Auskochen

Machen wir uns doch nichts vor: in Sachen Onanie-Aushilfsequiment haben wir Typen es wirklich Lichtjahre schwerer als Tanten. Für die gibt es jede Menge sinnvoller Instrumentarien, das Erfolgreichste hierbei sicherlich: der Vibrator. Die Alternativen für den Herren sind erbärmlich – ich behaupte hier aber nicht einfach nur herum, liebe Freunde, Ihr wisst ja: wenn ich was sage, hat das auch Substanz! Daher liefere ich Euch heute mal einen Erfahrungsbericht aus einer Zeit, lange vor dem Internet.

Da hatte Michael, mit 17 immerhin zwei Jahre älter, nämlich eine großartige Idee: wir Jungs aus der Nachbarschaft legen zusammen und kaufen uns in einem Erotik-Fachhandel eine aufblasbare Gummipuppe, die man dann quasi im wöchentlichen Wechsel übergibt. Nun hatte ich bereits mit 15 meine ersten, ästhetischen Bedenken. „Aber ist das nicht so, als würde man einer Luftmatratze in die Nackenfalte bimsen?“. Schulterzucken. „Ach was, die sind eins zu eins nachgebaut, haben sogar Haare.“. „Und wie reinigt man die?“. „Reinigen?“. Ich war raus.

Zwei Monate lang reichte man diese Schlauchtante herum, dann merkte man selbst, dass sowas wie ein Auffangbehälter nicht immer ein überflüssge Utensil sein muss. „Du hattest recht, Lil‘ MC, die fing nach 2 Wochen schon an zu stinken. Gero hat noch versucht, sie bei 60° in der Waschmaschine zu säubern – den Schleudergang hat sie aber nicht überlebt.“. Die hatten das tatsächlich durchgezogen, untopbar! Dachte ich, bis die nächste Idee kam. „Und jetzt sparen wir auf eine Gummi-Vagina!“, man hielt mir den Versandhauskatalog unter die Nase, „die hier!“. Abgebildet war ein rosafarbenes Stück Hackball, immerhin mit Auffangbehältnis. „Und wie, wie soll man damit…“, „Nun stell dich doch nicht so doof an. Couchritze, Heizung, Schranktür – da gibt es doch Tausende von Installationsmöglichkeiten.“. Ach so. „Und der Behälter, wie leert man“, „AUSKOCHEN, Lil‘ MC, auskochen!“. Ich nickte. Und ich legte 10 Mark in die Mitte, Oma sagte noch „für Kaugummis“, aber wenn ich diesmal erneut passen würde, kämen nur wieder schlimme Gerüchte auf; Gruppenzwang my ass.

Keine zwei Wochen später erreichte die Lieferung Michael. Seinen Eltern erzählte er, er habe Schildkrötenfutter bestellt, zum Glück lieferte Uhse schon damals diskret. Als Initiator der Aktion durfte er dann auch als erstes dingsen. Ein Woche behielt er die Kautschukform, dann durfte Gero und nach Andreas sollte ich sie dann nun auch endlich mal testen dürfen. „Aber auskochen, nä!“.

Frisch gereinig bekam ich die Kunstfuge dann an einem Mittwoch. Und auch wenn Alles so schön nach Perwoll roch: ich kochte erneut aus. Dazu schnappte ich mir Mudderns größten Kochtopf (am Tag drauf gab’s Rübenmus, ging eigentlich), ein paar Esslöffel Persil und rührte dann ca. 20 Minuten herum; im Uhrzeigersinn, aber auch mal entgegengesetzt. Zum Live-Test nur das Eine: ich probierte zunächst die Sache mit der Couch, fühlte mich dabei allerdings wie ein Epilepsie-kranker Biathlet mit Schaumstofffetisch und an der Heizung verletzte ich mir den Knöchel. Als ich die Plastikscharte dann vor der Übergabe erneut auskochte, vergass ich den Topf mit dem Waschmittel zu entsorgen. Ich erzählte dann irgendwas von Kaugummi in der Jeans, schickte den Wanderpokal erneut ins Rennen und war gar nicht so unglücklich, dass wir in eine neue Nachbarschaft zogen. Dort spielten die Jungs mit dem C64, was irgendwie noch viel kranker war.
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[Und: I feel bad for Michaels Schildkröte, möcht‘ nicht wissen…]

Kommentare

28 Antworten zu “Auskochen”

  1. Patrick sagt:

    Kaugummis für 10€!?

  2. Schlesi sagt:

    Jetzt… werd ich erstmal keinen Hunger mehr auf Rübenmus haben. Das ja BÄH! *schüttel*
    Damals ging der Gruppenzwang um soetwas, heute sind es andere Dinge. Irgendwas muss ich in meiner Jugend verpasst haben…

  3. honki sagt:

    Ne das is eklig. Frauen im Freundeskreis rumreichen is ja schon Einstellungssache, aber das is mir bissl zu übel. Wars denn wenigstens ein Fleshlight?

  4. fogl sagt:

    Meine Fresse, also da scheine ich ja in besseren Gegenden aufgewachsen zu sein *pfui*

    Nichts dagegen wenn man sowas ausprobiert oder für sich entdeckt, aber in der Gruppe weitergeben? Nene.

