofu – egal.

  7. chrisse sagt:

    hmm geld natürlich ;)
    aber die story war ja mal schon fett :) der gelungene start in den tag

  8. Karsten sagt:

    Na denn viel Glück damit.
    Interessant wär bei den anderen Themen „Glaube“.. da käme bestimmt ein religiöses Verhältnis zum Holsten bei raus..

  9. TS sagt:

    Hihi…jaja, die jungen Wilden…sind wir nicht alle ein bisschen CJ? Grins, schließlich sind wir ja alle auch ein bisschen Papst…
    Also, was glaubt der MC?

  10. MC Winkel sagt:

    @ Burger: Hab´ auch schon mit der Pate geliebäugelt…
    @ Ole: Danke! Ich tue dies für Ihre Essens-Story natürlich auch!
    @ Else: Sie wollen´s und Sie bekommen´s!
    @ Alannis: Wie gesagt: CJ ist inzwischen wieder bester Dinge!
    @ Brittbee: Trotzdem schonmal „Danke“ für den Kommentar!
    @ GL: Ziemlich schwer, wenn man selbst Gott ist.
    @ BSC: Essen? Ist Essen denn wichtiger als Geld oder Glaube? Ja, oder?
    @ Chrissie: Ich glaub´, ich nehm´ tatsächlich die Patte als nächstes.
    @ Karsten: Siehe GL! :)
    @ TS: Aber Herr TS, wie kommen Sie denn da drauf? Ich distanziere mich vom CJ’ism.

  11. TS sagt:

    Selbstredend meinte ich natürlich CJ´ism im Bezug auf plötzlichen Reichtum, daraus resultierende überschwappende Lebensfreude und biertrinkend die Kieler Woche genießen…
    Temporäre Erektionsschwächen angesichts einer professionellen Konzertmeisterin (Abteilung Blasinstrumente) sind uns selbstverständlich völlig fremd Herr W.
    ;-)

  12. GL sagt:

    @ TS: Das kann ich so bestätigen ;-)
    @ MC: Sicher, dass du nicht eher aus der unteren Etage kommst? Der is doch viel mächtiger und macht viel lustigere Sachen. Und cooler is der auch, naja, eigentlich ja hotter… Du weißt schon… :-)

  13. MC Winkel sagt:

    @ GL: Genau das ist es es doch, GL. Ein Engel im Teufelskostüm! :)

  14. Burnster sagt:

    ja, ja, der blasmythos an der schule! der war schuld an meiner begeisterung für die verrückte *****. und daran, dass ich meiner eigenen freundin damals auch einen (blasmythos) anhängen wollte. schlimm, diese ausbildungsjahre.

  15. Amadeus2 sagt:

    Hey MC! Was ist denn mit Oliver und dem Auto?!
    Kommt da nichts mehr?

  16. elien sagt:

    Der arme CJ. Die Geschichte, ganz besonders die magische Vervierfachung des vorher abgemachten Preises, erinnern mich an den Geburtstag eines Bekannten. Zu späterer Stunde machte sich der Troß aus Gästen und Geburtstagskind auf, der Roten Meile einen Besuch abzustatten. Aus völlig unangebrachtem Übermut kam die Meute auf die Idee dem Gastgeber einen Puff Besuch zu spendieren. Es wurde fleißig Geld gesammelt, im Laufhaus eine Mitarbeiterin des horizontalen Gewerbes ausgesucht und mit dem Opfer losgeschickt. Eine für die zurückgebliebenen lustige Zeit später kam das Opfer zurück. Traurig, denn er mußte nochmal ordentlich Austritt bezahlen.

    Den Anhalter muß man sich unbedingt mal Ansehen. Auch wenn man das Buch nicht gelesen hat. Vielleicht gefällt dir ja der Film und du bekommst Lust das Buch zu lesen. Lohnen tut sich beides auf jeden Fall.

  17. schroeder sagt:

    Da fallen mir spontan 2 Zitate ein:
    Hier kommt der Typ, der chauvinistischer ist als Latex-Allergie!Dendemann in Fischmobs
    Susanne zur Freiheit

    und

    Ein guter Blow-Job fühlt sich immer wie wahre Liebe an
    Vergessen aus welchem Film das stammt

    [so, MC tippen noch und darauf hinweisen, dass vervierfachte 30 etwa 120 sein müssten .-)…]

  18. GL sagt:

    @ MC: Also nu biste aber wirr… Das müsste dann ja eher heißen: Ein Teufel im Engelskostüm, oder nich?

  19. KleinesF sagt:

    Elien, ich fand den Film albern. Das englische Buch hat einen so verdammt schönen Humor, der dem Film völlig fehlte. Hoffentlich drehen die nicht noch vier davon.

  20. celise sagt:

    Tja bei so einer Allergie hat Blasen mal eine ganz andere Bedeutung *lach*

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