Der Schanker und die Birne

Nun war es Anfang der Neunziger nicht unbedingt so, dass MC Winkels Vadder sein Sohn plus Gefolgschaft überall gern gesehener Gast war. Mal abgesehen von den diversen Lokalen, die inzwischen ein Hausverbot gegen eines der Mitglieder meiner damaligen Prollpoppercrew (oder eben: mich) ausgesprochen hatten; auch bei dem ein oder anderen Gleichgesinnten eilte unser Ruf voraus. Nicht selten bekam man im Vorfelde einer Party also zu hören, dass “Jeder, bis auf die Prollpopper um Herrn Winkseln herum!” kömmen dürfe. Was Verkleidungen betraf, waren wir aber recht flexibel.

Der Gastgeber war der Sohn mittelreicher Architekten aus einem Vorort Kiels. Partys in freistehenden Häusern waren schon immer meine Lieblingsdisziplin. Hier scherte sich selten einer um die Lautstärke und aufgrund der großzügigen Spielfläche waren entsprechend viele Menschen vor Ort. Das wiederum hatte zur Folge, dass bei 100+ Gästen nicht unbedingt Jeder unsere Gesichter (getarnt oder nicht) kennen würde und wir irgendwie schon reinkommen würden. Und selbst bei einem Mädchenanteil von 30% (bei den damaligen Parties so üblich, fragt mich nicht) hätten wir die besten Chancen, schließlich sahen wir super aus. Das stimmte natürlich nicht, außer uns sahen das Wenige ähnlich, aber ein großes Ego reichte oft.

Auf der Party angekommen knüpften wir auch sofort Kontakt zu den jungen Damen, deren Anteil wir nach ersten Observationsrundläufen auf 40/45% schätzten. Immerhin. Und Kathrin sah zudem recht berückend aus, weshalb ich mich mit 2 Pappbechern dieser sangriösen Pillerbowle zu ihr gesellte. “Und was trinkst Du?”. Ja, ich weiß. Aber 1992 war das noch originell. “Du, man erzählt sich, dieser Winkel und seine Prollfreunde würden nachher noch kommen!?”, erklärte mir Kathrin großäugig. “Ist das so? Aber sind das nicht Popper?”. “Neee, das sind ganz primitive Spinner. Vor allem dieser Winkel!”. “Tatsächlich!? Aber der sieht doch recht smart aus, oder?”. “Quatsch – der hält sich für den Oberdandy; dabei ist das der größte Spacken von Allen!”. Innerlich überlegte ich bereits, womit ich mich belohnen würde, wenn ich hier noch scoren könnte. Toll wäre es zum Beispiel, wenn ich meinen Namen für jedermann sichtbar auf den Ring des Saturnes projezieren würde. Dazu müsste ich zunächst jedoch mit meiner Bank sprechen.

“Aber Spacken sind doch toll?!”, antwortete ich mit einer Selbstverständlichkeit wie ein Weicher Schanker bei alleinreisenden Ü40-Touristinnen nach einem Karibikurlaub. “Findest Du?!”. “Na klar, Nichtspacken heiraten mit 25, bausparen und hören Phil Collins!” reduzierte ich die Armseligkeit Mentalität des Durchschnittsdeutschen auf 11 Worte. Kathrin staunte. Zehn Minuten und fünf Bimnsenweisheiten später knutschen wir und nach weiteren zehn Minuten lagen wir im Bett der nichtanwesenden Schwester des Gastgebers. Was mich betrifft, fand ich den Besuch der vaginalpopulären Tante Rosa zwar nie begrüßenswert, aber mein Gott. Doch als ich sah, wie Kathrin ihren hellblau bebändelten Wattestumpen in ein Heft der Asterix-Premium-Comicedition klemmte, um dieses später zurück in den Bettasten zu legen, sollte sich das ändern. “Du hast jetzt nicht…”. “Doch. Ich bin auch ein Spacken.”.

Das mit dem Saturnring klappte übrigens nicht. Die Birne des ausbildungsstättischen Overheadprojektors war zu schwach, ich hab’ alles probiert.

Kommentare

29 Antworten zu “Der Schanker und die Birne”

  1. RonniMcWonni sagt:

    FRÜHSTÜCKSWARNUNG vergessen MC … Ihre armen Leser bei Kirschjoghurt und Konfitüre heute früh. Und darauf ‘ne Graugans zum desinfizieren. Wollen Sie auch eine, MC? ;-)

  2. Westpfalz-Johnny sagt:

    Die Veranstaltung stelle ich mir so ein bisschen wie diese Party aus “Eine Familie zum Knutschen vor”….

  3. wuschig sagt:

    Bei allerlei feinen Umschwurbelungen bleibt am Ende doch ein:
    Hä?

  4. Aquii sagt:

    Winkelsen, wann kommt endlich ihr komplettes Verzeichnis über alle zu besuchenden Zimmer in Kiel? Wenns dann geht bitte mit Bild und genauer Adressangabe (inkl. Stockwerk). Sie können ja auch mal etwas für die jüngeren Kieltouristen tun.

