Meine mentale Twilight-Zone
Selten habe ich mir so tief in den Arsch gebissen wie aktuell, bei der Erinnerung an ein Telefongespräch aus dem November 2005 mit dem Verkäufer meiner Wohnung. Es ging seinerzeit um die Option, für einen Aufschlag von 2.000€ eine der sieben Garagen hier im Haus zu kaufen. Ich hatte keine Ahnung, wofür ich die jemals brauchen sollte, auf dem Hof waren schon immer genug Parkplätze. Mein Kurzzeitgedächtnis habe ich mit Alkohol über die Jahre so ausnivelliert, dass ich mich immer an die letzten 24 Monate erinnere, die Monate 25-60 fehlen dann übergangsweise (rutschen aber sukzessive nach) und ab Monat 61 übernimmt das Langzeitgedächtnis. Ganz geil, aber versucht es gar nicht erst, das kann nur ich.
Es muss also 2005 so gewesen sein, dass ich die Winter der Jahre 2003+2004 als so harmlos einstufte, dass ich ganz bestimmt niemals eine eigene Garage hätte haben müssen. Genau kann ich das aber nicht mehr sagen, diese Jahre befinden sich ja inzwischen in meiner mentalen Twilight-Zone, gut aufgepasst. Aber jetzt stehe ich seit Wochen, genau wie den Großteil des letzten (ebenso verschissenen) Winters, auf dem Hof-Parkplatz und schiebe Schnee. Also, weitestgehend. Ich habe ja keinen eigenen Schneeschieber, derzeit auch in ganz Kiel nicht erältlich (I doublechecked!) und die aus dem Gemeinschaftsraum sind verschwunden. Hatte diesbezüglich bereits die Hausverwaltung informiert, aber die Tante ruft eh nie zurück. Drei Mal erfolglos auf’s Band gesprochen – werde wohl wieder die Nebenkosten kürzen müssen.
Eigentlich aber auch egal, ich befürchte nämlich, auch mit Schneeschieber nicht Schnee zu schieben. Ich kratze ja auch nicht, ich schütte. Warmes Wasser, ist doch klar, alles Andere wäre Pro-Aging für die Hände, bin doch nicht bescheuert. Dennoch fühle ich mich immer sehr gedemütigt, wenn die Nachbarn mich vom Fenster aus beobachten, was hier leider bei jedem zweiten Haushalt der Fall ist. Zu 50% weil ich prominent bin, zu 40% weil ich so super aussehe; zu 10% aber auch aus Missgunst! Und eine noch größere Demütigung ist es, wenn die Garagenbesitzer ausparken, während ich kratze schiebe schütte. Aber nichts zu machen, die Garagen sind alle verkauft, dann schütte ich bis Ende April halt noch. Freue mich schon auf den Januar 2013, da weiß ich dann wenigstens nichts mehr von diesem schlimmsten Dezember seit Menschengedenken. Ich hasse den Winter.
Ich würd mit dem warmen Wasser ein wenig aufpassen. Irgendwann macht eine der Scheiben nicht mehr mit, wegen den Materialspannungen und so.
Darf ich mitleiden? Hier auf’m Dörpen, wo ich wohne, habe ich eine Garage angemietet, direkt hinterm Haus – 60 € im Monat, und das ist eigentlich Wucher für den Standort. Für Hamburg Winterhude okay, aber für ein einsames Bergisches Kaff 35 km vor Köln? Geschenkt!
Nun aber der Hammer: Darin ist kein Winterdienst enthalten, und da die Garagen neben mir nur von Rentnern gemietet werden, die eh im Winter nicht vor die Türe gehen, und von Leuten, die diese nur als Kellerersatz nutzen, bin ich als Einziger, der pro Winterräumdienst ist, in der Minderheit – müsste also die paar Riesen pro Jahr für den Räumungsdienst alleine tragen.
Was habe ich in diesem Winter schon geschaufelt – das geht auf keine Kuhhaut! Da kann ich mein Auto auch gleich bei einem Bauern in die Scheune stellen, der dankbar ist, wenn ich ihm 10 € pro Monat dafür in die Hand drücke. :-/
Also ich habe die 2000 Euro ja in eine Standheizung investiert und davon noch nicht einen Cent bereut! ;)
Der große Vorteil gegenüber der Garage: die Standheizung ist da wo mein Auto ist und funktioniert auch auf dem Kino-Parkplatz oder sowas.
Also wenn sich das vor dem Auswandern noch lohnt, denk mal drüber nach.
garage wird überbewertet. ich hab auch eine, aber hast du mein auto mal dadrin gesehen?wie auch. die ist randvoll mit krams. also: auch hier kratzen. langsam kann ich dich verstehen. wenn das bis märz so weitergeht, ess ich nen sack reißzwecken
achwas… kurz nach dem aufstehn runter gehn und heizung an machen. Dann frühstück, dusche usw. Wenn man runter kommt is alles paletti.
Lösungsvorschlag an MC Winkel: Extensiv Taxi fahren!! immer gut beheizt, top integrierte Fahrer die allseits bestens über die Straßenverhältnisse informiert sind um einen schnell und sicher von A) nach B) zu bringen und wenn man erstmal City-Taxi-Kiel Premium Kunde ist, auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen absolut pünklich und zuverlässig an Ort und Stelle. ;-)
Hausverwalter! Alle gleich unfähig.
Ich kehre ja mein Auto nur noch ab und gebe nachher solange Vollgas bis ich auch aus dem Schneehaufen raus bin. Schippen ist was für den Winterdienst!
Durchhalten, meine Herren!
na mensch siehste man lernt nie aus
aber ne garage ist doch immer wichtig
das war das erste was ich dem vermieter gesagt hab
wir ziehen hier nur ein mit die garasche digger
und er so – is klar ich mach mal ne räumungsklage da zahlt eh einer
nicht die miete dafür
super jetzt steht da halt auch mein schönes neues quad drin
was ohne garasch nie was geworden wäre
Vielleicht hilft es ja schon, mal nicht mit nacktem Oberkörper das Wasser zum Auto zu tragen. Ich weiß, dann hast du 40% weniger Publikum, aber glaub mir, es ist auch wesentlich wärmer.
Wenigstens ein Parkplatz auf dem Hof, davon würd ich hier nur Träumen. Und kein Winterdienst, der deine Karre zusätzlich mit meterhohen Schneebergen vollschiebt.
Das mit dem heißen Wasser würd ich auch nicht empfehlen. Wie wäre es denn mit (extra dicken) Handschuhen aus dem Lupscows-Sortiment?
Ohh da ist mein Tiefgarage (direkt unterm Haus, 12 Stehplätze, viel zu klein) doch ein Traum. Zwar sind es auch nur 0-2 grad unten drin aber Schnee kommt nicht rein.
Schieben ist doch was für die Rentner die den ganzen Tag am Fenster stehen und den Winkelsen beim Auto frei machen beobachten.
Vorschlag geh doch einfach mal zu irgendeinem Renter aus deinem Haus und sag Ihm 20 Euro wenn dein Auto jeden Tag Morgen und Nachmittags frei gemacht wird (Weg und so incl.)
Ach so und den Scheiß Winter hasse ich auch, am Mittwoch schön mit ner Eisscholle auf der Autobahn die Dieselleitung abgerissen… NAJA
Hallo!
Wirklich anschaulich geschriebener Artikel!
Wie wäre es denn, wenn Du eine Veränderung vornimmst und den Standort wechselst? Vielleicht wäre ein Umzug die Lösung?