Chance The Rapper – „STAR LINE“: Ein strahlendes Comeback

Chance The Rapper Star Line

Chance The Rapper meldet sich zurück – und wie: Mit STAR LINE veröffentlicht der Chicagoer Wortakrobat sein erstes Album seit 2019. Sechs Jahre hat es gedauert, bis er wieder ein komplettes Werk ablieferte. In dieser Zeit zweifelten viele, ob seine Karriere womöglich schon ihren Höhepunkt überschritten hatte. Doch anstatt zu verblassen, tritt Chance 2025 stärker auf denn je.

Vom Scheitern zur Wiederauferstehung

Als 2019 The Big Day erschien, war die Enttäuschung groß. Das Album wirkte konfus, zu überladen und schien den magischen Funken von Acid Rap oder Coloring Book verloren zu haben. Viele Fans hielten es für das Symbol seines Niedergangs. Mit STAR LINE gelingt nun die vollständige Kehrtwende. Chance The Rapper präsentiert sich reflektiert, hungrig und gleichzeitig gereift. Schon nach den ersten Songs wird klar: Hier tritt kein nostalgischer Veteran an, sondern ein Künstler, der bereit ist, sein eigenes Narrativ neu zu schreiben.

Chance The Rapper x Star Line – Soul, Jazz und politisches Gewicht

Besonders eindrucksvoll ist das Zusammenspiel mit Jamila Woods auf No More Old Men. Über ein jazziges, warmes Instrumental entfalten beide eine Poesie voller Seele. Direkt danach setzt The Negro Problem einen radikalen Akzent. Chance seziert darin die Black-American-Erfahrung, verknüpft historische Wunden mit gegenwärtiger Realität und verleiht seiner Stimme politische Schärfe. Diese Mischung aus introspektiver Lyrik und gesellschaftlichem Kommentar ist eine der großen Stärken des Albums.

Die Rückkehr der Chicago-Connection

Chance vergisst jedoch nicht, wo er herkommt. Auf Back To The Go trifft er auf seinen langjährigen Weggefährten Vic Mensa. Der Track knallt mit Energie und wirkt wie eine Hommage an die eigene Stadt. Mit Joey Bada$$ gelingt auf The Highs & The Lows ein weiterer Höhepunkt: butterweiche Golden-Age-Funk-Vibes treffen auf selbstbewusste Verse, die trotz aller Leichtigkeit tiefgründig wirken.

Länge und Vielfalt als Stärke

Mit 17 Tracks und knapp 80 Minuten ist STAR LINE ein umfangreiches Werk. Nicht jeder Song zündet gleich stark – Tree mit Lil Wayne etwa wirkt behäbig und uninspiriert. Doch diese wenigen Schwächen gehen im Gesamterlebnis unter. Vielmehr überzeugt die Bandbreite: vom Spoken-Word-Stück Letters über das sphärische Speed Of Light bis hin zu Pretty, das zwischen rauer Direktheit und verführerischer Eleganz pendelt.

Chance The Rapper x Star Line – Glanzlichter im Schlussspurt

Besonders im letzten Drittel zeigt Chance seine ganze Klasse. Just A Drop glänzt mit pointiertem Wortspiel, unterstützt von Jay Electronicas präziser Produktion. Und wenn schließlich Jazmine Sullivan mit ihren samtigen R&B-Linien das Finale gestaltet, erreicht STAR LINE eine emotionale Dimension, die dem Album einen würdigen Abschluss verleiht. Diese Songs machen deutlich: Chance hat seine Stimme wiedergefunden – und sie klingt stärker, klarer und fokussierter als zuvor.

Ein gereifter Künstler mit neuer Strahlkraft

Die größte Überraschung liegt vielleicht darin, dass STAR LINE nicht versucht, die Vergangenheit zu kopieren. Zwar blitzt der jugendliche Esprit von Acid Rap immer wieder auf, doch das Album trägt die Handschrift eines Künstlers, der älter und weiser geworden ist. Chance reflektiert über Identität, Verantwortung und Zeit, ohne den spielerischen Charme seiner frühen Werke zu verlieren. Die Balance zwischen Reife und Kreativität gelingt hier meisterhaft.

Fazit: Ein Stern, der heller brennt als zuvor

„What happens when a star doesn’t burn?“ fragt Chance an einer Stelle des Albums. STAR LINE liefert die Antwort: Der Stern verglüht nicht, er explodiert in neuer Intensität. Mit diesem Werk reiht sich Chance nicht nur wieder in die Liga der relevanten Stimmen des Hip-Hop ein, er setzt auch ein starkes künstlerisches Ausrufezeichen. Für Fans ist es ein Fest, für Skeptiker ein Weckruf. Chance The Rapper ist zurück – und sein Licht strahlt weit.

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