Das Kuttendesaster

Ein Wochenende ganz nach meinem Geschmack: Freitag und Samstag Berlin (ITB, Film kommt morgen!), Samstag Abend noch Besuch im Studio (neues Album kommt im Mai!) gehabt und anschließend in Kiel feiern gewesen. Es legte im Luna-Club (der einzige Club in Kiel, der es schaffte, nie langweilig zu werden) DJ Craft von K.I.Z. auf, den ich letztes Jahr auf der MTV Campus-Invasion Aftershow-Party hier im Hotel Maritim kennenlernte. Craft, der eigentlich Silyan heisst und sehr freundlich ist, hatte uns ein paar Gästelistenplätze reserviert und legte phänomenal auf, was dazu führte dass es zu diesem folgeschweren Disaster kommen konnte:

Ich gebe selten in Clubs meine Jacke ab, weil ich Abholscheinen hasse. Oder anders: Abholscheine hassen mich. Meistens handelt es sich ja bei Abholscheinen um so kleine Papierfitzelchen (in weitgehend hässlichen Farben), welche IMMER verschwinden. Kennt Ihr das? Ich schaffe es von 100x im Schnitt 2x, mit einem mir ausgehändigten Abholschein zum Ende des Abends ordnungsgemäß meine Jacke abzuholen. Ich hatte mehr Theater an Garderoben als Theater Garderoben, daher behalte ich die Kutten dann lieber an. Was natürlich warm werden kann, vor allem an der Bar oder auf der Tanzfläche, was deswegen doof ist, weil ich mich in Clubs selten woanders aufhalte. Aber ich vertraue ja. Und deshalb lass‘ ich die Jacke halt einfach auf den Couches der Clubs dieser Welt liegen, was zusätzlich platzbesetzenden Charakter mit sich bringt – welchen ich natürlich nicht forciere! Wo waren wir? Ach ja, Bar, tanzen, Jacke. Rauchen. Und das darf man ja nur draußen und sowieso gibt es immer viel zu erzählen und Hunger hat man auch noch und irgendwann vergisst man, dass man ja seine Kutte noch irgendwo liegengelassen hat.

Und es handelte sich auch nicht um irgendeine Kutte, es handelte sich um meine im zarten Bierschissbraun gehaltene Lederjacke, über deren Erwerb ich mich einst sehr freute und die ich auch sehr lieb hatte. Also rannte ich hektisch zur Couch zurück, auf der ich zuletzt lag. Und die zeigte sich in diesem Moment äußerst kuttenlos. Panisch rief ich irgendwas mit Diarrhoe Assoziierbares in die Menge, blickte zu Craft, der aber nur mit den Schultern zuckte und erstmal Juicy von Biggie (R.I.P.) auflegte. Den Tränen näher als mit Wimper unter der Kontaklinse berichtete ich vor der Tür mit gebrochener, aber immer noch lautstarker Stimme von meinem jüngsten Verlust, als plötzlich die weiße Missy Elliot vor mir stand. „Du hast deine Lederjacke verloren? Meine Freundin hat gerade eine gefunden!“. 1.500 Menschen auf der Straße, ein MC Winkel – und ausgerechnet die Alte, deren Freundin meine Jacke stahl in Sicherheit brachte, hört mich fluchen!? Gott muss Kieler sein.

Ich war so glücklich und dankbar, ich habe der weißen Missy erstmal einen Zungenkuss gegeben. Nur ohne Zunge. Eigentlich auch ohne Mund, aber man sollte Umarmungen jetzt auch nicht unterschätzen. Beinahe wäre ich im Endorphinrausch sogar noch durch ihre hulahoppringgroßen Ohringe gesprungen, aber mein Knie. Also – da habt Ihr nochmal Glück gehabt, alles in Ordnung – die Kutte ist wieder da! Und für den Vergleich mit den Theater-Garderoben muss ich dieses Jahr endlich mal den verfluchten Grimme Online-Award bekommen, alles Andere wäre Wahnsinn.

Kommentare

19 Antworten zu “Das Kuttendesaster”

  1. Casi sagt:

    Geile Story mal wieder :D Und echt mal: Für den Theater-Garderoben-Spruch im speziellen und Deiner Erzählweise im allgemeinen hast Du mindestens den Grimme-Online-Award verdient ;)

  2. Judy sagt:

    Deswegen hasse ich Disco im Winter. Hart aber wahr.
    Oder ich werde einfach krank, weil ich gar keine Jacke anziehe.

  3. Ich kenn die Jacke. Das ist schon so ein sun jacket! Wäre echt unsmart gelaufen wenn die ganz gone gewesen wäre, du sun!

