De La Soul – Cabin In The Sky: Ein Comeback zwischen Licht, Verlust und erwachsener Meisterschaft

De La Soul Cabin In The Sky

Neun Jahre nach ihrem letzten Longplayer kehrt De La Soul zurück – zum ersten Mal ohne Trugoy, dessen Tod im Februar 2023 ein Loch hinterließ, das sich nicht füllen lässt. Cabin In The Sky ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein lebendiges Dokument des Weitergehens. Posdnous und Maseo erschaffen ein Werk, das Trauer, Humor, Reife und musikalische Klarheit verbindet. Der Weg dorthin wurde erst möglich, als die Sample-Probleme der Vergangenheit endlich gelöst wurden und die ersten sechs Alben wieder auf Streaming-Plattformen erschienen. Diese Rückkehr zur eigenen Geschichte schafft die Grundlage für ein Album, das genau im Spannungsfeld zwischen Abschied und Erneuerung entsteht.

De La Soul x Cabin In The Sky – Der Geist von Trugoy als unsichtbarer dritter Mann

Schon der Opener „Cabin Talk“ zeigt, worum es geht: eine Art Rollcall, moderiert von Giancarlo Esposito, bei dem ein Name fehlt und dennoch im Raum bleibt. Über das gesamte Album hinweg behandeln Pos und Maseo Trugoy nicht als Erinnerung, sondern als aktiv präsente Stimme. Seine Parts auf Tracks wie „Good Health“, „The Package“ oder dem finalen „Don’t Push Me“ stammen aus früheren Sessions – doch sie wirken nicht wie Archivmaterial, sondern wie Beiträge eines Partners, der weiterhin am Tisch sitzt. Seine Zeilen bleiben voller Witz und Energie, nie elegisch, sondern selbstbewusst und spielerisch. Damit gelingt De La Soul etwas Seltenes: Sie heben ihren verstorbenen Bruder nicht auf ein Podest, sondern lassen ihn weiterhin als Teil des kreativen Dialogs existieren.

Posdnous zwischen Himmel, Alltag und Verantwortung

Auf dem Titelsong wird Posdnous ungewöhnlich direkt. Er spricht vom „cabin in the sky“, einem spirituellen Bild, das Trost und Ungewissheit verbindet. Der Verlust von Dave wirkt hier roh und ungefiltert, gleichzeitig stoisch und voller Wärme. Pos reflektiert über Familie, Vererbung, Verantwortung und die Frage, welche Rolle Vergänglichkeit im eigenen Schaffen spielt. Diese neue Offenheit zieht sich durch das Album: „Sunny Storms“ zeigt ihn mit einer fast meditativen Ruhe, die Stürme des Lebens als Chancen deutet. In „Palm of His Hands“ denkt er über Vatersein, über Fehler und über die Hoffnung nach, dass die eigenen Kinder eines Tages anders handeln als man selbst.

Erwachsener Hip-Hop, der nicht alt klingt

Musikalisch ist Cabin In The Sky eine Feier präziser Reduktion. DJ Premier, Pete Rock, Nottz und Super Dave West liefern Beats, die bewusst Raum lassen – Loops, Cuts und Drums, die nicht glänzen wollen, sondern tragen. Diese Klarheit passt zu den Themen des Albums: Reife, Trauer, Selbstreflexion, aber auch Spielfreude. Tracks wie „YUHDONTSTOP“ oder „EN EFF“ zeigen die Gruppe kämpferisch, ohne Jugendlichkeit erzwingen zu wollen. Die Gastbeiträge von Black Thought, Slick Rick, Nas, Yukimi Nagano, Q-Tip oder Bilal setzen Akzente, ohne den Kern des Albums zu überfrachten.

De La Soul x Cabin In The Sky – Geschichten aus dem echten Leben

Neben den großen Themen behandelt De La Soul (Insta) hier erneut Alltagsmomente mit ihrem typischen Humor. „Just How It Is (Sometimes)“ erzählt eine Trennung im digitalen Zeitalter, „Patty Cake“ analysiert soziale Brüche über ein Kinderreim-Konzept, während „Different World“ poetische Anfangszeilen mit klarer Trauerarbeit verbindet. Diese Mischung aus Weltbeobachtung, Spiritualität und scharfem Erzählen ist es, was De La Soul seit den frühen 1990ern einzigartig macht – und was auf Cabin In The Sky so reif wirkt wie nie zuvor.

Fazit | tl;dr

Cabin In The Sky ist ein Album, das gleichzeitig umarmt und schmerzt. Es ist ein Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft, ein Werk über Verlust und Weiterleben, und ein Beweis dafür, dass Hip-Hop im Erwachsenenalter nicht weniger bewegend sein muss. De La Soul schreiben mit dieser Platte ein Kapitel, das mit Würde, Mut und einer unerwarteten Leichtigkeit getragen ist.

De La Soul – Cabin In The Sky // Spotify:

De La Soul – Cabin In The Sky // apple Music:

Kommentare

Die Kommentare sind geschlossen.