Family Tragedy – MC Winkel im Duell der Familien (2)

[Fortsetzung hierzu – Kurz: MC fährt mit der Familie eines Freundes zur Quiz-Show „Familien-Duell“]

Schon auf der Hinfahrt gab’s die ersten Unannehmlichkeiten. Mir war vorher schon bewusst, dass es nicht unbedingt ein Fest werden würde, 5 Stunden mit Familie Hansen im Ford Escort nach Köln zu fahren. 5 Stunden bedeuteten 5x Bon Jovis „Slippery when wet“ in heavy rotation aus Wolfgangs Autoradio. 5 Stunden bedeuteten außerdem insgesamt 2 Schachteln Ernte23 bei geschlossenem Fenster. Und 5 Stunden bedeuteten 5 handfeste Auseinandersetzungen zwischen Lena, Muddern Gabi und Vaddern Wolfgang inkl. jähzorniger Wutausbrüche und immer, immer wieder das „ich box dich blutig!“. Ich wollte einfach nur woanders sein. Egal wo. Gut, in Mönchengladbach-Wickrath, da wo die Regenbögen schwarzweiss sind, da wäre ich noch weniger gern gewesen. Sonst aber wirklich egal. Wo.

Im Studio erledigte Vater Wolfgang den Papierkram. Zum ersten Mal konnte ich sowas wie Höflichkeit an ihm feststellen. Er war fast zuvorkommend zu den Bediensteten vor Ort, beinahe sympathisch. Und als Werner Schulze-Erdel dem Raum betrat, brannte bei ihm alles durch. In einer Tonalität, irgendwo zwischen Mariah Carys Adlibs und dem Geräusch eines herausspringenden Schultergelenks eines trächtigen Berggorilla-Weibchens, sprach er den Moderatoren an: „Werner, ich bin ein großer Fan. Schon seit … immer! Du bist der Beste! Echt, viel besser als Lou van Burg!“. Der arme Lou hätte sich im Grabe umgedreht. Aber eine Sache hatten beide gemeinsam: sie waren keine Kostverächter. Lou mochte jüngere Frauen und Werner … Schnaps. Wenn Euch nochmal jemand erzählen will, dass Vodka keine Fahne macht: das sieht der Rachenbereich bei Durschnittsmoderatoren offensichtlich anders. Vielleicht war aber auch ein lange nicht abgeschmirgelter Zahnstein schuld. Oder Labskaus.

Dann sollte es endlich losgehen. Die Proben. Alles wurde, um es möglichst nah an einer realen Sendung zu halten, im Studio abgewickelt. Es war sogar eine andere Familie da, an deren einzelne Mitglieder ich mich gar nicht mehr erinnernkann, nur, dass alle so gestriegelt aussahen. Die ganze Familie trug Bundfaltenhose, alle waren sie frisch gebügelt und frisiert. Auf der andere Seite wir. Die Simpsons, bei denen vor Schamgefühl sogar das Gelb geflüchtet ist. Mit der Ausnahme, dass Maggie Simpson wesentlich eloquenter war als Lena. Rosiger übrigens auch.

Dann kamen wir endlich zum ersten Test. Man würde mit einfachen Fragen starten, weil man erstmal sehen wollen würde, wie gut wir aufeinander eingespielt waren, wie gut wie harmonisieren würden. Werner blieb offensichtlich zum Saufen in der Garderobe Der Ersatzmoderator Frank hatte einen noch furchtbareren Atem. Ich vermutete, er hatte die Haut einer Durian zusammen mit dem Zwischenzehsekret einer Horde Jacobsweg-Pilgerer in Wurstwasser eingelegt und aus dieser Masse seine Zahncreme gewonnen. Mag aber auch sein, dass ich daneben lag, hab mich nicht getraut zu fragen. Im Gegensatz zu ihm, er wollte nämlich wissen: „Wir haben 100 Leute gefragt: Nennen Sie uns eine deutsche Automarke!“. Wolgang, der als Familienoberhaupt ganz vorne stand, schrie ohne zu zögern, vor allem aber ohne zu buzzern „Escort!„. „Wolgang,“, wollte Moderations-Vize Frank ihn beruhigen, „erstmal müssen Sie doch auf den Knopf drücken. Aber selbst dann: Escort ist ja keine Automarke!“. „Na klar,“, verteidigte sich Wolfgang, „ich hab‘ Escort! Steht hiieer vor der Tür, kannst gucken! Jeder kennt Escort!“. Ich versuchte, den Eklat zu vermeiden und mischte mich aufklärend ein, „er hat recht Wolfgang, die Marke ist ja Ford. Escort ist nur die … Untermarke!“. „Obermarke, Untermarke, mir doch egal – Marke ist Marke!“. „Sieh mal, Wolfgang, hier steht, Du bist HSV-Fan. Wenn Dich jemand nach einem Fußballverein fragt, dann sagst Du doch doch auch nicht Manni Kaltz, oder?“, charmantelte der Hilfsmoderator grinsend herum. „Das ist doch was ganz Anderes, Mann. Ich box dich blutig.“. „Danke!“, sagte Frank zum Abschied und ging.

Dieser frühe Rauswurf beim Casting hatte aber auch Vorteile. Zum Einen blieb es uns erspart, dass Lena uns mit noch dämlicheren Antworten weitaus mehr blamierte. Und zum Anderen hatte ich nun bei Hansen alle Freiheiten der Welt – mein Schweigen wurde mehrfach ausschweifend honoriert. Nur den Jacobsweg – den bin ich immer noch nicht gepilgert. Barfuß.

Kommentare

19 Antworten zu “Family Tragedy – MC Winkel im Duell der Familien (2)”

  1. Commander sagt:

    Durian ist ja nur geil!!
    Ich erinnere mich an weisse Tennissocken die der WSE immer in seinen schwarzen Slippern trug. Gruselig!

  2. jan sagt:

    Ich erinner mich an WSE. Noch gruseliger!

  3. Jerry sagt:

    Vorteil bleibt trotzdem: Du hast viele neue
    Gerüche kennengelernt. Ist wohl gut, dass
    du bis heute nicht weißt wie Franks Mundgeruch
    wirklich so entsteht bzw. entstanden ist.

  4. Gürtel sagt:

    GROSS! (siehe mail)

  5. westernworld sagt:

    „ich box dich blutig.“ hat das zeug zum geflügelten wort, eine kultdrohung sozusagen.

    ansonsten möchte ich weiter auf „winklel der film drängen.“
    schön zu wissen auch das hansen schicksalsadäquat ausgleichend mit diesem familiären hintergrund gestraft war.

    schön hier mal wieder eine geschichte zu lesen waren selten in letzter zeit.

  6. Matthias sagt:

    „Ich hab‘ Escort!“ – der ist gut. Hätte auch von Horst Schlämmer kommen können ;)

  7. buem sagt:

    Also bei
    „Wenn Dich jemand nach einem Fußballverein fragt, dann sagst Du doch doch auch nicht Manni Kaltz, oder?”, charmantelte der Hilfsmoderator grinsend herum. “Das ist doch was ganz Anderes, Mann. Ich box dich blutig.”. “Danke!”, sagte Frank zum Abschied und ging.“
    konnte ich nun wirklich nicht mehr und musste laut loslachen. Und das am frühen Morgen. :-)
    So fängt der Tag gut an.

  8. Herr Winkelsen, das haben Sie doch nicht wirklich durchmachen müssen, oder? Sie haben mein vollstes Mitgefühl.

    Ihre Frau Ährenwort

  9. Erdge Schoss sagt:

    Da war, werter Herr Winkelsen,

    auf der Rückfahrt wohl Superstimmung im Escort …

    Herzlich
    Ihr Erdge Schoss

  10. schofer sagt:

    wir haben 100 leute gefragt, nennen sie uns ein tier mit geweih:

    wie heisst dass noch gleich?? elefant??

  11. Stoeps sagt:

    Mann Winkelsen! Dieses Post haut alles weg! =) Mein beiden Lieblingssätze:

    […] In einer Tonalität, irgendwo zwischen Mariah Carys Adlibs und dem Geräusch eines herausspringenden Schultergelenks eines trächtigen Berggorilla-Weibchens, sprach er den Moderatoren an: […]

    und

    […] Der Ersatzmoderator Frank hatte einen noch furchtbareren Atem. Ich vermutete, er hatte die Haut einer Durian zusammen mit dem Zwischenzehsekret einer Horde Jacobsweg-Pilgerer in Wurstwasser eingelegt und aus dieser Masse seine Zahncreme gewonnen. […]

    Dafür kriegste von mir den Wuselflitzer-Preis! Hohe Schule! Reeeeespekt! =)

  12. Winni sagt:

    Die Rückfahrt hätte mich ja auch sehr interessiert! Aber „Ich box dich blutig“ ist so schon der Knaller!
    War ne feine Story!

  13. der kaiser sagt:

    Familie Hansen möchte ich wirklich nicht im Leben mal begegnen… die sind irgendwie… seltsam!

  14. nilsn sagt:

    Hier sind noch weitere Knallerantworten, meine Liebling: „Nennen Sie einen Ort, an dem es dunkel ist!“ – „Gehirn“.“

    Habt hier euch auch ne Choreo fürs Einlaufen ausgedacht, dass war immer schon – weil derart peinlich – das Highlight am Anfang.

  15. MC Winkel sagt:

    @ Commander: Mal gegessen? Das schlimme ist: schmeckt super!
    @ jan: Sie meine, Ihr Alter?
    @ Jerry: Das hast Du wohl recht. Vielleicht war’sn… Splashattack? :)
    @ Gürtel: Danke! Und: hast wie immer recht!
    @ westernworld: Film? Wäre ich auch stark für! Selten? Nicht weniger als sonst, oder? Man hat ja auch noch was anderes zu tun, nech! :)
    @ Matthias: :)
    @ buem: Oh, das freut mich. Mission accomplished!
    @ Erdge Schoss: Nur, weter Herr Schoss, aufgrund der Durian.
    @ schofer: Elfenbeweih?
    @ Stoeps: Danke. Aber sowas mache ich doch … ständig?! :)
    @ Winni: Danke Dir!
    @ kaiser: Mir war das damals gar nicht so bewusst. Da, wo ich herkomme, sind irgendwie alle so. :)
    @ nilsn: Neee, soweit kamen wir ja leider gar nicht erst. Aber Wolfgang schlug irgendwie sowas wie „Moonwalk“ vor?! :)

  16. Bjørn sagt:

    Was ist denn bitte gegen Mönchengladbach-Wickrath zu sagen?

  17. MC Winkel sagt:

    … is’n Insider, Bjørn! :)

  18. 500beine sagt:

    nennen sie hundert wurstpferde,
    die wir gefragt haben,
    ob sie wurstwasser
    saufen.

  19. Cara sagt:

    Die Idee mit dem Film ist natürlich gut und auch nicht neu *g.
    Aber Problem ist ja immer, sowas umzusetzen.
    Kohletechnisch seh‘ ich keine Schwierigkeiten, das spielen die Werbegagen jetzt locker ein.
    Nur:
    Wie um alles in der Welt soll denn MCs bewegtes Leben in einen Kinofilm passen, der nicht länger als 7 Stunden dauern darf?

    Also brauchen wir ein script und dann – auf nach Hollywould !

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