  4. Den Grimme Preis haetten Sie ja verdient, weil sie ihre Umarmung mit nem Zungenkuss vergleichen. Bin ich doch glatt vom kleinen bolivianischen Hocker gefallen, vor Lachen. Das Ego reicht ja bald bis hier herueber!

  5. Ich geb den Schein immer meiner Begleitung. Das hat verschiedene Vorteile: zum einen kann er oder sie sich nicht Verdünnisieren ohne was zu sagen, denn wer lässt jemanden schon ohne Jacke sitzen, und zum anderen, geht der Schein verloren, dann kriegt man wenigstens seine oder ihre Jacke, was beim guten Geschmack meiner Begleitung eigentlich immer einen Gewinn bedeutet.

  6. Hog sagt:

    Ja, was für ein WE! Leider weniger Glücksgefühle als du, da meine Brille samt Etui noch irgendwo in den Kieler Clubs liegt! ;-( So´n Scheiß – da hat man alles in der Tasche, das verloren gehen darf und ich verlierte meine Brille.

    Wenn sich meine Schüler heute umsetzen, wird es ein Spaß herauszubekommen, wer gerad mit mir sprechen möchte…

    greetz

  7. Toby sagt:

    GarderobenSpruch, Kiel, Emser, 12 points!

  8. Thomas sagt:

    Hättest du dich am Ende nicht selbst für den Garderobenvergleich gelobt, dann hätte ich das getan. Aber so… wenn du Hunger während der Diät hast, feiert die Wampe ein baldiges Comeback.

  9. denzel sagt:

    und hier steht, was mir dieses wochenende passiert ist:

    Den Tränen näher als mit Wimper unter der Kontaklinse

    und bis vor 5 minuten weinte ich immer noch! ^^

  10. DerFrosch sagt:

    mit der Jacke auf dem Dancefloor – sehr old skool

  11. die anke sagt:

    lieber herr winkel, „zungenkuss ohne zunge+kuss ohne kuss“, so faengt meine woche sehr gut an, laut (sehr laut)gelacht zum erstaunen meiner mitarbiter. das am montag !!! oben genanntes passiert im alter oefter als einem liebt ist, wirklich… froehliche woche

  12. nixloshier sagt:

    ja, das theater-garderoben-ding war gut. :)

  13. Loverk89 sagt:

    hulahoppringgroßen Ohringe sehen total billig aus und von den Verletzungen die sich eine Freundin mal mit sowas zugezogen hat möcht ich jetzt hier mal nichts sagen :-)

  14. Pleitegeiger sagt:

    Jetzt mußte ich mal kurz die Schmach von Neverkusen vergessen und lachen.
    Endgültig wieder fröhlich wäre ich, wenn Du einen Film einstellst, wie Du jemandem durch hulahoopringgroße Ohrringe hechtest. Im Optimalfall inklusive hängenbleiben und langlegen.

    Ach, Mist – das is hier gar nicht „Wünsch Dir was?“ ;-)

  15. Cindi sagt:

    Ach Herr Winkel, Ihre Schreibe ist einfach IMMER köstlich.. ^_^

  16. Electrolotion sagt:

    „Ein Wochenende ganz nach meinem Geschmack: Freitag und Samstag Berlin (ITB, Film kommt morgen!)“

    Wie? Was war denn? ;-)
    Du musst übrigens am heutigen Tage mindestens 4.637 Hits deiner Site abziehen. Die sind von uns.

    Ach nochwas: Wo isn das Bild der ominösen Kutte? Kackbraun, oder wie?

  17. MHW sagt:

    Jaja, das Kuttenproblem. Gott scheint in Deinem Fall echt Kieler gewesen zu sein. Bei mir scheint er eher aus München (oder gar Bremen?) zu kommen. Wartete jüngst nach einem Konzert bis auch der allerletzte Gast weg war, um meine Lieblingsjacke zurück zu erhalten.
    Weiteres Problem wenn man schon seine Kutte weghängen lässt: Wohin die Kippen und den Geldbüddel? Geldbüddel in der Hosentasche geht nämlich nicht klar. Das bereitet mir regelmässig ne Menge nervlichen Stress bevor ich eine Tanzeinrichtung betrete. Spiele gar häufig mit dem Gedanken das Etablissement aus eben diesem Grund gar nicht erst zu betreten. Verdammt hart und aufreibend dieses Leben!

  18. Addliss sagt:

    Es ist ein Dilemma: Ich verstehe das Ding mit der Garderobe nicht. Wenn ich jetzt aber nachfrage, muss das Ding erklärt werden. Und erklärte Vergleiche sind genauso cool wie erklärte Witze.
    Aber andererseits werde ich dann der einzige in Deutschland sein, der nicht nachvollziehen kann, warum der MC den Grimme-Preis gewonnen hat! Eine Tragödie! ;)

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