  5. Andreas sagt:

    Danke MC, ich schütte mal eben meinen Hagebuttentee weg…
    Tante Rosa *kopfschüttel* lol

  6. Kiki sagt:

    Nur Spacken kaufen Asterix in der Premiumedition. Da haben sich dann ja zwei gefunden.

  7. BOAH!!! neeeeeeee *lol*

  8. Die Muräne sagt:

    Suche immer noch die Birne in dieser Geschichte…

    Meinten Sie damit diese Kathrin?? Einmeterfünfzig auf Einmeterfünfzig auf Einmeterfünfzig… und das andere Bein auch… ?

    naja, ist wohl noch zu früh. Aber guter Scorepunkt. Macht immer Spass aus erster Hand zu hören, dass die Leute Angst vor einem haben.

  9. Also Herr W., sie hatten es aber nötig und waren sich wohl für nichts zu schade?

  10. Scholli sagt:

    Nee, wat fies, Herr Winkel. Aber wie ein alter Freund zu sagen pflegte: Ein guter Kapitän sticht auch ins rote Meer.*Ekelmodus aus*
    Fies, echt. Schämen Sie sich. ;-)

  11. danimateur sagt:

    augen zu und durch, schluss aus und vorbei…..

    ihre anonymität noch aufgeflogen?

    herzlich, danimateur

  12. Die DiVa sagt:

    Also auf meinen 09er Homeparties, werter Herr Winkelsen, hätten Sie sich mit den anderen Spacken um Papas Wasserbett und Mirjam prügeln dürfen, die durfte nämlich jeder!

    Herzlichst und spackig
    Ihre DiVa

  13. Jörn sagt:

    @ Scholli:

    Vollste Zustimmung. Obwohl: In der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen…

  14. schneck08 sagt:

    phil collins und rhavi shanker. typisch mittelreiche rosa randarchitekten. gabs da auch einen swimmingpool mit elektrohaube im garten?

  15. steuertusse sagt:

    der winkelson bekommt sie alle

    harharhar

  16. MC Winkel sagt:

    @RonniMcWonni: Ja, geben Sie mal sicherheitshalber her! :)
    @Westpfalz-Johnny: Dann aber ohne Peggy, bitte!
    @wuschig: Dann haben Sie’s ja verstanden; gut!
    @Aquii: Wird Pfingsten 2020 veröffentlicht!
    @Andreas: Grüner Tee ist eh gesünder! :)
    @Uwe: Selber!
    @Kiki: NANANA, das war doch die Schwester! Und die war alles, nur nicht spackig! Selbst schuld.
    @little-wombat: Was?
    @Die Muräne: Na, der Overheadprojektor!
    @Lenny_und_Karl: Wenn man so will!
    @Scholli: Wofür? Ich hab doch gar nichts gemacht! Oder wo steht was Anderes?!?
    @danimateur: Dazu ein anderes Mal mehr! ;)
    @Die DiVa: Ging auch eine Kombination aus beidem?!
    @Jörn: Hö?
    @Frau Ährenwort: Ja bitte?
    @schneck08: Nur so einen künstlichen See. Aber ohne Kois.
    @steuertusse: Man könnte denken, Du liest erst seit 7 tagen hier. Sonst wüsstest Du, dass ich eher eine schlechte Quote vorzuweisen habe. Nä.

  17. Die Muräne sagt:

    Ach klar, die Lampe! Und ich denk immer an Gemüse. Sorry.

  18. steuertusse sagt:

    sie kennen wohl mein harharhar nicht^^

    hehe

  19. war die alte echt so stressfrei bzw. schamlos? außerdem heißt das nicht WAS?, sondern HÄÄHHH?? ;-)

  20. fimbultyr sagt:

    Sind denn alle hier aus Zucker? Ich zähle Blut eher zu den unekligeren Körperflüssigkeiten. Und Asterix ist eh doof.

  21. Stoeps sagt:

    Erinnert mich irgendwie an die verklebten Seiten eines Playboys, die ich damals mal bei einem Kollegen gefunde hatte. Aber ein Hagebuttenteebeutel war das nicht!

  22. Stella sagt:

    MMM
    Herr Winkel, ich glaube” ich “, bin hier erst seit 7 Tagen!

    Ich mußte zweimal lesen, um zu checken wer Tante Rosa ist, und was der Wattebausch in Ihrer Geschichte verloren hat… GRÖHL…

    HerzLich…)T(… gesund zurück von der Jagd!

  23. RonniMcWonni sagt:

    aus meiner letzten graugans wurde leider ein graureiher aber daran kann auch das letzte holsten davor schuld gewesen sein … einladung zur graugans – wahlweise – passend zum post – bionade holunder steht. sagen sie bescheid, wenn sie das nächste mal in berlin sind …

  24. UI UI UI, das kommt mir irgendwie alles bekannt vor. Wenn man am Montag in der Schule erzählt hat, dass man die Inka rumgekriegt hat war man auch der Held. Hätte man gesagt, dass man mit der Tanja geknutscht hätte, hätten die anderen nur gerufen: laaangweilig!

  25. Tapedeck sagt:

    Wie war das? In der Regel hatten die Wikinger rote Bärte?

  26. westernworld sagt:

    darauf einen doppelten ersatzflüßigkeit …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert