Das „Bunkeren House“ in New South Wales: Warum dieses Haus südlich von Newcastle als Zukunft der modernen Architektur gilt

Bunkeren House

Das Bunkeren House liegt südlich von Newcastle auf dem Land der Awabakal. Das Projekt stammt von James Stockwell Architect und gehört heute zu den spannendsten modernen Wohnkonzepten der Welt. Die Kombination aus Betonarchitektur, Landschaftsdenken und dänischer Wohnkultur schafft ein Zuhause, das eher als lebendige Umgebung denn als klassisches Gebäude funktioniert. Die Eigentümer wollten ein Haus, das mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Entstanden ist ein Rückzugsort, der Robustheit, Intimität und Weitsicht verbindet.

Bunkeren House – Ein Haus als Landschaft

Schon die Annäherung an Bunkeren zeigt, wie konsequent Stockwell den Ort ernst nimmt. Das Haus wirkt nicht wie ein Objekt, das auf dem Gelände platziert wurde. Stattdessen fühlt es sich wie ein organischer Teil der Felslandschaft an. Die Dächer tragen Vegetation, die in einigen Jahren vollständig mit dem umliegenden Grün verschwinden wird. Dadurch verschwindet das Gebäude fast im Gelände, obwohl seine Struktur aus massiven Betonplattformen besteht. Die Plattformen schweben über dem Boden und verbinden die Räume über frei definierte Ebenen miteinander. Die Minimierung von Stützen und tragenden Wänden erzeugt ein Gefühl architektonischer Freiheit, das in der heutigen Wohnarchitektur selten geworden ist. Obwohl das Haus teilweise im Fels steckt, bleibt die Wirkung offen und klar.

Ein dänisch beeinflusstes Zuhause

Die Eigentümer haben dänische Wurzeln, und dieser kulturelle Hintergrund beeinflusst das Gesamterlebnis des Hauses sichtbar. Der Innenraum folgt dem Prinzip des menschlichen Maßstabs, weshalb Proportionen stets auf Nähe, Wärme und Gemeinschaft ausgerichtet sind. Die Auswahl der Beleuchtung, Möbel und Materialien verstärkt ein Gefühl der Ruhe, ohne dekorative Ablenkungen zu schaffen. Obwohl das Gebäude außen monumental wirkt, bleibt jeder Raum innen bewusst reduziert. Die dänische Gestaltung betont das Zusammensein, daher verschiebt sich der Fokus von spektakulären Ausblicken zu echten Familienmomenten. Kochen, Arbeiten, Spielen und Gärtnern werden zu zentralen Tätigkeiten, während die Architektur diese Abläufe unterstützt.

Bunkeren House – Robust, sicher und wartungsarm

Australien ist regelmäßig von Buschfeuern und starken Stürmen betroffen. Daher spielt die Materialwahl bei Bunkeren eine enorme Rolle. Die massiven Betonkörper schützen vor Feuer, Sturm und Feuchtigkeit. Termiten haben hier keine Chance und Schimmel ist praktisch ausgeschlossen. Da außen nichts gestrichen werden muss, reduziert sich der Wartungsaufwand enorm. Diese Robustheit macht das Haus nicht nur sicher, sondern ermöglicht auch eine besondere Rücksichtnahme auf die Landschaft, da die Umgebung ungestört wachsen kann. Die Architektur erlaubt dem Gelände, sich in den kommenden Jahrzehnten stetig auszubreiten. Das Haus profitiert gleichzeitig vom entstandenen Mikroklima.

Licht und Luft trotz Erdverbundenheit

Das größte Risiko eines erdintegrierten Hauses besteht in der Lichtführung. Stockwell löst das Problem durch Oberlichter, Einschnitte und die schwebenden Plattformen, die Licht von oben einfangen. Dadurch wirken die Räume leicht, obwohl sie teilweise im Fels sitzen. Frische Luft kann über die erhöhten Ebenen frei zirkulieren. Innenhöfe und bepflanzte Zonen lassen Natur in die Wohnbereiche hinein. Besonders eindrucksvoll ist der Effekt in Räumen, die eigentlich unterirdisch wirken. Dort entsteht ein unerwartetes Spiel aus Schatten, Pflanzen und natürlicher Helligkeit.

Der spektakulärste Raum: der Keller

Der Keller ist der intensivste Ausdruck der Verbindung zwischen Haus und Standort. Hier bleibt der ursprüngliche Felsen sichtbar und fühlbar. Die rohe Oberfläche trifft auf Beton, Holz und Messing, wodurch eine intime Höhle entsteht, ohne sich bedrückend anzufühlen. Dieser Raum besitzt eine starke emotionale Wirkung, weil er die Geschichte des Ortes sichtbar macht. Der Keller wirkt wie eine Erinnerung daran, dass das Haus nicht alles kontrolliert. Es lebt mit der Natur und nicht gegen sie.

Bunkeren House – Drinnen und draußen verschmelzen

Da Materialien innen wie außen übereinstimmen, verschwimmen die Grenzen zwischen Wohnraum und Umgebung. Türen und Fenster können so geöffnet werden, dass der Tagesverlauf räumlich spürbar wird. Die Morgensonne fällt an einer Stelle ins Haus, die Nachmittagssonne an einer anderen. Windrichtungen bestimmen, welche Flächen geöffnet werden. Dadurch verändert sich die Erfahrung ständig und bleibt dennoch geerdet. Die Architektur will nicht dominieren. Sie begleitet den Alltag, während die Landschaft die eigentliche Hauptrolle spielt.

Fazit

Bunkeren ist mehr als ein gelungenes Wohnhaus. Es ist ein Manifest für eine Architektur, die Verantwortung übernimmt und gleichzeitig Schönheit erzeugt. Das Haus zeigt, dass Beständigkeit und Leichtigkeit nebeneinander existieren können. Der Fels im Keller, das Licht von oben, die Pflanzen auf dem Dach und die menschlichen Proportionen im Inneren schaffen ein Gesamterlebnis, das durch Zeit nur gewinnt. In zwei Jahrzehnten wird Bunkeren tief im Grün verschwunden sein, und genau das gehört zum Konzept. Es ist ein Haus, das bleibt, indem es verschwindet.

Das „Bunkeren House“ in New South Wales:


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[via The Local Project]

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