Apollo Brown & Bronze Nazareth – Funeral For A Dream: Wenn ein Traum zu Grabe getragen wird
Fast vier Jahrzehnte dauert die Geschichte, die hinter diesem Album steht. Apollo Brown und Bronze Nazareth kennen sich, seit sie Teenager waren. Beide stammen aus Detroit, beide eint der Hunger nach Authentizität, nach Ausdruck, nach Ehrlichkeit. Doch obwohl sie sich musikalisch längst als Schwergewichte etablierten, gingen sie zunächst getrennte Wege. Jetzt aber vereinen sie ihre Talente – und liefern mit Funeral For A Dream ein Statement voller Tiefgang, Tragik und technischer Brillanz.
Bronze Nazareth am Mic: Der unterschätzte Doppelbedrohung
Eigentlich kennt man Bronze Nazareth vor allem als Produzenten. Doch hier kehrt er ans Mikro zurück – und wie. Vom ersten Track an rappt er mit einer Präsenz, die ihresgleichen sucht. Seine Stimme wirkt geschult an der Straße, geschärft durch Erfahrung, getragen von Vision. Bronze ist kein Rapper, der nur reimt. Er malt mit Worten, erschafft Bilder, in denen man förmlich versinkt. Seine Texte sind persönlich und politisch, spirituell und greifbar – oft alles gleichzeitig.
In Banshee Walk etwa wirkt er wie ein Dozent in Sachen Realness. Jeder Reim sitzt. Jeder Vers scheint ein Destillat aus Erfahrung und Perspektive. Und wenn er dann auf Magic zusammen mit Eddie Kaine auf dem Beat steht, brennt das Mikrofon. Die Energie ist roh, der Hunger spürbar. Besonders Kaine bringt eine unnachgiebige Intensität mit, die dem Track ikonisches Potenzial verleiht.
Apollo Brown: Detailverliebt, cineastisch, kompromisslos
Apollo Brown liefert den Soundtrack zu diesem Requiem – und der ist grandios. Wie ein Filmkomponist für urbane Tragödien erschafft er Klanglandschaften, die zwischen Nostalgie und Cinemascope oszillieren. Tracks wie Next Dream erinnern an alte Vinylaufnahmen, komplett mit Knistergeräuschen, gezupften Gitarren und leisen Klavierakkorden.
Auf Enough Lord dominieren seidig-leichte Streichereinlagen, akzentuiert von knochentrockenen Drums und loopartigen Vocal-Samples. Es ist ein Soundbild, das gleichzeitig an Marvin Gaye und Wu-Tang erinnert – ein schmaler Grat, den Apollo Brown scheinbar mühelos meistert.
Hervorzuheben ist Lavender, vermutlich das Herzstück des Albums. Hier treffen hypnotische Horn-Samples auf Basslines, die wie Herzschläge wirken. Brown komponiert nicht einfach Beats – er erschafft Atmosphären.
Apollo Brown x Bronze Nazareth – Gastbeiträge mit Wucht
Neben Eddie Kaine brilliert vor allem Love Jones. In Lavender liefert er ein derart intensives Feature ab, dass man sich fragt, warum sein Name nicht längst bekannter ist. Seine Performance ist emotional, technisch versiert und in perfekter Harmonie mit der dichten Produktion.
Ein musikalisches Vermächtnis
Funeral For A Dream ist kein gewöhnliches Kollabo-Projekt. Es ist ein Album, das aus Freundschaft und Geschichte entstanden ist. Aus dem Bedürfnis heraus, etwas Bleibendes zu schaffen – bevor es zu spät ist. Es klingt wie ein Abschied, fühlt sich aber an wie ein Neuanfang.
Apollo Brown und Bronze Nazareth zeigen hier, dass Träume nicht nur gelebt, sondern auch kunstvoll zu Grabe getragen werden können. Mit Stolz, Pathos und der Gewissheit: Es war nie vergebens. Eine Viny bekommt ihr hier.