Runtime, Pt. II


(Teil II der Runtime-Trillionogie, Teil I hier.)

„Schon unschön, was Deine Familie da gerade durchmacht“, sagte ich und legte Ihr aufbauend meine rechte Hand auf die Schulter. Innerlich fragte ich mich, warum sie sich nicht einfach auf Ihren Daumen setzt und Ihre Probleme nicht dem angeblich metrosexuellen Friseur von gegenüber erzählt, der nach 2 Jahren JVA mit anschließdendem Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung der schleswiger Nervenheilanstalt seit dem letzten Ersten wieder arbeitet. Er hatte vor Jahren entfernt mit Menschenhandel im Rotlichtmilieu zu tun, außerdem eine nekrophile Ader, die er gerne an Wochenenden nachts auf dem Schlachthof zwischen Bison- und Yakkadavern auslebte. Aber das sei Schnee von gestern, wie er seinen Therapeuten erfolgreich verkaufen konnte. Die Zeit wurde knapp und ich musste los, mit einem „Tschö mit ö“ verabschiedete ich mich von der anatolischen Regaleinräumerin, steckte mir das Haargel in die rechte Manteltasche und verschwand ohne zu bezahlen aus dem Geschäft. Schwarzkopf habe ich im Laufe meiner Zeit schon genug unterstützt, und 4 Euro werden Rossmann nicht ruinieren. Und ob Diebstahl wirklich illegal ist, soll mir mein Anwalt gleich erstmal bestätigen.

Auf dem Weg nach draussen hörte ich bereits im Windfang der Drogerie ein lautes Lamentieren einiger verunsicherter KFZ-Besitzer. Außerdem ein Hupkonzert, welches in seiner Lautstärke dem der griechischen Gastarbeiter nach der letzten EM vollends in den Schatten stellte. Klar hätten 4 weitere Autos auf dem von mir zugeparkten Parkplatz gemütlich stehen können, aber was ist schon Platz? Was ist Zeit, was ist Raum? Mit einem gekonnten Moonwalk glitt ich quasi rückwarts, die böswilligen Zurufe der übrigen Gäste vorsätzlich ignorierend, auf mein Auto zu. Kurz vor der Fahrertür hielt ich inne, drückte den Knopf des fernbedienbaren Türöffners und ging auf die Knie. Meinen rechten Fuß platzierte ich dabei meisterlich zwischen Ober- und Unterschenkel des linken Beines und stand mit einer Drehung wieder auf, die mich direkt auf den Fahrersitz beförderte. Nach dem Verschliessen der Türe fuhr mein elektrischer Getränkespender aus der Verkleidung der Handbremse hervor und servierte mir ein eiskaltes Glas Fanta. Mit Eiswürfeln und Strohhalm. Mit weniger als 2km/h fuhr ich dann weg. Im Rückspiegel sah ich noch eine rotköpfige Adrenalinexplosion, die zuletzt nur die besoffene Christina Aguilera im Tourbus der mitreisenden Roadies auszulösen vermochte, als sie Ihre Schenkelgrätsch-Eigennatursekt-Choreographie feilbot. Und jetzt erstmal zu Dr. Bergpfotse, meinem Anwalt. Der weiss Bescheid. Tun sie ja irgendwie alle.

„Herr Dr. Bergpfotse, ich habe da ein Problem!“, begrüßte ich den Juristen meines Vertrauens. Nicht nur mein Vertrauen hat er, auch das meines Hausarztes. Dem konnte jüngst in einem menschenunwürdigem Fall geholfen werden. Die Unfähigkeit in Bezug auf die englische Sprache des aus Ronneburg/Thüringen stammenden Arztes ist stadtbekannt. Dennoch verbringt Herr Doktor jeden Urlaubstag bei den Yankees, in den vereinigten Staaten von Amerika. Ein Urlaubsfoto, welches Ihn und seine Familie vor der Freiheitsstatue zeigt, hat er sich auf den linken Kotflügel seines Volvos airbrushen lassen. Seitdem lachte die gesamte Nachbarschaft über Ihn. Sie lachten den ganzen Tag. Laut und bei geöffnetem Fenster, selbst die Nachbarskinder zeigten mit dem Finger auf Ihn und lachten Ihn aus. Teilweise so laut, dass die gesamte Familie nachts nicht mehr einschlafen konnte. Mein Anwalt erreichte in einem Mammutprozess dann immerhin eine einstweilige Verfügung, der gesamten Nachbarschaft wurden nach Verhandlungsende in unregelmäßigen Abständen die Stimmbänder herausgetrennt. Seither ist Ruhe. Beinahe. Denn röcheln können sie noch. Eine Konsultation in der hauseigenen Praxis meines Arztes erinnert daher momentan stark an den Aufenthalt in einer ländlichen Mopszucht. Werde mir wohl über kurz oder lang einen neuen Arzt suchen müssen.

Bietet der Anwalt dem Herrn MC eine Fanta an?
Ist MC überhaupt rechtschutzversichert?

(Fortsetzung folgt)

Kommentare

8 Antworten zu “Runtime, Pt. II”

  1. […] Vorher lesen: Teil I, II, III!!! Der Motor des Busses startet, noch bevor die Tür geschlossen wird und ich mich hinsetze […]

  2. Mark sagt:

    whow! jetzt brauche ich erstmal ein glas wasser! :-)

  3. Malcolm sagt:

    Sehr schön, sehr schön! Freue mich auf den nächsten Teil!

  4. KleinesF sagt:

    Mich stört nur ein Wort: Fanta

  5. kolegaaa sagt:

    prima mc durch deine dir eigene art des parkens hast du endlich mal
    die akustische hingabe deiner dir gewogenen fangemeinde erfahren dürfen. aber mit 2 km? fährst du jetzt einen tiefergelegten bmw? hast du jetzt auch schon den praktischen handyhalter mit klettverschluss für den dreitagebart?
    fragen über fragen……… werden sie beantwortet?
    hat sich mc durch den genuss von dönerfleisch verändert????
    wir werden ja lesen dürfen :-)

  6. MC sagt:

    :-)
    @ Dave: Die entstand gänzlich ohne, pleeeeazebelieve!

  7. Dave sagt:

    Ok, I believe…

    …I can fly,
    I believe I can touch the sky
    I think about it every night and day
    Spread my wings and fly away

    ;-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert