Wie weiß ich, ob mein Baby schwerhörig ist?
Hörverlust kann beide Ohren oder nur ein Ohr betreffen und unterschiedlich stark ausfallen, von der Hörminderung bis zur Gehörlosigkeit, also dem vollständigen Ausfall des Hörsinnes. In manchen Fällen vollzieht sich die Hörbeeinträchtigung als schleichender Prozess. In diesem Artikel geht es um Schwerhörigkeit bei Babys und darum, wie Eltern mögliche Hörstörungen erkennen können.
Ist Schwerhörigkeit angeboren? Die Zahlen und Fakten
In fünfzig bis sechzig Prozent der Fälle ist Schwerhörigkeit bei Neugeborenen erblich veranlagt. Teilweise liegt das an Genveränderungen in der Familie. Eine GJB2-Mutation ist in zwei Fünftel der Fälle für Hörbeeinträchtigungen bei Babys verantwortlich. Das Gen GJB2 kodiert für das Protein Connexin 26, das in der Cochlea eine wichtige Rolle für das Hörvermögen spielt. Bei einer Mutation ist die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Signale und deren Weiterleitung an das Gehirn gestört.
In einem Viertel der Fälle wird die Schwerhörigkeit durch andere Faktoren bedingt, wie beispielsweise Schwierigkeiten bei der Geburt oder eine Infektionserkrankung der Mutter während der Schwangerschaft. Auch Medikamente können sich negativ auswirken, allerdings hängt das in der Regel mit Gendefekten zusammen.
Ein niedriges Geburtsgewicht kann ebenfalls Ursache für eine Schwerhörigkeit sein.
Symptome einer Schwerhörigkeit bei Neugeborenen
70 % der von einer Hörstörung betroffenen Neugeborenen zeigen keine weiteren Symptome. Bei den übrigen 30 % gibt es noch andere Beeinträchtigungen, die auf ein Problem hinweisen können, beispielsweise eine gleichzeitig auftretende Blindheit. Wird ein Baby taub und blind geboren, kann eine Rötelnerkrankung während der Schwangerschaft dahinterstecken.
Wenn die Eltern von Hörbeeinträchtigungen betroffen sind, veranlassen die Ärzte automatisch einen Hörtest für das Baby. Bei Krankenhausgeburten ist es außerdem mittlerweile Standard, ein Neugeborenen-Hörscreening durchzuführen. Dabei werden mit einer kleinen Sonde im äußeren Gehörgang Klick-Geräusche ins Ohr abgegeben. Ein gesundes Ohr wirft Schallwellen zurück, die von einem Mikrofon gemessen werden können. Da Babys, die nicht in einem Krankenhaus geboren werden, kein automatisches Hörscreening erhalten, sollten Eltern ihr Kind in diesem Fall innerhalb der ersten drei Lebenswochen selbst testen lassen.
Die Symptome einer Hörbeeinträchtigung sind auch vom Alter des Kindes abhängig. Wenn das Hörvermögen Ihres Babys nicht getestet wurde und Ihnen einige der nachfolgenden Symptome auffallen, ist eine kinderärztliche Untersuchung empfehlenswert.
Es ist normal, dass Babys bei lauten Geräuschen erschrecken und vielleicht sogar anfangen zu weinen. Wenn Ihr Kind auf Geräusche in seiner Nähe nicht reagiert, sollten Sie sein Hörvermögen von entsprechend geschultem medizinischem Fachpersonal testen lassen.
Mit zunehmendem Alter sollte Ihr Baby mit den Stimmen der Eltern und anderer wichtiger Bezugspersonen vertraut sein. Reagiert Ihr Kind nicht, wenn es angesprochen wird, könnte das auf eine Hörstörung hinweisen.
Im Leben von Babys und Kleinkindern gibt es typische Meilensteine. So sollten sie mit 15 Monaten in der Lage sein, einzelne Wörter zu sprechen. Mit 2 Jahren kann ein Kind in der Regel Sätze mit zwei Wörtern bilden. Ist das nicht der Fall, mag es dafür zwar auch andere Erklärungen geben – wie eine langsame Entwicklung oder einen Hirnschaden –, allerdings sollte eine Hörstörung nicht ausgeschlossen und das Hörvermögen getestet werden.
Manchmal bleibt Taubheit oder eine Hörminderung unbemerkt, bis das Kind zur Schule geht und den Lehrern auffällt, dass es im Unterricht nicht aufpasst oder die geforderte Leistung nicht erbringen kann. Aufmerksame Eltern sollten eine Hörstörung ihres Kindes allerdings schon früher bemerken.
Online-Hörtests
Ältere Kinder können heute dank technischem Fortschritt ganz bequem von zu Hause einen Online-Hörtest durchführen. Für Menschen, die sich Sorgen um ihr Hörvermögen – oder das ihrer Kinder – machen, aber noch zögern, einen Spezialisten aufzusuchen, ist das ideal. Es gibt mehrere Gründe, die für einen Online-Hörtest sprechen: Zum einen spart man Geld und Zeit, vor allem, wenn sich herausstellt, dass das Hörvermögen normal ausgeprägt ist. Für eine kleine Gruppe von Menschen, die Angst vor dem Arztbesuch haben, ist der Online-Hörtest aber eine besonders wichtige Alternative.
Iatrophobie ist der Fachbegriff für die krankhafte Angst, zum Arzt zu gehen. Sie kann dazu führen, dass die Betroffenen dringend nötige und zum Teil lebensrettende Behandlungen vermeiden. Iatrophobie äußert sich in Panikattacken und Angstzuständen und muss in der Regel therapeutisch behandelt werden. Einen Online-Hörtest können Sie unter phonak.com/de-de/hoerakustiker/geschaeftsentwicklung/hoertest durchführen.
Es ist wichtig, dass Sie das Hörvermögen Ihres Babys so bald wie möglich nach der Geburt testen lassen. Achten Sie anschließend auf wichtige Meilensteine Ihres Kleinkindes, um mögliche Entwicklungs- und Hörprobleme frühzeitig zu erkennen. Behalten Sie das Hörvermögen Ihres Kindes auch nach dem Schuleintritt im Blick. Wenn Sie eine Hörbeeinträchtigung vermuten, sollten Sie professionellen Rat einholen. Heute gibt es glücklicherweise viele Möglichkeiten, eine Hörminderung zu behandeln.