    ABER wie immer sehr unterhaltam formuliert;)

  5. Polly Oliver sagt:

    Sehen Sie mal, bei uns wurde nur das Kamasutrabuch rum gereicht, dass ein Kumpel irgendwann mal zum Geburtstag geschenkt gekriegt hat. Das musste man zum Glück nicht auskochen. Am amüsantesten waren die Stellungen, bei denen dabei stand: “ Diese Stellung ist nur für erfahrene Yogaschüler zu empfehlen.“
    Meine Mutter hat es dann sogar bei mir gefunden, fand das Ganze dann aber eher amüsant als irgendwas anderes.

  6. Robby sagt:

    Ich sehe, ich habe in meiner Jugend etwas verpasst – NICHT! Was für ein Glück, dass ich mich damals schon klar positioniert habe und dazu stand, nicht wie alle anderen wahllos rumzuhuren.

    Das kann ich heute immer noch. Also mich klar positionieren, falls nötig :D

  7. Ja lieber Emser,
    so hat wohl jeder seine Erfahrungen gemacht, schade das es bei dir so romantisch war ;)

  8. San sagt:

    …und wenn sie nicht zerfallen ist, macht sie heute noch die Runde!

  9. MHW sagt:

    Dickerchen,hör auf! Ich kenne die story doch. Die Gummi-Vagina habt ihr im Gebüsch gefunden, das weiß ich ganz genau! :)
    Rübenmus schmeckt erstklassig.

  10. Nizha sagt:

    Durch die Rüttelspiele Summergames und Wintergames (oder auch Sexgames) auf dem C64, die man nur durch „Button mashing“ gewinnen konnte, hat Mann doch erst gelernt wie man ohne Hilfsmittel ganz gut durchs Leben kommt.

  11. feronia sagt:

    Beabsichtigte, vor Weihnachten nichts mehr zu essen, Gewicht halten über die Feiertage und so. Geht das klar, einfach jeden Tag so etwas zu veröffentlichen?

  12. Haha….Rübenmus, ich schmeiss mich weg. Super-Zeug übrigens, die Story kann mir den sofort aufkommenden Appetit darauf gar nicht verderben ;)

  13. Gürtel sagt:

    …sei froh, dass die Kumpels Dir nur den Uhse Katalog unter die Nase gehalten haben

  14. singhiozzo sagt:

    „wie ein Epilepsie-kranker Biathlet mit Schaumstofffetisch“ – trifft exakt das Bild, was sich unweigerlich gerade vor meinem geistigen Auge formt!

  15. Ich hätte jetzt eigentlich ein Vlog erwartet. Aber is glaub besser so.

  16. ichnicht sagt:

    Und das les ich zum Frühstück. :-)
    Frag mich grad, wie es weitergegangen währe.

  17. Sebastian sagt:

    Fällt unter die Rubrik „Dinge die ich nie von MC Winkel wissen wollte“ … ;)

  18. Was soll ich sagen? Ich versuchs mal mit: „How you like, Dings“! :-)

  19. Erdge Schoss sagt:

    Fast zwei Wochen, werter Herr Winkelsen?

    In der Zeit hätten Sie 20mal die Strecke
    Kiel-Flensburg runterreiten können auf dem Mofa!

    Herzlich
    Ihr Schoss

  20. Hans Moser sagt:

    Muss grad an die Teresa Orlowski – Heftchen mit den zusammengeklebten Seiten denken. Igitt, ist das alles eklig ;)

  21. Yaab sagt:

    wieder eine einmalige geschichte! vielen dank, dass du meinen abend versüßt hast! ^^

  22. setann sagt:

    schon immer unterbrach ich und beendete jedes „vibratorenaustauschgespräch“ unter frauen mit dem satz: „wenn es jemals soweit kommt bei mir, dass ich mir so ein teil zulege, dann ist doch wohl alles aus! und ausserdem kommt mir kein plastik ins haus, das geht gar nicht.wo kommen wir denn dahin?“
    nun gibt es die dinger mittlerweile aus holz (mit dem großen hinweis: splitterfrei! yeah!) da gehen einem doch die argumente aus…
    ob man holzwürmer auch auskochen kann?

  23. typkes sagt:

    Aber das Spektakulärste ist dennoch, dass Muddern Dich nicht bei der Benutzung des Utensils erwischte – das kann nicht jeder Jung von sich behaupten ;-)

  24. Loverk89 sagt:

    Das erinnert mich an meine Jugend :) Aber sowas hab ich nie gemacht :)
    Schaumstofffetisch

  25. Alter, ich wusste ja während der Einleitung schon dass ich das eigentlich garnicht wissen will, aber manchmal muss ein Mann halt tun was ein Mann tun muss. Und ich kenne jetzt endlich den wahren Grund wieso meine Eltern mir mit 12 den C64 schenkten… :-P

  26. die_schottin sagt:

    Endlich mal wieder ein echter Winkel-Beitrag. Dennoch sehr eklig, wenn man eine so wunderbare Phantasie hat wie ich. Kommt Herr Pess morgen bei mir vorbei, schick ich Dir die Creme-Rechnung! Ich kenne übrigens eine arme Seele, die solch eine Puppe zu seinem 21. Geburtstag von seinem Vater und seinem Onkel geschenkt bekam. Das ist wahrlich traurig.

  27. Emser, klassischer Fall von TMI!

    @DAS_STROMKOPF: Uih, da war ich mit nem Commodore Plus4 ja richtig frühreif …

  28. Stephan sagt:

    Geile Story, habe mich beim Lesen fast kaputt gelacht^^

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