Nigeria im Fokus: Die neue Ausgabe der „Chillhop Timezones“-Reihe
Mit „Timezones Nigeria“ setzt das niederländische Chillhop Music Label seine globale Entdeckungsreise durch die instrumentale Musikkultur fort. Die 22-Track-starke Compilation widmet sich diesmal der pulsierenden Szene Nigerias – einem Schmelztiegel aus afrobeats, alté, highlife und urbanem Jazz. Dabei treffen lokale Produzent:innen auf internationale Chillhop-Künstler, die gemeinsam ein organisches Klangbild schaffen, das sowohl vertraut als auch aufregend neu klingt.
Eine Hommage an die nigerianische Musikszene
Elf der 22 Tracks stammen ausschließlich von nigerianischen Acts – Künstler:innen wie Yinka Bernie, Wondamagik, Le Mav oder Yimeeka zeigen, wie vielseitig die Szene ist. Die restlichen elf Songs sind Kollaborationen zwischen lokalen Talenten und internationalen Chillhop-Veteranen, die die Handschrift des Labels tragen, dabei aber nie den nigerianischen Kern überdecken.
In „Marina Blues“ treffen Trill Xoe und JohnWav aufeinander und liefern ein butterweiches Stück voller Lo-Fi-Melancholie und Westafrika-Flair. Besonders erfreulich: Chillhop-Artists, die WHUDAT-Leser:innen bereits kennen, kehren in neuer Umgebung zurück – etwa Ruck P, Ian Ewing, less.people, No Spirit und Stan Forebee, die alle bereits mehrfach auf unserer Seite gefeatured wurden.
Chillhop Timezones Nigeria Highlights: Wenn Welten verschmelzen
Ein echtes Highlight ist „Tarkwa Bay“ – Lady Donli und Ruck P gelingt hier das Kunststück, eine sommerliche, nostalgische Atmosphäre zu erschaffen, die irgendwo zwischen Lagos und Lausanne schwebt. Donlis Stimme bleibt zwar instrumental angedeutet, ihre Präsenz aber ist spürbar – getragen von Ruck Ps unverkennbar warmem Basslauf.
Auch „Lagos Sundown“ verdient Erwähnung. Ian Ewing, einer der herausragendsten Namen im Chillhop-Kosmos, arbeitet hier mit Nsikak David zusammen und liefert ein atmosphärisches Stück voller Sonnenuntergangsromantik und Gitarrenpickings, die sofort an Westafrika erinnern.
Ebenfalls gelungen: „Wonderless“ von Wondamagik und less.people, ein verspielter, detailverliebter Track mit subtiler Percussion und zurückgelehnten Synthflächen. Oder das bittersüße „Day Before Yesterday“, bei dem No Spirit gemeinsam mit Yinka Bernie eine Art Lo-Fi-Highlife entwirft – leichtfüßig und doch melancholisch.
Visuelle Identität made in Nigeria
Besonders bemerkenswert: Chillhop Music ging bei diesem Projekt weit über die reine Musikproduktion hinaus. Das Artwork stammt komplett von nigerianischen Illustrator:innen und wurde in enger Zusammenarbeit mit einem kulturellen Berater entwickelt. So entstand eine visuelle Identität, die der Tiefe der Musik gerecht wird – bunt, vielschichtig und voller Symbolik.
Die stilistische Klammer bilden die traditionellen Einflüsse wie Highlife und Afrobeats, die mit Chillhop-typischen Elementen verschmelzen: jazzige Akkorde, reduzierte Drums, entspannte Tempi. Das Ergebnis ist keine bloße Fusion, sondern ein gegenseitiger Respekt, der die musikalische Tiefe beider Welten zelebriert.
Fazit: Nigeria’s Moment – und Chillhop in Bestform
Mit „Timezones Nigeria“ gelingt Chillhop Music ein großartiger Wurf. Die Compilation ist viel mehr als nur eine Sammlung entspannter Beats – sie ist ein kultureller Brückenschlag, der zeigt, wie wertvoll musikalische Kollaboration sein kann, wenn sie mit Respekt und Neugier geschieht. Die beteiligten Künstler:innen liefern durchgehend Qualität, und insbesondere die bereits bekannten Namen aus dem Chillhop-Kosmos glänzen in ihrer neuen Umgebung. Es bleibt zu hoffen, dass Timezones Nigeria nur der Anfang ist und weitere Länder folgen werden.
Für den Moment aber gilt: Play drücken, Augen schließen – und Nigeria spüren.