Brenk Sinatra – „Midnite Ride IV“: Nächtliche G-Funk Eleganz in 17 Akten
Der Wiener Producer Brenk Sinatra bleibt der König der spätabendlichen Klangfahrten. Mit Midnite Ride IV erscheint heute der vierte Teil seiner gefeierten Beatserie – erneut auf Wave Planet Records. Das Album ist nicht bloß eine Fortsetzung, sondern eine Verfeinerung: 17 Tracks, rund 42 Minuten Spielzeit, durchzogen von Wärme, Ruhe, Soul und G-Funk – ein Soundtrack für die Stunden, in denen die Straßen leer und die Gedanken laut sind.
Wer Midnite Ride I–III kennt, weiß, was ihn erwartet – und wird dennoch überrascht. Denn Brenk Sinatra geht nicht den Weg der bloßen Reproduktion. Stattdessen nutzt er vertraute Elemente – analoge Samples, soulige Gitarren, subtile Chords – und kombiniert sie mit noch größerem Gespür für Atmosphäre. Seine Beats wirken weniger wie einzelne Tracks, sondern wie Kapitel einer durchgehenden Story. Alles fließt, alles ist verbunden.
Kein Ort, kein Ziel – nur die Bewegung zählt
Der Titel der Reihe ist Programm. Auch Midnite Ride IV wirkt wie ein nächtlicher Roadtrip ohne klares Ziel, aber mit umso stärkerem Gefühl für die Reise selbst. Der Sound bleibt organisch und cinematisch, mit breiten Klangflächen, lockeren Drums und zarten Dissonanzen. Man spürt Einflüsse aus Soul, G-Funk, Lo-Fi und Southern Rap, doch alles wird durch Brenks Handschrift gebündelt.
Die Tracktitel lassen erahnen, dass hier nicht nur gebastelt, sondern erzählt wird. Brenk malt Stimmungen, keine Szenen. Kein Beat drängt sich auf, jeder bleibt offen für eigene Bilder. Dabei spielt er gekonnt mit Spannungen: zwischen Melancholie und Hoffnung, zwischen Retro-Sample und modernem Knock.
Highlight ohne Lautstärke
Die erste Single „Rain Drop Motel“ mit Wun Two steht stellvertretend für den Albumcharakter: melancholisch, detailverliebt, voller Zurückhaltung. Kein Showpiece, sondern ein Stück Klangpoesie. Ein weiteres Highlight liefert „Still Servin’“ mit Shuko, ein rauer Kopfnicker, der Brenks Sound perfekt ergänzt. Genau diese Qualitäten ziehen sich durchs ganze Album – man findet keine Hooks, keine Drops, keine Hypes. Stattdessen findet man Tiefe, Ruhe und musikalische Intelligenz.
Trotz der stilistischen Nähe zu den Vorgängern wirkt dieser vierte Teil runder und konsequenter. Das liegt nicht an einzelnen Tracks – auch wenn es klare Höhepunkte gibt – sondern an der Kohärenz der gesamten Produktion. Midnite Ride IV hat einen dramaturgischen Bogen. Es beginnt leise, nimmt Fahrt auf, wird stellenweise dunkel und endet in stiller Auflösung.
Kein Album – ein Zustand
Was Brenk Sinatra hier liefert, ist weniger ein klassisches Beat-Tape als ein Zustand. Wer sich darauf einlässt, fährt mit – nicht nach irgendwo, sondern ins Innen. In einer Zeit voller künstlicher Lautstärke wirkt dieses Album wie ein nächtlicher Spaziergang ohne Handy, ohne Ziel, ohne Druck. Einfach nur Sound, Luft und das Gefühl, dass alles für einen Moment passt.
Auch im vierten Teil bleibt Brenk seiner Linie treu – und das ist ein Kompliment. Denn selten klingt musikalische Sturheit so einladend und weich. Midnite Ride IV ist kein Comeback, kein Statement, kein Hitversuch. Es ist einfach das, was Brenk Sinatra am besten kann: Musik für Menschen, die nachts wach sind.